Neuer "SOKO Donau"-Kommissar: "Der Piefke muss sich erst einleben“
Eben erst ging Staffel 16 zu Ende – schon folgt die neue Staffel der „SOKO Donau“ – und das mit neuem Ermittler.
Stefan Jürgens gibt nach 15 Jahren als Major Carl Ribarski die Schlüssel des goldfarbenen Opel Commodore ab. Sein Nachfolger ist der Münchner Martin Gruber (52), der dem Fernsehpublikum vor allem als Leiter der „Bergretter“ bekannt ist. Er spielt Kriminalhauptkommissar Max Herzog vom LKA Düsseldorf, der im morgigen Auftaktfall wegen einer Querverbindung nach Wien reist.
Hier muss er gleich zwei Geiselnahmen miterleben. Bandenchef Moser (Johannes Krisch) soll endlich festgenagelt werden. Es scheint beweisbar, dass sein Sohn für ihn gemordet hat. Worauf Moser den Sohn eines Justizbeamten entführen lässt, um diesen zu erpressen. Er soll Gio, den Kronzeugen gegen die Mosers, töten. Der Justizbeamte nimmt Gio auf der Polizeiwache als Geisel. Eine knifflige Situation, in der Ribarski plötzlich an seine moralischen Grenzen geht.
Was Herzog von Ribarski unterscheide?
„Der reiht sich da schon ein„die Dialoge sind ähnlich geblieben“, sagt Gruber zum KURIER. „,SOKO Donau‛ ist mit dem Anspruch angelegt, Geschichten zu erzählen, die vom Publikum als humoreskes, überzeichnetes Abbild der Realität wahrgenommen werden. Herzog ist einer, der moralisch geradlinig ist, und genauso wie der Ribarski seine Momente hat, in denen er die ganze Sache auflockert.“
Augenzwinkern
Die Serie sei kein „moralinübersäuertes Kriminalspektakel, das ganze findet mit einem großen Augenzwinkern statt und deswegen funktioniert das Format auch nach 17 Jahren noch so gut.“
Ein weiterer Grund: „Weil es hinter den Kulissen einfach passt. Es menschelt so unglaublich, wie ich es wirklich selten erlebt habe. Wir hatten es damals bei den ,Bergrettern‛ ähnlich, die wurden lustigerweise ja auch in Österreich gedreht.“
Seine Figur werde von den Autoren „sehr vorsichtig eingeführt“, meint Gruber, „ich glaube, das ist auch dem großen Fußabdruck geschuldet, den der Stefan hinterlassen hat. Man möchte dem Zuschauer nicht das Gefühl geben: Jetzt ist der eine weg und jetzt müsst ihr den anderen akzeptieren.“
Erst zum Ende der 17. Staffel komme man „da ungefähr hin, dass Herzog ein gleichwertiges Mitglied der SOKO“ sei. Davor drehe es sich „um die Tatsache, dass sich der Piefke jetzt erst mal hier einleben muss“. Es müssen „sprachliche Schwierigkeiten“ überwunden werden.
Eingelebt
Im echten Leben hat sich Gruber, der weiterhin München als Homebase hat, in Wien längst eingelebt. Derzeit wird Staffel 18 gedreht.
Gruber erzählt: „Ich habe mir eine Jahreskarte für den Zoo zugelegt, fürs Naturhistorische und Kunsthistorische Museum. Und ich genieße jeden freien Moment, wenn ich mit dem Fahrrad an der Donau entlang fahre.“
Der Commodore
In der Serie ist er weniger klimafreundlich unterwegs, er übernimmt den Opel Commodore aus den 70er-Jahren. „Da hat Max Herzog beim Autoschlüsselfangen die Hand zu früh ausgestreckt“, sagt er lachend. „Wobei, der ist ja cool.“
Es gebe zwei Wägen, der mit Gangschaltung habe vor seiner Überholung „wie ein fahrender Benzinkanister“ gerochen, erzählt Gruber. „Jetzt fahren wir die Automatik-Variante und die ist wirklich grandios. Man kommt sich vor wie bei einer Oldtimer Rallye.“
Wien sei ihm ebenso ans Herz gewachsen. Gruber: „Am Anfang hat man gesagt: ,Mit dem Wiener Schmäh musst du vorsichtig sein, gerade wenn du als Deutscher hierher kommst.‛ Fand ich überhaupt nicht. Ich hatte nur nette Begegnungen.“
Der Schmäh scheint ohnehin tadellos zu rennen. Als Gruber im Interview kurz als „Herr Herzog“ angesprochen wird, sagt er lachend: „Ich höre auf jeden Namen, ich bin Schauspieler ...“
KURIER: In Ihrer erste Folge sagen Sie: „Wirklich nettes Team haben Sie hier.“ War das auch im realen Leben ein Grund, nach Wien zu kommen?
Martin Gruber: Also ich kannte das Team vorher nicht, bis auf zwei Kollegen, Andreas Kiendl und Lilian Klebow. Aber nach einem Jahr kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass das ein wirklich harmonisches und homogenes Team ist bei der "SOKO Donau". Meines Erachtens ist das auch der Grund, warum diese Serie auch nach 17, 18 Jahren noch läuft. Weil es hinter den Kulissen einfach passt. Es menschelt so unglaublich hinter den Kulissen, wie ich es wirklich selten erlebt habe. Und das macht das Ganze einfach wahnsinnig angenehm. Wir hatten es damals bei den „Bergrettern“ ähnlich, die wurden lustigerweise ja auch in Österreich gedreht. (lacht)
Ribarski war ein etwas ambivalenter Charakter - mit klaren moralischen Regeln, die er jetzt in seinem letzten Fall bricht und dann die Konsequenzen zieht. Wie würden Sie den Nachfolger Max Herzog charakterisieren?
Also der reiht sich da schon ein, die Autoren haben sich beim Austausch der Figuren tatsächlich etwas gedacht. Die Dialoge sind ähnlich geblieben, aber der Schauspieler, der sie spricht, ist ein anderer. Und deswegen wird daraus natürlich auch eine etwas andere Figur. Aber grundsätzlich ist die "SOKO Donau" ja mit dem Anspruch angelegt, Geschichten zu erzählen, die vom Publikum als unterhaltsames, humoreskes, überzeichnetes Abbild der Realität wahrgenommen werden. In diesem Sinn ist der Herzog auch einer, der moralisch geradlinig ist, aber genauso wie der Ribarski auch seine Momente hat, in denen er die ganze Sache auflockert. Man hat nicht das Gefühl, dass das ein moralinübersäuertes Kriminalspektakel ist, wo am Ende immer ganz klar aufgeklärt ist, was gut und was böse ist. Das ganze findet mit einem großen Augenzwinkern statt und deswegen funktioniert das Format auch so gut. Ob ich das hinbekommen habe, weiß ich nicht. Ich hoffe es schwer. Die Fußstapfen von Stefan Jürgens sind natürlich riesig, da will ich nicht direkt hineinsteigen. Ich versuche einfach, einen neuen Fußabdruck zu hinterlassen. Mal schauen, ob es funktioniert.
In der ersten Folge kommen Sie gerade erst rein. Können Sie einen Einblick geben, wie die Chemie mit dem Klaus Lechner sein wird. Gibt es da Reibungen oder wird der Max Herzog versuchen, den Ton anzugeben?
Fakt ist, dass der Max Herzog sehr vorsichtig eingeführt wird und ich glaube, das ist auch dem großen Fußabdruck geschuldet, den der Stefan hinterlassen hat. Man möchte dem Zuschauer nicht das Gefühl geben: Jetzt ist der eine weg und jetzt müsst ihr den anderen akzeptieren. So ist es eben nicht geschrieben. Der Herzog wird sehr vorsichtig eingeführt. Und ich möchte jetzt mal behaupten, dass man in den ersten vier, fünf Folgen gar nicht das Gefühl hat, dass er richtig mit dabei ist. Da sind dann schon noch die anderen Figuren ganz klar im Vordergrund. Und so nach und nach wird dann der Herzog gleichwertig gezogen, dass man dann das Gefühl hat: Okay, jetzt hat der Piefke sich in Wien eingelebt und jetzt ist er ein gleichwertiges Mitglied der SOKO. Erst zum Ende der 17. Staffel kommen wir da ungefähr hin. Die Diskrepanz, die es vielleicht früher zwischen den Kommissaren gegeben hat, die gibt es in der Form jetzt nicht, weil es sich vielmehr um die Tatsache dreht, dass sich der Piefke jetzt erst mal hier einleben muss. Und dann entstehen natürlich die Situationen, wo man gewisse Ausdrücke noch gar nicht kennt, er sich dann fragt, warum jetzt unbedingt wer lange im Häfen sitzen muss. Er versteht "Hafen". Die sprachlichen Schwierigkeiten - Was ist ein Beisl, was ist ein Häfn? - diese Komplikationen müssen erst mal überwunden werden.
Haben sie sich auch bewusst in ihrem Spiel zurückhalten müssen, weil Sie vorsichtig eingeführt werden?
Nein, das war so geschrieben. Ich musste da überhaupt nicht an mich halten. Ich durfte da drauf los spielen. Aber ich hatte sehr wenig Spielfläche am Anfang, die hat sich erst im Laufe der Zeit vergrößert. Ich glaube, das war eine sehr gute Strategie von der Produktion bzw. von den Autoren, weil man dann dem Zuschauer nicht zumutet, dass er sich jetzt sofort an dieses neue Gesicht gewöhnen muss, sondern dass man wirklich den Zuschauern eine Wahl lässt. Jetzt stehen tatsächlich die anderen Figuren im Vordergrund und so nach und nach kommt dann erst der Piefke dazu. Ich glaube, das funktioniert, weil man dem Zuschauer dann die Möglichkeit gibt, zu sagen: Mag ich oder mag ich nicht.
Aber den alten Opel Commodore muss er jedenfalls übernehmen ...
Da hat Max Herzog beim Autoschlüsselfangen die Hand zu Früh ausgestreckt. Den muss er übernehmen. (lacht) Wobei, der ist ja cool. Das ist ein tolles Auto! Es gibt ja zwei Varianten, eine mit Gangschaltung und eine Automatik-Version. Die Second Unit dreht meistens mit der Automatik-Version und wir haben dann den normalen Schalter. Und letztes Jahr, als er noch nicht überholt wurde, roch der wirklich wie ein fahrender Benzinkanister, da waren ein paar undichte Stellen im Auto. Vor der 18. Staffel hat man den dann ein bisschen hergerichtet. Jetzt fahren wir die Automatik-Variante und die ist wirklich grandios. Man kommt sich jedes Mal vor wie bei einer Oldtimer Rallye, wenn man in dieses Auto einsteigt.
Sie verbringen seit vergangenem Jahr viel Zeit in Wien. Wie gefällt es Ihnen hier?
Ich habe mir mittlerweile eine Jahreskarte für den Zoo zugelegt, eine Jahreskarte für das Naturhistorische und Kunsthistorische Museum. Und ich genieße jeden freien Moment, wenn ich im Fahrrad an der Donau entlang fahren kann. Ich muss echt sagen, Wien ist mir ans Herz gewachsen. Am Anfang haben die Leute gesagt: „Mit dem Wiener Schmäh, da musst du vorsichtig sein, gerade wenn du als Deutscher hierher kommst, dann ist es vielleicht unter Umständen bisschen kompliziert.“ Fand ich überhaupt nicht. Ich hatte wirklich nur nette Begegnungen und gegenseitiges Interesse. Es gibt ja Drehorte, zu denen fährt man uns sagt: „Gut, jetzt bin ich hier ein paar Monate und dann bin ich aber froh, wenn ich wieder weg bin.“ Das kann ich hier nicht behaupten, genau im Gegenteil. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hierher fahre und drehen kann. Ich fühle mich nicht nur nett und gut aufgenommen, sondern ich hab auch das Gefühl, man hat mir auf sehr nette Art und Weise hier ein Wohlfühlnest geschaffen, in dem ich mich kreativ ausleben darf.
Sie sind in München aufgewachsen. Ist das auch weiterhin Ihre Homebase?
Das muss weiterhin die Homebase bleiben, klar. Aber die Strecke zwischen München und Wien ist - mit Auto oder mit Zug - überschaubar, das ist nicht so tragisch.
Aber nicht mit dem Commodore …
Nein, mit dem Commodore wäre es dann doch ein bisschen länger. (lacht) Da könnte man sich nur überlegen, ein YouTube-Video zu machen. Wie fahre ich mit dem Commodore von Wien über die Alpen nach München?
Sie hatten ja immer wieder Berührungen mit der SOKO-Reihe, auch bei „SOKO Donau“. Da waren Sie mal in einer Folge dabei.
Ja, 2017 war ich als Gast hier. Aber da stand ich auf der anderen Seite des Gesetzes.
Haben Sie damals eigentlich schon überlegt, dass das eigentlich ein nettes Team wäre. Und was bedeutet Ihnen nun diese Krimiserien-Hauptrolle?
Bei den „Bergrettern“ hat man immer gesagt: Das ist eigentlich eine Kommissargeschichte in den Bergen, obwohl ich kein Kommissar war. Aber wir haben ja auch Fälle behandelt. Ich hatte nie eine Waffe im Holster. Ich hatte nie ein Team um mich herum, das kriminalistisch recherchiert und gearbeitet hat. Das kam jetzt in der Form in der Rolle des Max Herzog dazu. Und das macht es natürlich interessant, weil ich auch einen ganz anderen Einblick in die Arbeit der Polizei bekommen habe. Ich habe mich im Vorfeld natürlich schlau gemacht, versucht, mit echten Polizisten zu reden, die mir dann auch ein bisschen Einblick in ihren Job gewährt haben. Und seitdem ich diesen fiktiven Charakter spiele, hab ich noch viel mehr Respekt für die Arbeit der Polizisten, als ich vorher sowieso schon hatte. Auch wenn wir's nur spielen, aber es gibt in gewissen Szenen Momente, in denen man ganz schnelle Entscheidungen treffen muss. Wenn wir zum Beispiel die Handschellen anlegen oder rufen: „Bleiben Sie stehen und bewegen Sie sich nicht!“, dann haben wir die Möglichkeit, das zu wiederholen, wenn’s schlecht läuft. In der Realität hast du aber ein Gegenüber, das du nicht einschätzen kannst und sich dann korrekt zu verhalten und alles den Regeln nach abzuspulen, und dabei menschlich zu bleiben, das halte ich für eine unglaubliche Herausforderung. Meine Hochachtung, was da jeden Tag geleistet wird. Das hat die Rolle mit mir gemacht. Ich habe das Gefühl, jetzt noch viel besser schätzen zu wissen, was die Polizei an Arbeit leistet.
Max Herzog ist vom LKA Düsseldorf gekommen, Fachdezernat Korruption. Wird sich das auch thematisch bei einzelnen Fällen widerspiegeln?
Der Fall, der in der Übergangsfolge der 17. Staffel behandelt wird, wo Carl Ribarski so austickt, mit dem haben wir im Düsseldorfer Dezernat auch zu tun. Und das ist der Grund, warum ich da als Max Herzog nach Wien geschickt werde. Man darf sich natürlich auch nie fragen: Wäre es bei der Kriminalpolizei im richtigen Leben denkbar, dass man tatsächlich von Düsseldorf nach Wien versetzt würde? Rechtlich wäre das natürlich gar nicht möglich, weil die Ausbildung eine ganz andere ist und die Rechtsprechung teilweise anders ist. Also daran merkt man: Es ist und bleibt Fiktion, was wir da machen. Ich weiß auch bis heute nicht, aus welchen Gründen die Figur Max Herzog versetzt wurde. Das wurde einmal angerissen und dann nie mehr in irgendeiner Form in der Serie behandelt.
Man sagt oft: Krimis gehen immer. Schauen sie selber gern Krimis? Und was macht für Sie den Erfolg der „SOKO Donau“ aus?
„SOKO Donau“ ist für mich das Paradebeispiel für die perfekte Mischung zwischen einem spannenden Fall, aber eben auch dieser Leichtfüßigkeit, die es dem Zuschauer ermöglicht, nicht nur über die Dramatik des Falles nachzudenken, sondern auch die Möglichkeit haben, zwischendrin durchzuatmen und zu lachen und einfach eine gute Zeit zu haben. Ich persönlich bin jetzt kein allzu großer Fan von den ganz brutalen Kriminalfällen im Fernsehen. Da bin ich zu weich gestrickt. Ich mag einen guten Krimi, aber ich brauche es nicht blutrünstig.
Aber ganz so leichtfüßig wie “Rosenheim Cops“ dann auch wieder nicht?
Das ist dann wieder fast zu leichtes Tanzen. Nein, „SOKO Donau“ hat genau die richtige Mischung.
Danke für das Gespräch, Herr Herzog, äh … Herr Gruber natürlich.
Ich höre auf jeden Namen, ich bin Schauspieler … (lacht)
Fakten zur Serie
Ursprung
2005 ging „SOKO Donau“ aus der Serienfamilie um „SOKO 5113“/"SOKO München" (1978 - 2020) hervor
252 Folgen
wurden bisher gedreht. „SOKO Donau“(im ZDF „SOKO Wien“) ist damit eines der längstlaufenden SOKO-Formate
Rochaden
Von der Urbesetzung sind Lilian Klebow und Helmut Bohatsch noch dabei. 2017 ging Gregor Seberg, ihm folgte Michael Steinocher, 2021 kam für ihn Andreas Kiendl. 2018 wurde Dietrich Siegl durch Brigitte Kren als Chefin ersetzt
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