"So ein Schwafler": ORF-Star Pariasek im Machtkampf mit seinem Sportchef

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Der Starmoderator leistete sich einen verbalen Ausrutscher gegenüber Hannes Aigelsreiter. Diesen will man beim ORF aber loswerden.

Wenn der ORF große Sportevents überträgt, dann ist Rainer Pariasek im Bilde. Seit drei Jahrzehnten ist der Moderator beim öffentlich-rechtlichen Sender omnipräsent. Ganz egal ob bei Siegerinterviews mit den großen Skistars oder bei Fußball-Länderspielen. Er ist das Gesicht der Redaktion – und er polarisiert. 

Viele Fans haben ihn ins Herz geschlossen. Trotz oder gerade wegen des einen oder anderen Versprechers, der dem 60-Jährigen im Laufe seiner TV-Karriere schon unterlaufen ist.

So ein Hoppala ist dem Starmoderator zuletzt auch im Zuge einer Redaktionsbesprechung passiert:

"Oida, du bist so ein Schwafler", schimpfte Pariasek in einem digitalen Meeting in Richtung seines Vorgesetzten, ORF-Sportchef Hannes Aigelsreiter. Was Pariasek in diesem Moment nicht bedachte: Das Mikrofon seines Laptops war nicht auf stumm geschaltet. Über 60 Mitarbeiter und Kollegen der Redaktion lauschten mit und vernahmen auch die Reaktion des Chefs, der Pariasek umgehend zurechtwies. 

"Es sind noch ein paar weitere Worte gefallen und diese Teammeetings werden immer aufgezeichnet“, sagt ein Mitglied der Redaktion, das anonym bleiben möchte. Ein anderer Insider fügt hinzu: „Es würde mich nicht wundern, wenn ein Ausschnitt davon in den sozialen Netzwerken landet."

Außen vor statt mittendrin

Ein Zwischenfall, der jedenfalls längst auch die Führungsebene am Küniglberg erreicht hat und der auch Folgen haben könnte. Dabei musste Pariasek in jüngster Vergangenheit ohnehin schon den einen oder anderen Rückschlag verkraften.

So durfte der Niederösterreicher etwa bei der Ski-WM in Saalbach nicht mehr aus dem WM-Studio moderieren. Auch beim Fußball ist er nicht mehr automatisch gesetzt. Der ORF hat in diesem Jahr zwei Länderspiele der Männer übertragen. Bei beiden war Pariasek vor Millionen-Publikum außen vor. Im März bei der Nations-League-Partie gegen Serbien moderierte Alina Zellhofer. Beim Start der WM-Qualifikation gegen Rumänien Anfang Juni führte Oliver Polzer durch die Sendung – drei Tage vor dem besagten Redaktionsmeeting mit Pariaseks verbalem Ausrutscher.

Hat sich in diesem Moment sein Frust entladen? „Ich war zu diesem Zeitpunkt etwas unglücklich, das stimmt“, sagt Rainer Pariasek zum KURIER, fügt aber beschwichtigend hinzu: „Ich hatte mittlerweile ein Gespräch mit Aigelsreiter, in dem wir alles geklärt haben.“ Dabei sei ihm zugesichert worden, „dass es ab Herbst wieder anders sein wird.“

Ob das wirklich so kommt? Insider berichten indes, Aigelsreiter wolle Pariasek künftig auch vom Ski-Weltcup nach und nach abziehen. Ob Aigelsreiter Pariasek loswerden oder sein Team einfach nur verjüngen will, diese Frage wollte der KURIER dem Sportchef stellen. Dieser gab jedoch keine Stellungnahme ab.

Dabei könnte sich das Thema auch anders lösen. Denn Fakt ist: Der ORF will Aigelsreiter loswerden und hat dem 61-Jährigen unlängst den Golden Handshake angeboten. Und das nicht nur, weil der Sender zum Sparen gezwungen ist. Aigelsreiter hat sich in seinen gut zwei Jahren als Sportchef nicht nur beim Großteil der eigenen Belegschaft Unmut zugezogen. Auch in der Führungsebene ist man sauer. Als größte Kritikerin des Sportchefs gilt dem Vernehmen nach Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz.

Als Kritikpunkt gilt fehlendes Management. Tenor: Der frühere Radiojournalist sei nicht nur nicht in der Lage, eine multimediale Hauptabteilung mit 130 Mitarbeitern zu führen, sondern zeige auch kaum Interesse daran. „Er ist damit überfordert, Konflikte zu moderieren, und lässt es einfach laufen“, sagt ein Insider.

Noch ein Konflikt

Einen solchen Konflikt gebe es seit geraumer Zeit auch im Formel-1-Lager des ORF. Demnach können Teamleiter Marc Wurzinger und Moderator Ernst Hausleitner nicht miteinander und werden mit ihrem Konflikt alleine gelassen.

„Die Redaktion wird komplett von seiner Stellvertreterin Veronika Dragon-Berger geführt“, sagt ein ehemaliger ORF-Mitarbeiter. Aigelsreiter sei nicht nur selten anwesend. Auch diverse Stakeholder des ORF – wie etwa Vertreter großer Sportverbände – berichten, dass der Sportchef seit seinem Amtsantritt nicht greifbar und bei wichtigen Terminen kaum vertreten sei.

Ob Generaldirektor Roland Weißmann deshalb Aigelsreiters Vorgänger Hans Peter Trost schon wenige Monate nach dessen Pensionsantritt und Übergabe an den neuen Sportchef in beratender Funktion zurückholte? Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Den Golden Handshake lehnte Hannes Aigelsreiter ab.

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