"Herzhaft auszucken? Das gefällt mir" - Katrin Lux über neue ORF-Comedy
Am Montag ziehen die Pichlers in die österreichischen Fernsehhaushalte ein.
In einer besonders schrägen Szene der neuen ORF-Comedy „Familiensache“ (siehe Infobox unten) gehen die Pichlers in eine Buchhandlung und treffen dort auf Robert Palfrader (als er selbst). Mama Pichler bittet den TV-„Kaiser“, einen Geburtstagsgruß für den Sohn auf Video zu sprechen. Das macht er, doch ihre Wünsche werden immer anspruchsvoller. Am Ende muss die wutentbrannte Dani Pichler von ihrer Familie zurückgehalten werden, weil sie sonst auf den „Kaiser“ losgehen würde.
Im Interview mit Katrin Lux, die Dani Pichler spielt, fällt die Formulierung „herzhaft auszucken“. „Das gefällt mir“, sagt sie, „weil es zeigt, dass man diese Figur lieb gewinnen kann. Sie ist sehr temperamentvoll und im Grunde ein ganz herzlicher Mensch. Sie ist halt überfordert mit ihrer Situation, hat seit 16 Jahren akuten Schlafmangel.“ Immerhin sind die zweieiigen Zwillinge Céline (Lucy Gartner) und Hanna (Alice Prosser), sowie Sohn Luki (Leopold Pallua) zu betreuen.
Dani und ihr Ehemann Andi (Robert Stadlober) stecken nach 18 Beziehungsjahren in einer Krise. Jede Folge von „Familiensache“ dreht sich um eine Sitzung beim unkonventionellen Paartherapeuten Dr. Nemeth (Andreas Vitásek). Die gemeinsame Analyse gibt Möglichkeit zu Rückblenden, in denen die verrückt-normalen Alltagssituationen erzählt werden.
Comedy. ORF1 startet am Montag einen neuen „Serien-Montag“. Den Auftakt um 20.15 Uhr macht die dritte Staffel der Dramedy „Walking on Sunshine“. Hier gibt es nun eine Generaldirektorin im ORF. Tilia (Proschat Madani) scheint somit ihr Karriereziel erreicht zu haben. TV-Wetterfrosch Otto Czerny-Hohenburg (Robert Palfrader) leidet hingegen unter einem Popularitätstief.
Katrin Lux und Robert Stadlober geben immer anschließend um 21.05 Uhr ein etwas konfuses Ehepaar, das in der neuen Comedy „Familiensache“ Rat beim schrägen Paartherapeuten (Andreas Vitásek) und dessen Schildkröte Sigmund sucht.
Blödeln mit Vitásek
„Beim Drehen war’s ein Riesenspaß und oft unglaublich schwierig, diese Szenen zu vollenden“, berichtet Lux, „weil der Vitásek natürlich oft so lustigen Blödsinn gemacht hat, dass Robert und ich nicht mehr aus dem Lachen herausgekommen sind. Das ist wie in der Schule, wenn du nicht lachen solltest, aber einfach nicht anders kannst.“
Die unter Headwriter Mischa Zickler entwickelten, temporeichen Dialoge der Serie, die auf dem israelischen Format „La Famiglia“ basiert, sind teilweise grell und überzeichnet. Ein Balanceakt, damit es nicht zu sehr ins Groteske gekippt ist?
„Das ist wirklich ein sehr schmaler Grat“, sagt Lux. „Die Dani ist mir beim Lesen der Bücher fast ein bissl auf die Nerven gegangen. Ich dachte: Uh, das wird eine Herausforderung! Aber ich habe unserer Regisseurin Esther Rauch so vertraut, dass ich wusste: Wenn was zu drüber ist, wird sie mich schon einfangen.“
Fanatische Soap-Seher
Weniger Sorgfalt bei der Darstellung musste die Mostviertlerin in den vergangenen Jahren an den Tag legen. In knapp 300 Folgen des Soap-Dauerbrenners „Marienhof“ verkörperte sie die Yasemin Garcia und seit 2013 steht sie als Fanny Brunner für die bayerische Soap-Institution „Dahoam is Dahoam“ vor der Kamera. Bis zu einer Million Zuschauer sind vor den Schirmen, in Bayern kenne das „einfach jeder“, sagt sie.
Was manche offenbar den Unterschied zwischen Rolle und Privatperson vergessen lässt. „Manche Fans haben das Gefühl, dass wir uns kennen. Schließlich sind wir jeden Tag in deren Wohnzimmer“, sagt Lux. Es sei nicht selten passiert, dass sie auf der Straße mit dem Rollennamen angesprochen wird, „und dass ich gefragt werde: Wie geht’s dem Gregor?“
Das sei passiert, wenn es ihrem Mann in der Serie nicht so gut gegangen ist. Lux erzählt: „Mein Mann im echten Leben musste sich regelmäßig anhören, was er eigentlich an meiner Seite macht, weil er ja nicht mein Mann ist.“ Letztlich sei aber „nie langfristig eine Grenze überschritten worden“, sagt sie, „ich hatte auch das Glück, dass meine Rollen immer gemocht wurden. Aber ich kenne Kolleginnen, denen ist echt Ungutes passiert.“
Aus- und Umstieg
Bleibt zu hoffen, dass die Fans ihr den nahenden Ausstieg verzeihen. Eigentlich sagte Lux schon nach „Marienhof“: „Nie wieder Soap.“ Für die Mutter einer Tochter waren diese Formate mit gut planbarem Arbeitsalltag aber eine Art Komfortzone. Und so habe sie für sich entschieden: „Ich wollte nicht die Mama sein, die tolle Filme dreht, aber nie da ist. Deshalb habe ich mich darauf eingelassen. Was in dem Business nicht ohne ist, denn natürlich hat das einen gewissen Ruf und es ist sehr schwer, es heraus zu schaffen in ernsthaftere Sachen.“
„Familiensache“ sehe sie daher „als großes Geschenk, jetzt wirklich einen Cut zu machen und meine Karriere nochmal neu zu starten.“ Dabei könnte der 41-Jährigen helfen, dass sie in Österreich nicht dieses Soap-Image hat.
Das Komödienfach gefalle ihr, denn: „Ich war in der Coronazeit extrem glücklich darüber, eine Komödie zu drehen, und dass wir dabei viel lachen konnten. Vielleicht ist das auch ein Erfolgsrezept für die Serie: Es ist schon schön, wenn man wieder ein bissl mehr zu lachen hat.“
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