Robert De Niro in "The Irishman", Feiern mit "Klaus": Neu bei Netflix
Noch im Kino, bald bei Netflix: Martin Scorseses "The Irishman" mit Robert De Niro und Al Pacino. Wer schon in Weihnachtsstimmung ist, dürfte mit "Klaus" seine Freude haben. Was Sie in den beiden Filmen erwartet und was dieser Tage bei Netflix und Amazon Prime Video noch starten, verrät Ihnen unser Streaming-Überblick.
Die Neuvorstellungen der Woche: "The Irishman"
Kaum jemand hat unser Bild vom Mafia-Gangster so geprägt wie Martin Scorsese mit seinem Kino. Der schnell sprechende Mobster mit Koks in der Nase, Geld in der Tasche und einer schönen Frau am Arm: Ein räudiger Ray Liotta in „GoodFellas“ (1990), Robert De Niro als stilverliebter Clubbesitzer in „Casino“ (1995) und immer wieder ein unberechenbarer Joe Pesci, der auch mit gezücktem Kugelschreiber einem Gegner den Hals aufschlitzen konnte.
Seit seinem Filmdebüt „Mean Streets“ (1973) hat Martin Scorsese das Mafia-Genre zu seinem bevorzugten Spielfeld erklärt. Das Mobster-Leben versprach Geld, Sex und Fun, brachte aber auch beispiellose Exzesse an Gewalt mit sich. Sadistische Morde, pathologische Täter, grausame Rachefeldzüge – Scorsese ersparte seinem Publikum nie die düstere Seite der Mafiaherrschaft. Trotzdem fixte er uns auch an mit jenem Glam-Faktor, der mit den Karrieren seiner Goodfellas daherkam.
Nichts davon findet sich in Scorseses meisterlichem Schwanengesang auf sein eigenes Lieblingsgenre in „The Irishman“, den er für 150 Millionen Dollar für Netflix drehte. In kompakt komponierten, kühlen 209 Minuten folgt Scorsese dem Leben eines Mobsters mit langer Killer-Karriere. Doch diesmal kommt die verbrecherische Vita mit keiner Sexiness, keinem coolen Lifestyle, keiner Party-Stimmung daher.
Sie beginnt im Rollstuhl in einem Altenheim, wo sich ein verwitterter Robert De Niro als Frank Sheeran, bekannt als „The Irishman“ (mit blauen Kontaklinsen), an seinen mafiösen Werdegang erinnert.
Scorsese schwenkt zurück in die 50er- und 60er-Jahre, wo seine Player – darunter De Niro, Joe Pesci und Al Pacino – noch um einiges jünger aussahen. Mit aufwendigem, digitalen Anti-Aging wurden den Herren die Gesichter verjüngt; trotzdem bleibt das Gefühl, dass es sich ausschließlich um mittelalte, alte und sehr alte Männer dreht. Denn der Tod und das Vergehen von Zeit ist starkes Motiv in „The Irishman“: Als würde der 76-jährige Scorsese das Ende (s)einer (filmischen) Ära erzählen.
Wieder unterlegen Fifties- und Sixties-Songs die Tonspur, doch haben sie längst nicht mehr die explosive Pop-Kraft seiner früheren Filme. Stattdessen unterstreichen sie das Gefühl von Vergangenheit. Auch die Gangster, die Sheeran im Verlauf seiner Karriere kennen lernt, leben im Zeichen des Todes. Ihr Bild bleibt kurz stehen, ein Insert wird eingeblendet: Angelo Bruno, 1980 durch Kopfschuss getötet. Alltägliche Mafia-Geschäfte, die Scorsese teilweise mit seinen typisch langen Kamerafahrten einfängt, sind – abgesehen von den Morden – miefige Spießerroutinen schlechter Familienväter.
Etwas Glanz bringt die Freundschaft mit Gewerkschafter Jimmy Hoffa in Sheerans Leben. Al Pacino als Hoffa im Pyjama, der mit De Niro das Hotelzimmer teilt, ist Alt-Herren-Komödie für sich. Komik kommt auch auf, wenn die Gangster sich in einer Art Stille-Post-Spiel Andeutungen ins Ohr flüstern und keiner versteht, was der andere dahernuschelt.
Und Frauen? Spielen, wie fast immer bei Scorsese, kaum eine Rolle; ihre Abwesenheit ist es auch, die das Gefühl von Mafia-Modrigkeit noch verstärkt. (Alexandra Seibel)
"The Irishman": USA, 2019. Von Martin Scorsese. Mit Robert De Niro, Al Pacino. Joe Pesci.
Aktuell im Kino und ab 27. November bei Netflix.
"Klaus"
Wenige Tage nach dem Start von Disneys eigenem Streamingdienst in den USA zeigt Netflix seinen ersten Animationsfilm: „Klaus“ ist ab heute (Freitag) verfügbar.
Erzählt wird darin auf herzerwärmende Weise, wie das Weihnachtsfest entstanden sein könnte: Dass Kinder Wunschbriefe schreiben, ist demnach auf den verwöhnten Jesper zurückzuführen (in der deutschen Version gesprochen von Comedian Ralf Schmitz). Weil sein Vater, der Postdirektor, seinen Sohn zur Selbstständigkeit erziehen will, schickt er ihn ins abgelegene Zwietrachting. In dem unwirtlichen Dorf soll Jesper eine Poststelle leiten.
Anstatt einander Briefe zu schreiben, bekriegen sich die Bewohner aber lieber. Als Jesper auf die Spielzeugwerkstatt des grimmigen Klaus (Rufus Beck) stößt, hat er eine Idee, wie er der Sache mit den Briefen etwas nachhelfen könnte. Auch andere Weihnachtsmythen werden rational erklärt: Dass Rentiere durch die Nacht fliegen, ist etwa einer wilden Verfolgungsjagd und einer Rampe an der richtigen Stelle geschuldet.
Regie führte bei „Klaus“ (von Netflix empfohlen ab 7 Jahren) Sergio Pablos, Schöpfer von „Ich – Einfach unverbesserlich“, der u. a. auch für Disney tätig war. Die Verwandlung des Örtchens Zwietrachting vom Hort des Hasses zum besinnlichen Weihnachtsstädtchen ist ebenso süß wie klischeehaft.
Und damit – nicht zuletzt wegen der liebevoll von Hand gefertigten Zeichnungen – genau das, was man sich von einem Weihnachtsfilm erwartet. Auch wenn es dafür Mitte November noch etwas früh sein dürfte. (Nina Oberbucher)
"Klaus": ES 2019. Von Sergio Pablos. Mit den Stimmen von Ralf Schmitz, Rufus Beck, Josefine Preuß.
Ab 15. November bei Netflix.
Was sonst noch läuft: "Brittany Runs a Marathon"
Komödie: Als ein Arzt der 27-Jährigen Brittany einen gesünderen Lebensstil verordnet, beginnt sie widerwillig zu joggen. Und nimmt sich bald als Ziel, den New York Marathon zu rennen.
Ab 15. November bei Amazon Prime Video.
"The Man In The High Castle" – Staffel 4
Mystery-Serie: Was, wenn Nazis den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätten? Die finale Staffel der alternativen Historienserie läuft nun bei Amazon Prime Video. Mit dabei ist dieses Mal der deutsche "Game of Thrones"-Darsteller Marc Rissmann.
Ab 15. November bei Amazon Prime Video
"Wo die Erde bebt"
Thriller: Tokio, 1989: Dolmetscherin Lucy (Alicia Vikander) und Fotograf Teiji sind ein Paar. Als die naive Lily in ihr Leben tritt, gerät die Beziehung in Gefahr. Dann wird Lily tot aufgefunden.
Ab 15. November bei Netflix.
"The Crown – Staffel 3"
Historien-Serie: Olivia Colman gibt Queen Elisabeth II. Mehr dazu lesen Sie am Sonntag im KURIER.
Ab 17. November bei Netflix.
Kommentare