Gefällt ihnen nicht: Warum Hunderte Mitarbeiter bei Facebook protestieren

Gefällt ihnen nicht: Warum Hunderte Mitarbeiter bei Facebook protestieren
Mark Zuckerbergs Kotau vor Donald Trump lässt die Wogen hochgehen.

Unter den Dingen, die in den Sozialen Medien am billigsten zu haben sind, steht die Medienkritik ganz oben: Jeder meinungsstarke Blogger mit Webcam sieht sich als der bessere Journalist.

Jeder Bericht, der nicht dem eigenen Weltbild entspricht, wird zum Medienkomplettversagen hochgejazzt. Verschwörungstheorien haben einen höheren R-Faktor als Corona.

Ein Problem daran: Vieles von dem, mit dem sich die Menschen bei Facebook, Twitter oder YouTube anstecken, ist gesellschafts- und politikzersetzend.

Die Plattformen selbst kümmert das nicht, schließlich machen sie gutes Werbegeschäft – oft auch gerade auf dem Rücken jener Medien, die von den Usern kritisiert werden. Kritik an den Inhalten wird mit dem zur argumentativen Allzweckwaffe hochpolierten Hinweis auf die Meinungsfreiheit abgeschmettert.

Normalerweise.

Doch nun tut sich etwas.

Gefährlicher Unsinn

Vergangene Woche entflammte, der KURIER berichtete, ein Streit zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Twitter, einer Kurznachrichtenplattform.

Diese begann, Tweets des Präsidenten mit Warnhinweisen zu versehen, die sich lose als „Vorsicht, Unsinn“ zusammenfassen lassen.

Später dann auch: „Vorsicht, gefährlicher Unsinn“.

Der Chef der weitaus größeren Konkurrenzplattform Facebook, Mark Zuckerberg, nahm daraufhin gleich Abwehrhaltung ein: Die Sozialen Medien sollen nicht die Inhalte überwachen.

Sie wissen schon, Meinungsfreiheit. Aber vor allem auch: Das könnte die Einnahmen schmälern.

Mit dieser lange vertretenen Position aber handelte sich Zuckerberg nun Ärger ein – und ein (weiteres, jedoch überraschend großes) Publicity-Problem für Facebook. Denn Hunderte Mitarbeiter haben, in einem seltenen, öffentlich ausgetragenen internen Streit, nun gegen Zuckerberg protestiert. Sie haben die Arbeit niedergelegt und sich mit den Protesten gegen Polizeibrutalität solidarisiert. Sie wollen damit Druck auf die Facebook-Führung ausüben, so wie Twitter eine härtere Gangart gegen die Falschinformationen einzuschlagen, die Trump postet.

Laut New York Times ist das der ernsthafteste Widerstand gegen Zuckerberg in der bisherigen Unternehmensgeschichte.

Nach Datenskandalen wächst Druck auf Facebook-Chef Mark Zuckerberg

Und nun stellen auch die Mitarbeiter jene Fragen, die Kritiker der Sozialen Medien schon länger auf den Lippen haben: Wie weit sind hasserfüllte Nachrichten von Meinungsfreiheit gedeckt, bevor diese ihren Sinn verliert?

Es ist eine Frage, um die Facebook bisher den größtmöglichen Bogen machte. Denn um Inhalte kümmern sich Medien – und genau das will Facebook partout nicht sein. Denn damit gehen allerlei Verpflichtungen und auch gesellschaftliche Verantwortungen einher.

Die jüngsten Proteste verschärfen die Diskussion nun aber auch intern. „Dieser Mangel an Rückgrat und diese schwache Führung werden von der Geschichte beurteilt werden“, schrieb ein Mitarbeiter. „Hass sollte nie mit Meinungsfreiheit verwechselt werden.“ Für Dienstag war eine interne Aussprache angesetzt.

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