Nach Reichelt-Affäre: Springer-Mitarbeiter sollen Beziehungen offenlegen
Der deutsche Axel-Springer-Verlag plant nach der Affäre um den früheren "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt strengere Regeln für alle Beschäftigten. Demnach müssen künftig Liebesbeziehungen zwischen Managern oder Managerinnen und der Belegschaft intern offengelegt werden, teilte ein Konzernsprecher mit. Der Vorstand habe dies bereits im April beschlossen.
Konzernchef Mathias Döpfner räumte ein, dass die Regeln für Beziehungen am Arbeitsplatz in den USA strenger seien. „Wir können keine doppelten Standards akzeptieren“, sagte Döpfner der Financial Times. Man werde eine globale Regel anwenden, die auf den angelsächsischen Standards basiere, weniger auf den „lockeren, niedrigeren europäischen Vorgaben“.
Gegen Reichelt hatte es im Frühjahr ein Compliance-Verfahren wegen des Vorwurfs des Machtmissbrauchs etwa gegenüber Frauen gegeben. Da Reichelt auch danach Privates und Berufliches nicht klar trennte und eine Beziehung mit einer „Bild“-Mitarbeiterin hatte, musste er seinen Chefsessel räumen.
US-Markt
Springer kaufte vor kurzem die US-Nachrichtenfirma Politico und tätigte die größte Investition in der Firmengeschichte - Insidern zufolge für mehr als eine Milliarde Dollar. Für Springer ist die Entwicklung besonders heikel, weil Recherchen unter anderem der New York Times zur Trennung von Reichelt geführt haben und die Unternehmenskultur von Bild und Springer in den USA in die Kritik geriet.
Aus Springer-Sicht verhinderten Belegschaftsvertreter vor vier Jahren eine Regelung zu Beziehungen. Sollte es nun keinen Kompromiss geben, werde man von allen Angestellten weltweit erwarten, dass sie den Verhaltenskodex respektieren, sagte Döpfner der Financial Times. „Wer sich nicht entsprechend verhält, muss die Firma verlassen.“
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