Bei einem solchen Mitteleinsatz mag der Publikumszuspruch bei der Erstausstrahlung enttäuschend sein. Der Serienauftakt am Sonntag um 20.15 Uhr auf ORF1 hatte durchschnittlich 289.000 Zuseher (10 Prozent Marktanteil) und konnte reichweitenmäßig noch mit der breiter aufgestellten ORF1-Serie „Biester“ mithalten. Aber bei Folge 3 (ab 21.53 Uhr) waren es nur noch 141.000 Zuseher, die der Produktion die Stange hielten (bei einem auf 7 Prozent gesunkenen Marktanteil).
Am Montag setzte sich der Seherschwund in Summe fort. 168.000 waren zur Primetime dabei (Marktanteil nur 6 Prozent) – am Ende landete man erneut bei 140.000 und 7 Prozent Marktanteil.
ORF: Keine "Reichweitenspekulationen"
Am Küniglberg ließ man dazu auf KURIER-Anfrage verlauten: „Es gehört zum Selbstverständnis des ORF, wichtigen Momenten, wie dem 100. Todestag von Franz Kafka, und Produktionen abseits des Mainstreams einen prominenten Platz im Programm zu bieten – und zwar unabhängig von Reichweitenspekulationen.“ Dadurch gebe man „Produktionen, die besonders das Streaming-Publikum ansprechen, die verdiente Aufmerksamkeit. Genau das unterscheidet den öffentlich-rechtlichen ORF von anderen Anbietern.“
Von der Kritik (siehe oben) wurde dieser Anspruch wohlwollend aufgenommen, beispielhaft dafür sei Die Zeit genannt: Der Serie gelinge „ein Balanceakt zwischen Recherche und Unterhaltung“. Genannt wurde aber auch die Schwierigkeit: Wie könne man von einem Schriftsteller erzählen, „dessen Texte als verstörend gelten, vielleicht sogar unergründlich“?
Beim ORF1-Publikum entsprach das Gebotene offensichtlich nicht den Einschalterwartungen. Und viele – möglicherweise literaturaffinere – ORF2-Seher griffen am Sonntag gern bei einer „Tatort“-Wiederholung zu.
Bei der Produktionsfirma Superfilm will man erst nach der Streaming-Nutzung bilanzieren. Noch fehlen auch Zahlen vom deutschen Koproduktionspartner ARD. Der sendet ab 26. März linear und streamt „Kafka“ bereits seit 20. März in seiner Mediathek.
Streamer lehnten ab
Bei Streamern – von Netflix bis Amazon – klopfte man übrigens vergeblich an. Erst die öffentlich-rechtliche ARD (genauer: NDR), die Programm fürs Kafka-Jahr suchte, machte die Produktion möglich. Auch das ein Grund für die zehnjährige Vorlaufzeit – und ein Indiz für die Komplexität des Stoffes.
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