Neue "Am Schauplatz"-Reportage über Ischgl: "Es herrscht angespannte Ruhe"

Seilbahnvorstand Günther Zangerl (Silvretta-Seilbahn) im Gespräch mit Schauplatz-Reporter Ed Moschitz (links)
ORF-Journalist Ed Moschitz kehrte für „Am Schauplatz“ nach Ischgl zurück. Dort herrscht "Das große Schweigen". Zu sehen am Donnerstag in ORF2 (21.05).

Die „Am Schauplatz“-Reportage von Ed Moschitz über Ischgl im März dieses Jahres sahen über 1 Million Menschen: Sie zeigte den Tiroler Skiort vor und nach dem Ausbruch des Coronavirus.

Kürzlich ist der ORF-Journalist für einen neuen Bericht – zu sehen am Donnerstag (10.12.), um 21.05 Uhr in ORF2 – an die damalige Virus-Drehscheibe Europas zurückgekehrt. Vorgefunden hat er ein Wintersportzentrum, das seit Wochen versucht, aus den Schlagzeilen zu kommen.

„Es hat sich in Ischgl einiges verändert. Der ganze Ort hat sich intensiv auf die aktuelle Corona-Situation und die neue Wintersaison vorbereitet. Alleine die Seilbahnen haben 700.000 Euro in Sicherheitsmaßnahmen investiert. Überall sieht man Bodenmarkierungen. Es gibt Desinfektionsspender, Kameras, die den Abstand zwischen den Personen messen, einige Kaltvernebelungsgeräte zum Desinfizieren und eine App fürs Smartphone, die verhindern soll, dass sich zu viele Leute beim gleichen Lift anstellen“, berichtet Moschitz dem KURIER.

Neue "Am Schauplatz"-Reportage über Ischgl: "Es herrscht angespannte Ruhe"

Ischgl Ende November 2020. Das Coronavirus hat die Straßen und Skipisten leergefegt

Bei den Besitzern der 1.300 Betriebe im Tiroler Paznauntal ist die Stimmung angespannt. Beim Anblick einer Fernsehkamera schweigen viele oder wenden ihr Gesicht ab. „Ich verstehe diese Reaktion, denn in den vergangenen Monaten war Ischgl andauernd in den Medien“, sagt Moschitz. Rund 2.000 Medienberichte gab es. Es war gefühlt immer irgendjemand mit einer Kamera im Ort unterwegs. So etwas ist für Anrainer natürlich nervig und fordernd. „Wenn man eine Kamera aufstellt, vermuten die Leute nichts Gutes. Deshalb zeigten sich viele uns gegenüber anfangs auch sehr verhalten. Wir haben gemerkt, dass Journalisten nicht wirklich erwünscht sind“, berichtet Moschitz. Es sei im Rahmen seiner Recherchen auch zu einer kleinen körperlichen Auseinandersetzung mit einem Bewohner, der behauptete, coronapositiv zu sein, gekommen. „Unsere Testergebnisse waren danach aber negativ.“ Später hat sich herausgestellt, dass es sich bei diesem Mann um einen Betreiber einer Pension handelt. „Bei vielen geht es um die Existenz – einige haben Millionen investiert. In Ischgl gibt es 12.000 Betten, die gefüllt werden wollen“, sagt der 52-Jährige.

Andere Geschichte

Gab es seitens der Seilbahnbetreiber oder Politik Einflussnahme auf die Berichterstattung? „Davon ist mir nichts bekannt“, sagt der Dokumentarfilmer. Spürbar sei aber der Einfluss des Medienberaters gewesen, der seit März für den Bürgermeister und den Tourismusverband arbeite. Da wurden etwa E-Mails an Bürger verschickt, mit der Aufforderung, dass man am besten nicht mit Medien spricht. „Die ganze Medienkommunikation läuft mittlerweile über den Berater“, so Moschitz, der erneut einen sehenswerten, kritischen und menschelnden Bericht aus Ischgl liefert. „Es ist eine andere Reportage als noch zu Beginn des Jahres. Beim ersten Lokalaugenschein herrschte Hochbetrieb – und jetzt angespannte Ruhe.“

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