Netflix-Serie "King of Stonks": "Österreich hat gute Vorlagen für Satire geliefert"
Die Welt weiß es noch nicht, aber Felix Armand ist sich sicher: Er gehört ganz nach oben, an die Spitze des angesagten FinTech-Unternehmens CableCash. Sein Chef, der größenwahnsinnige Magnus A. Cramer (Matthias Brandt), sieht das naturgemäß anders. Vom Wettkampf der beiden – und diversen kriminellen Machenschaften – handelt die rasante Comedy-Serie „King of Stonks“ (ab 6. Juli bei Netflix).
Es ist der neueste Streich der Kölner Produktionsfimra bildundtonfabrik, die unter anderem hinter „How To Sell Drugs Online (Fast)“ steht. Auch in „King of Stonks“ dreht sich alles um Hybris und Hochstapelei – dieses Mal jedoch vor der Kulisse der Finanzbranche.
Lose inspiriert ist die Serie vom Wirecard-Skandal, der mit dem untergetauchten Jan Marsalek einen prominenten österreichischen Protagonisten hat.
Für die Hauptrolle des Felix Armand habe man auch bewusst einen Österreicher gesucht, erzählt Thomas Schubert im KURIER-Gespräch. „Österreich hat in den letzten Jahren so gute Vorlagen für Satire geliefert, das wollten wir nicht aussparen.“ Meist müsse er den Österreicher bei Drehs in Deutschland kaschieren. Oder die Drehbücher werden umgeschrieben – „und es gibt noch einen Info-Nebensatz wie ,Ja, damals, als er in Österreich aufgewachsen ist …‘“. Jetzt habe Schubert sogar davon profitiert.
Wunschkonzert
Der gebürtige Wiener wurde mit seiner ersten Rolle bekannt: Mit 17 begleitete er einen Freund zum Casting für Karl Markovics’ Drama „Atmen“ (2011) – und setzte sich ohne jegliche Schauspielerfahrung durch. Schubert erhielt den Österreichischen Filmpreis, die Schule brach er ab, um sich auf die Schauspielerei zu konzentrieren. Das ging auf, über Langeweile kann er nicht klagen.
„Seit zwei, drei Jahren ist es bei mir ein Wunschkonzert. Immer, wenn ich laut ausgesprochen habe, was ich als nächstes spielen will, habe ich es bekommen. Das ist echt verrückt.“ Das treffe etwa auf den von Dominik Graf inszenierten „Polizeiruf: Bis Mitternacht“ zu, in dem er an der Seite von Verena Altenberger zu sehen war, aber auch auf „King of Stonks“.
Eben erst stand er für Josef Haders zweiten Kinofilm „Andrea lässt sich scheiden“ vor der Kamera, seit dieser Woche dreht Schubert für Christian Petzolds „Roter Himmel“: „Ich spiele einen Autor, der eine Lebenskrise hat und wie die Deutschen das so machen, fährt er an die Ostsee, um mal in sich zu gehen und zu reflektieren. Er hat eine Schreibblockade und verliebt sich dann in eine Frau, die viel für ihn ändert.“ Auch seinen nächsten Wunsch hat der 28-Jährige schon ausgesprochen: „Ich habe Lust auf eine zweite Staffel mit Netflix.“
Bescheidenheit
„King of Stonks“ bewege sich in einem anderen Maßstab als die Projekte, die er davor gemacht hat, was durchaus herausfordernd gewesen sei. Die Finanzwelt, ihre Skandale und die Gier nach Geld könne er jetzt ein bisschen besser verstehen: „So wie wir die Gesellschaft gestaltet haben, muss das ja passieren. Wir haben ganz große Erwartungen an diese Leute. Dementsprechend wollen die das erfüllen und nehmen sich auch den Raum, um das zu verwirklichen.“
Bescheidenheit, das zeigt die Serie, steht hier nicht an erster Stelle. Dass sie generell ein Hindernis für Erfolg sei, glaubt Schubert aber nicht: „Ich halte mich selber für einen recht bescheidenen Menschen und bin recht zufrieden, wie weit ich gekommen bin. Großkotzigkeit kommt eigentlich bei uns in Österreich nicht wahnsinnig gut an. Hier kommt man lustigerweise mit Bescheidenheit viel weiter. Aber das ist auch meine Perspektive – von einem Typen, der mit 17 eine Hauptrolle in einem Kinofilm bekommen hat und dem von Anfang an alles nachgeworfen worden ist.“
Zur Bescheidenheit passt auch Schuberts Social-Media-Auftritt. Zwar findet man ihn seit Kurzem auf Instagram – das Konto werde jedoch von einem Freund betrieben. „Er hat gemeint, ich brauch unbedingt einen“, so der Schauspieler. „Ich hab den Account auch schon lange nicht mehr gesehen. Ich sollte vielleicht wieder mal reinschauen“, schmunzelt er. Bei Netflix hätte man zwar gerne, dass er hier aktiver wäre, aber, lacht Schubert, „da friert zuerst die Hölle ein.“
Der Schauspieler
Thomas Schubert wurde 1993 in Wien geboren. Er spielte u. a. in Karl Markovics’ „Atmen“, im Heimatwestern „Das finstere Tal“, im TV-Drama „Am Ende des Sommers“, und im Münchner „Polizeiruf: Bis Mitternacht“
Die Serie
„King of Stonks“ ist das neueste Werk der „How To Sell Drugs Online (Fast)“-Macher. Neben Schubert spielen mit: Matthias Brandt, Larissa Sirah Herden, die gebürtige Bregenzerin Sophia Burtscher u. a. Die Lead-Regie übernahm Jan Bonny, als Kamerafrau dabei war die Österreicherin Leena Koppe. Die sechs Folgen laufen ab Mittwoch (6. Juli) bei Netflix
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