Segel ist selbst als Drehbuchautor aktiv und schuf zum Beispiel die skurrile Dramaserie „Dispatches From Elsewhere“ (2020), in der er auch die Hauptrolle übernahm. In „Shrinking“ hat Segel ebenfalls diese Doppelfunktion inne: „Es macht die Arbeit sehr viel einfacher, wenn eine der Personen, die das Drehbuch schreiben, gleich die Dialoge ausprobieren kann und man sieht, ob sie funktionieren – noch bevor die Besetzung steht“, meint Lawrence.
„Ob eine Serie Erfolg hat oder scheitert, hängt oft von der Beziehung zwischen Showrunner, Drehbuchautor und Hauptdarstellern ab. Und Jason ist als Kollege ein Geschenk“, schwärmt Lawrence über Segel, mit dem er beim gemeinsamen Zoom-Interview immer wieder zu blödeln beginnt. „Tut mir leid, wir haben so viel Spaß miteinander“, entschuldigt er sich lachend, als er von der Beantwortung der Frage abkommt.
Segel sei von der Serienidee sofort begeistert gewesen, wie er erzählt: Für ihn ist „Shrinking“ die perfekte Kombination aus komödiantischem Zugang und ernsten Themen. „Ich denke, dass Humor sehr entwaffnend ist und die Leute ehrlich zueinander sein lässt“, so Segel. Er verkörpert in der Serie Jimmy Laird, einen Psychotherapeuten, der nach dem Unfalltod seiner Frau mit sich selbst und seiner 17-jährigen Tochter Alice (Lukita Maxwell) überfordert ist. „Irgendwann hat er einen Nervenzusammenbruch, weil er das Gefühl hat, dass alle um ihn herum feststecken, ohne zu realisieren, dass ihn das auch selbst betrifft.“
Segel hat selbst Erfahrung mit Therapie: „Mein ganzes Leben lang habe ich mich in Humor geflüchtet, obwohl ich in Wahrheit viel Wut in mir trug. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mich das nicht weiterbringt. Eine Ex-Partnerin, die ich sehr schätze, hat mir immer wieder gesagt: Ich denke, du solltest eine Therapie machen. Für mich fühlte sich das an, als würde sie mich kritisieren“, erinnert sich der Schauspieler. „Als ich später tatsächlich zur Therapie gegangen bin, habe ich erst verstanden: Sie hat mich einfach geliebt und wollte, dass ich glücklich bin“, erzählt Segel.
Ein Highlight von „Shrinking“ ist Harrison Ford, der Jimmys grantigen Mentor spielt, und in einer seiner ersten Serienrollen zu sehen ist. Den Hollywood-Star zu fragen, hat Lawrence Überwindung gekostet. „Ich habe meinen Mut zusammengenommen und Harrison angerufen. Innerlich habe ich mich auf ein Nein eingestellt. Die Pilotfolge war bereits fertig geschrieben und obwohl er eine der Hauptfiguren ist, gibt es nicht so viele Szenen mit ihm, wie er es vielleicht gewohnt ist. Und dann hat er eine lange Pause gemacht und tatsächlich Ja gesagt. Ich hatte gar keinen zweiten Satz vorbereitet, weil ich so sehr damit gerechnet hatte, dass er Nein sagen würde.“
Dass „Shrinking“ in Pasadena spielt, hatte praktische Gründe: Segel drehte parallel eine andere Serie. „Ich habe zu Bill gesagt: ‚Ich glaube, es wird ziemlich anstrengend für mich, gleichzeitig an beiden Serien zu arbeiten.‘ Dann hat Bill gefragt: ‚Wo wohnst du?‘ Ich habe geantwortet: ‚Pasadena.‘ Er meinte: ‚Großartig, dann drehen wir dort.‘“
Früher habe man noch tricksen und beispielsweise eine Serie, die in New York angesiedelt ist, in L.A. drehen können. „Aber diese Zeiten sind vorbei. Für ‚Ted Lasso‘ musste ich nach London ziehen“, so Lawrence, der sich sogleich korrigiert: „Ich durfte nach London ziehen“, lacht der Drehbuchautor, der seine neue Serie als „Reise von der Dunkelheit ins Licht“ beschreibt: „Es ist unmöglich jemanden zu treffen, der nicht zumindest indirekt von irgendeiner Art von Trauer betroffen ist“, sagt Lawrence. „Trauer kann dich unter sich begraben – oder du schaffst es, sie zu überwinden.“ Bei „Shrinking“ gebe es Wendungen und Rückschläge, aber es werde immer „heller und heller“.
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