Nina Proll: „Ich vermisse meine Vorstadtweiber“

"Kritik trifft mich dann, wenn sie von Menschen kommt, die mir etwas bedeuten. Wenn mich irgendwelche Leute auf Facebook beschimpfen, ist mir das egal“, sagt Nina Proll
Die ROMY-nominierte Schauspielerin im Gespräch über Preis und Krise.

Eine KURIER ROMY als beliebstete Schauspielerin hat sie schon; auch heuer darf sie auf diese Auszeichnung wieder hoffen. Denn als „Vorstadtweib“-Nicoletta (und nicht nur als diese) spielt sich Nina Proll regelmäßig in die Herzen der Zuschauer.

Doch wie geht es der Künstlerin in Zeiten der Corona-Pandemie? „Wir sind glücklicherweise alle gesund und haben plötzlich viel Zeit für uns, was wir sehr genießen“, so die mit dem Schauspieler Gregor Bloéb verheiratete Mutter zweier Kinder. „Wir leben kommunenartig auf unserem Hof. Jeder hat bestimmte Aufgaben und muss mithelfen, um zehn Uhr starten wir mit der Schule, bis ca. 13 Uhr, beim Kochen wechseln wir uns ab, nach den erledigten Pflichten im Schulbereich.“

Kreative Überbrückung

Und: „Mein aktuelles Programm ,Kann denn Liebe Sünde sein?‘ kann ich derzeit nicht spielen. Ich musste zwei Konzerte verschieben, aber auch da weiß ich nicht, ob diese Termine halten. Unsere Branche ist vermutlich die letzte, die wieder geöffnet wird. Da überlege ich mir natürlich, was das heißt auf lange Sicht. Und auch, wie kann ich mein Programm adaptieren, wenn es wieder irgendwann so weit ist“, so Proll, die „die Zwangspause von Live-Auftritten und Dreharbeiten möglichst kreativ“ überbrücken will.

Nina Proll: „Ich vermisse meine Vorstadtweiber“

Nina Proll mit Maria Köstlinger in der ORF-Serie "Vorstadtweiber"

Existenzielle Probleme

Denn, so Proll: „Vor der Krise haben Dinge wie ,Manspreading‘, Rauch- und Wurstsemmelverbote die Schlagzeilen beherrscht. Noch vor einem Monat gab es einen Runden Tisch mit Expertinnen und Experten zum Thema ,Ist dieses Kleid zu gewagt für den Opernball?‘. Jetzt beschäftigen wir uns mit Ausgeh-, Reise- und Arbeitsverboten. Das sind etwas existenziellere Themen und Probleme. Und es zeigt, wie lächerlich die Probleme waren, die wir vor Corona gehabt haben.“

Ob Proll auf eine ROMY hofft? Lachend: „Wer denn nicht! Ich hoffe immer noch, dass ich die beliebteste Schauspielerin bin“, sagt die unlängst auch im „Tatort“ Weimar als Ermittlerin engagierte Darstellerin. Könnte sich Proll in dieser Hinsicht weitere „Ermittlungen“ vorstellen? „Nachdem ich mit Barbara Albert ,Nordrand‘ gedreht habe, wurde mir eine Rolle als Kommissarin in einer Krimi-Serie angeboten. Ich habe aber abgelehnt, weil ich mich nicht damit abfinden wollte, jahrelang die gleiche Frage zu stellen: ,Wo waren Sie gestern Abend‘.“

Nina Proll: „Ich vermisse meine Vorstadtweiber“

Im "Tatort" mit Christian Ulmen

Entschleunigte Zeit

Nachsatz: „Außerdem bin ich nicht der größte Krimi-Fan. Das ist nicht mein Lieblingsmetier. Es gibt so unendlich viele davon, dass man sich fragt, warum. Aber auch das kann sich vermutlich nach der Krise ändern. Die Leute haben es dann vielleicht satt, Leichen und Mörder zu sehen und entwickeln ein Bedürfnis nach anderen Stoffen. Mein Herz schlägt jedenfalls immer schon für Komödien, Tragödien und für Arthouse. Ich würde gern wieder etwas in diese Richtung machen.“

Proll weiter: „Ansonsten vermisse ich meine ,Vorstadtweiber‘ und hoffe, dass wir bald wieder am Set stehen – und zwar nicht mit 1,5 Meter Abstand.“ Vorerst aber gilt: „Warten, wie es mit dieser Corona-Pandemie weitergeht. Und die Zeit nützen. Denn diese Krise führt auch zu einer Art von Entschleunigung. Man muss nicht täglich perfekt funktionieren. Das ist ein völlig neues Gefühl. Obwohl ich natürlich hoffe, dass bald alles wieder gut wird.“

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