ORF-Chef Wrabetz: „Eine kritische Situation“

ORF-Chef Wrabetz: „Eine kritische Situation“
Der Generaldirektor warnt beim Newsroom vor Millionen-Kosten, sollte der Bau nicht gemäß Plan finalisiert werden – und zielt damit auf Wahlkonkurrentin Totzauer

Der ORF ist eine Baustelle – aber es wird. Generaldirektor Alexander Wrabetz bat am Montag Journalisten auf den Küniglberg, um beim Vorzeige-Projekt Medien-Campus den Bau-Fortschritt – Marke ¾-fertig – zu begutachten. Dort wird sich künftig neben Sendern wie Ö1 oder Ö3 auch das neue Herzstück der ORF-Information befinden: Im multimedialen Newsroom werden alle Mediengattungen des Öffentlich-Rechtlichen vereint.

Das Umfeld dort bringt ein neues Arbeiten, das sich, so meinte Wrabetz, mit dem Campus der US-Giganten vergleichen lässt – jedenfalls, was Begegnungszonen betrifft. Auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern entstehen 270 Wechselarbeitsplätze für 400 Mitarbeiter sowie Studios für Radio und TV sowie solche, die multifunktional sind.

ORF-Chef Wrabetz: „Eine kritische Situation“

Die bauliche Neuaufstellung des ORF schreitet fort: das Ö1-Haus und der Newsroom-Trakt

Wie das genau wird, diskutieren Mitarbeiter, je näher die Besiedelung rückt, immer intensiver.

Wie die Debatte geführt wird, interessiert angesichts der ORF-Chef-Wahl am 10. August auch Polit-Kreise. Mitte 2022 soll jedenfalls in diesem Komplex der Betrieb hochgefahren sein.

Gut geplant

Stand jetzt: Das 300-Millionen-Euro-Projekt liegt „innerhalb der Kosten, Qualitäten und Termine“, unterstrich Wrabetz erneut. „Es ist aber eine kritische Situation mit endgültiger Fertigstellung, technischer Inbetriebnahme und den Besiedlungen“, warnte er. Das Geheimnis des bisherigen Erfolgs sei, „dass alles gut durchgeplant war und sich nichts Wesentliches mehr geändert hat. Wenn jetzt Unsicherheit darüber entsteht, dann schaut es mit den Kosten gleich ganz anders aus. Da sind rasch einmal ein paar Zehn-Millionen weg.“

Damit zielte Wrabetz auf die bisher einzige Gegenkandidatin um den Posten des ORF-Generaldirektors, Lisa Totzauer. Die ORF1-Channel-Managerin hatte in einem Presse-Interview gemeint, sie würde den Newsroom nicht mehr so aufstellen und wichtiger als Zusammensitzen wären technische Tools für schnelle Zusammenarbeit.

Nicht involviert

„No, na“, meinte dazu der General am Montag. Ein mit der APA entwickeltes „Newsroom-Portal“, das themenzentriertes und plattformübergreifendes Arbeiten erleichtern soll, gehe deshalb bereits im vierten Quartal in Betrieb. Mit dem weiterentwickelten Raumkonzept habe man aus Problemen bei anderen Sendern wie der BBC gelernt. Mit der auch räumlichen Berücksichtigung von Ad-hoc-Teams, die aufgrund von Ereignissen schnell aus verschiedenen Bereichen zusammengesetzt werden, hat man konzeptionell Zukunftsweisendes zu bieten.

ORF-Chef Wrabetz: „Eine kritische Situation“

Die künftige Info-Zentrale des ORF auf dem Küniglberg. Wer dann Chef ist entscheidet sich am 10. August

Das ORF1-Channelmanagement war da nicht involviert, weil die aktuelle Information, wie Wrabetz ausführte, von dort vor längerer Zeit abgezogen und unter Verantwortung der zentralen ORF2-Information gestellt wurde. Dort würden auch „die relevanten Social-Media-Aktivitäten“ entstehen, wie etwa die geplanten für Tiktok sowie die bereits laufenden wie etwa die „ZiB" auf Facebook.

Richtig machen

Mit Konkurrenten um den ORF-Top-Job wollte sich Wrabetz am Montag - eigentlich - nicht beschäftigen. Er wolle nicht durchdeklinieren, wer sich vielleicht bewirbt und was die Konzepte, die man noch nicht kennt, bedeuten würden. Aber direkt an die Adresse der ORF1-Chefin und die bescheidene Sender-Performance gerichtet war der Hinweis, dass erhoffte Erfolge etwa auf Social Media, nicht heiße, dass man Zuschauer mit dem Channel, für den man verantwortlich ist, nicht erreichen muss. Das sei möglich wie der Sport, die großen Unterhaltungsevents und auch Fiktionales es gezeigt hätten - „wenn man es richtig macht.“

Was die Führungspositionen im Newsroom betrifft, und das ist politisch brisant, will Wrabetz gleich nach der Wahl aktiv werden. Das will er umsetzen „mit transparenten Ausschreibungen und Besetzungsprozessen unter Mitwirkung der Redakteure sowie teilweise, dort, wo es um Strukturen geht, betriebsrätliche Mitsprache.“ Alles klar und transparent, so seine Ansage, und „unabhängig vom Wahlausgang.“

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