American Factory
Dokumentation
Es ist eine skurrile Betriebsfeier in China, der man als Zuseher da beiwohnt: Da findet sich ein roter Teppich, es gibt Feuerwerke, einige Mitarbeiter lassen sich trauen und ein paar US-Amerikaner tanzen auf der Bühne zu „YMCA“.
Sie sind zu Besuch in der Zentrale von Fuyao, jenem chinesischen Unternehmen, das auf Scheiben für Autos spezialisiert ist und ihr nunmehriger Arbeitgeber in Dayton, Ohio ist.
2008 musste General Motors seine Fabrik in der Stadt einstellen, mehr als 10.000 standen ohne Arbeit da. 2010 kam schließlich Fuyao und belebte den Standort wieder.
„American Factory“, seit dieser Woche beim Streamingdienst Netflix zu sehen, erzählt von diesem durchaus schwierigen Unterfangen. Es ist die erste Doku aus dem Hause Obama: Der ehemalige US-Präsident und seine Frau haben mit ihrer Produktionsfirma Higher Ground einen Deal mit Netflix. „American Factory“ haben sie am diesjährigen Sundance-Festival eingekauft, wo die Filmemacher Julia Reichert und Steven Bognar mit dem Regiepreis für ihre Doku ausgezeichnet wurden.
Reichert und Bognar begleiteten die Geschehnisse in der Fuyao-Fabrik über drei Jahre hinweg. Dass sie nie weggeschickt wurden, habe sie teils selbst überrascht, wie sie in Interviews sagten.
Und so ist man bei euphorischen Momenten dabei, als die ehemaligen Angestellten von General Motors ihre neuen Jobs antreten und zum ersten Mal auf ihre chinesischen Kollegen treffen, mit denen sie künftig in Teams arbeiten sollen. Und die sie als Zeichen der Gastfreundschaft zum Truthahnessen einladen und mit ihren Waffen schießen lassen.
Aber die Kamera hält auch drauf, wenn sich das Zusammentreffen der zwei Kulturen weniger reibungslos gestaltet: Dass die Amerikaner Gewerkschaften wollen, stößt bei den chinesischen Vorgesetzten auf Unverständnis. Überhaupt scheint die Einstellung zu Arbeit, Sicherheit und Geld auf beiden Seiten eine andere zu sein, was regelmäßig zu Konflikten führt.
Das können auch die Kurse, in denen die chinesischen Mitarbeiter mehr über ihre neue Heimat lernen sollen, nicht beheben. Die Amerikaner seien langsam, weil sie dicke Finger hätten, hört man an einer Stelle. Umgekehrt erscheint die Arbeitsmoral der Chinesen manchen als übertrieben.
Dennoch merkt einer der Amerikaner bei der Feier in China sichtlich gerührt an: „Wir sind ein großer Planet. Eine Welt, die irgendwie geteilt ist, aber wir sind eins.“
>> "American Factory" bei Netflix
Was sonst noch läuft: Tote Mädchen lügen nicht (Staffel 3)
Drama-Serie
Die kontroversielle Drama-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ („13 Reasons Why“) geht weiter: Staffel eins erzählte vom Suizid der Schülerin Hannah Baker, auf eine Art und Weise, für die Netflix heftig kritisiert wurde (vor wenigen Wochen wurde die umstrittene Suizidszene entfernt). In der dritten Staffel wird Bryce, der in Season 2 wegen Vergewaltigung vor Gericht musste, ermordet aufgefunden. Ein Motiv hätten viele an der Liberty High School – vor allem, da Bryce nur mit einer Bewährungsstrafe davongekommen war.
>> zu sehen bei Netflix
Divorce (Staffel 3)
Dramedy-Serie
Die dritte und letzte Staffel von "Divorce" startete diese Woche bei Sky: Frances („Sex And The City“-Star Sarah Jessica Parker) und Robert (Thomas Haden Church) sind in der letzten Phase ihrer Scheidung. Nun müssen sie beginnen, sich voneinander abzunabeln. Frances sucht ihr Glück in der New Yorker Kunstszene, während Robert sich neu verlobt hat. Und nicht nur das: Seine Neue ist auch schwanger. Dabei weiß Robert nicht, ob er überhaupt noch einmal Familie möchte.
>> zu sehen bei Sky
Hyperdrive
Auto-Serie
Rennfahrer aus aller Welt treten in dieser Serie auf spektakulären Hindernisparcours mit frisierten Autos gegeneinander an: Die Macher haben diesen eigens in England bauen lassen. Eines der Hindernisse ist der "Leveler", eine riesige Wippe, über die die Autos fahren müssen. Schauspielerin Charlize Theron ist Co-Produzentin, die zehn Episoden von „Hyperdrive“ sind seit dieser Woche zum Streamen verfügbar.
>> zu sehen bei Netflix
Love Alarm
Drama-Serie
In der neuen koreanischen Netflix-Produktion erkennt eine Handy-App Gefühle und zeigt den Nutzern heimliche Verehrer im Umkreis von wenigen Metern an. Die junge Kim gerät so in eine schwierige Dreiecksbeziehung - und fragt sich, ob ihr Leben ohne "Love Alarm" anders verlaufen wäre.
>> zu sehen bei Netflix
Es
Horror
Die Verfilmung von Stephen Kings Roman mit Bill Skarsgård als Grusel-Clown Pennywise ist nun auch bei Netflix verfügbar. Pünktlich, um sich die Handlung wieder in Erinnerung zu rufen, denn Anfang September soll "Es 2" in die heimischen Kinos kommen: In Teil eins verschwinden immer mehr Bewohner der Kleinstadt Derry, bis sich eine Gruppe Kinder auf die Suche nach dem Grund begibt - und auf den schaurigen Pennywise stößt.
>> zu sehen bei Netflix
Shoplifters
Drama
Kore-eda Hirokazus Porträt einer diebischen Großfamilie gewann im Vorjahr in Cannes die Goldene Palme und läuft ab Dienstag bei Amazon Prime Video. Im Mittelpunkt steht die unkonventionelle Familie Shibata, die am Rande Tokios lebt und sich mit Diebstählen über Wasser hält. Trotz größter Armut scheinen die Shibatas nicht unglücklich zu sein und sehen auch keine Einwände, ein verwahrlostes Mädchen bei sich aufzunehmen. Eine ausführliche Kritik zu "Shoplifters" finden Sie hier.
>> ab 27. August bei Amazon Prime Video
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