Funke-Vorsitzende: "Medienbranche fehlt es an Mut"

Funke-Vorsitzende: "Medienbranche fehlt es an Mut"
Julia Becker plädierte für einen Fokus auf digitale Produkte, Print solle jedoch nicht vernachlässigt werden.

Die „blaue Seite“ orf.at wird die Anzahl der Meldungen reduzieren. Das kündigte ORF-General Roland Weißmann zum Abschluss der Österreichischen Medientage an. „Look und Feel“ der Seite würden sich ändern und es werde mehr auf  Bewegtbild und Multimedialität gesetzt, um weniger „zeitungsähnlich“ zu sein.

Damit kommt man einer Forderung der Verleger entgegen. Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), wertete die Reduktion des Textanteils als „wichtig“.

Reformpakete auf der "Zielgeraden"

Mit dem Schritt zeige der ORF, dass er sich bewege, so Weißmann – in der Hoffnung, dass sich „auch die Digitalnovelle bewegt“. Zuvor hatte Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) erklärt, dass gewisse Reformpakete „auf der Zielgeraden“  seien und man „in den nächsten Wochen“ etwas präsentieren wolle. Es geht dabei um Medientransparenz und -förderung sowie die Finanzierung der Wiener Zeitung.

Zur angesprochenen ORF-Digitalnovelle ließ sie sich nicht viel entlocken. Eine Haushaltsabgabe werde als Möglichkeit diskutiert, um die Streaminglücke bei den GIS-Gebühren zu schließen. Andere Varianten würden ebenso in Betracht gezogen. 

"Großartige Zeiten" für Journalismus

Gestartet war Teil 2 der 29. Medientage, das jährliche Branchentreffen von Horizont und Manstein Verlag in Wien, mit optimistischen Worten: „Es sind großartige Zeiten für den Journalismus“, attestierte Julia Becker, die Vorsitzende des Aufsichtsrats der Funke Gruppe. Durch die aktuellen Krisen sei das Bedürfnis nach Erklärungen und Orientierung gestiegen. Unabhängiger Journalismus sei  ein „Fundament für gesellschaftliches Miteinander“.

Man müsse den Fokus auf digitale Produkte legen, dabei „datenorientiert, nicht datenbesessen“ arbeiten. Gleichzeitig dürfe man Print-Leserinnen und -Leser nicht vergessen: Diese würden schließlich mit ihren Abos in der Übergangszeit auch die digitale Transformation mitfinanzieren.

Fehlender Mut

Eröffnete Becker optimistisch, befand sie jedoch auch: Häufig fehle es der Medienbranche an „Mut und Konsequenz, Veränderungen herbeizuführen“. Vor allem kleinere Verlage, deren digitale Transformation noch „nicht ausreichend fortgeschritten sei“, seien angesichts steigender Kosten (etwa für Energie und Papier) gefährdet, schließen zu müssen.

Redaktionen und Inhalte müssten generell diverser, weiblicher, jünger und näher an den Lebensrealitäten der Nutzerinnen und Nutzer sein: „Testosteron spielt eine spürbar geringere Rolle.“

Die Beteiligungen in Österreich – die Funke Gruppe hält Anteile an der Kronen Zeitung sowie am KURIER – seien strategisch „wahnsinnig wichtig“ für das Unternehmen und „jahrzehntelange Tradition“.

"GenZ" nicht am Tisch

Über den Medienkonsum der jungen Generation Z  wurde im Anschluss bei den Medientagen diskutiert – allerdings ohne Vertreterin oder Vertreter selbiger auf der Bühne. Das fand auch Moderatorin Fanny Stapf „sehr schade“: Alle wollten die „GenZ“ erreichen, „aber die wenigsten laden sie an den Tisch“. 

Kommentare