„Die Beschäftigung mit der Thematik hat auch bei mir viele Fragen aufgeworfen“, so Hofstätter, die sich zuletzt in Arman T. Riahis Drama „Fuchs im Bau“ intensiv mit dem Leben hinter Gittern auseinandergesetzt hat – und für ihre Rolle als Gefängnislehrerin 2022 auch mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.
„Schön langsam werde ich zur Gefängnisexpertin“, sagt Hofstätter schmunzelnd. „Aber es war trotzdem ein ganz neues Thema für mich. Bei ,Fuchs im Bau‘ ging es ja um Jugendliche in einer Gefängnisschule. Jetzt geht es raus aus dem Gefängnis.“
Als Vorbereitung auf ihre Rolle in „A Better Place“ habe sie etwa Michel Foucault gelesen und sich mit der Entstehung von Gefängnissen beschäftigt. „Mit dem Kapitalismus kam beispielsweise auf, dass Eigentumsdelikte so streng bestraft wurden“, berichtet Hofstätter über ihre Recherchen. „Es war zivilisatorisch ein Fortschritt, dass man von der Körperstrafe Abstand nahm. Gleichzeitig betrifft ein langer Freiheitsentzug nicht nur eine einzelne Person, sondern auch die Familie. Über viele dieser Aspekte denkt man gar nicht nach, wenn man nicht persönlich damit zu tun hat.“
Anwälte der Figuren
Gedreht wurde „A Better Place“ im Vorjahr in Nordrhein-Westfalen. Die Arbeit sei emotional herausfordernd gewesen, schließlich handelt die Serie auch vom Tod eines Kindes und tiefer Trauer. „Das über den ganzen Tag auszuhalten, ist schon sehr anstrengend. Da ist man richtig müde am Abend.“ Schön sei jedoch gewesen, „dass man sehr eingebunden wurde“. Das Regie-Duo, bestehend aus Anne Zora Berrached und Konstantin Bock, habe „wirklich Wert darauf gelegt, uns Freiraum zu lassen. Die beiden wollten wissen, was wir denken und welche Vorschläge wir haben. Wir sind alle sehr darauf eingestiegen. Selbst in den Wartepausen wurde über die Thematik diskutiert und jeder war Anwalt seiner Figur.“
Positiv bewertet Hofstätter auch, dass ihre Figur eine österreichische Sprachfärbung haben darf. Häufig müssten in TV-Produktionen alle gleich sprechen, so die gebürtige Oberösterreicherin. „Aber das ist ja nicht die Realität. Warum sollte eine Österreicherin nicht für ein paar Jahre eine Professur in Deutschland haben? Umgekehrt leben auch Deutsche hier und reden nicht im Dialekt. Wenn alle RTL-Sprache sprechen, sind die Figuren nicht mehr glaubwürdig.“
Bingo und Radtouren
Die sprachliche Komponente habe sie auch am „Landkrimi“ gereizt, der am Dienstag (17. 12.) in ORF1 zu sehen sein wird. „Zu neuen Ufern“ ist der dritte Fall für Grete Öller, die dieses Mal gemeinsam mit Ermittlern aus dem benachbarten Tschechien auf Spurensuche geht. „Es war toll, mit diesen Kollegen zusammenzuarbeiten. Aber privat habe ich mich geniert: Nichts weiß ich über Tschechien, kenne keine Schauspieler, keine Regisseure. Dabei hat das Land eine tolle Kinokultur.“ Umso mehr habe sie die grenzüberschreitende Kooperation gefreut.
Grete ist im aktuellen Fall frisch pensioniert und versucht, sich mit Bingo und Radtouren durchs Mühlviertel zu unterhalten. „Es kommt ihr durchaus gelegen, dass sich wieder was tut. Aber in dem Fall ist es tragisch, weil es ihr eigenes Patenkind betrifft“, sagt Hofstätter, die aktuell einen Krimi-Überschuss im Fernsehen ortet. „Mir tut es manchmal leid, dass alles ein Krimi sein muss. Nix gegen einen guten Krimi. Nix gegen eine gute Komödie. Die drei Landkrimis habe ich gerne gemacht. Aber ich würde mir auch mehr andere regionale Geschichten wünschen.“ Und das auch gerne mit mehr Dialekt: "Mir macht es nichts aus, wenn ich mal ein, zwei Wörter nicht verstehe. Ich habe lieber einmal einen Untertitel dabei, bevor auf diese vielen Klangfarben verzichtet wird."
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