Österreich-Quote für ORF-Produktionen gefordert

?Weber und Breitfuß? (AT): Comeback des Kult-Hits ?MA 2412?
Produzenten schlagen vor: Neues ORF-Gesetz soll festschreiben, dass 20 Prozent der künftigen Haushaltsabgabe für die Produktion heimischer Fiktion und Unterhaltung aufgewendet werden.

Die Verhandlungen innerhalb der Regierungskoalition über den „ORF-Beitrag“ sowie eine ORF-Digital-Novelle sind auf der Zielgeraden. Spätestens Ende April, möglicherweise sogar früher, gehen die Gesetzesentwürfe in Begutachtung. Die politischen Diskussionen darüber standen im Zeichen des ORF-Rabatts und des Sparens.

Um Inhalte ging es kaum, was Österreichs Produzenten noch rechtzeitig ändern wollen. „Wir haben bis jetzt völlig vermisst, dass die Interessen des österreichischen TV-Publikums dabei in irgendeiner Form gewahrt werden“, kritisiert John Lueftner, Co-Präsident des Produzentenverbandes AAFP.

Österreich-Quote für ORF-Produktionen gefordert

Sprechen für Produzentenverbände: John Lueftner (Superfilm, "Braunschlag", "Kafka"), Helmut Grasser (Allegro, "Landkrimi Steiermark") und Oliver Auspitz  (MR Film, "Vorstadtweiber", "Weber & Breitfuß")

„Es haben diverse Lobbys dafür gesorgt, dass die angekündigten Sparüberlegungen nun wohl doch nicht vom ORF umgesetzt werden“, sagt Lueftner. Angedacht waren ja ursprünglich ein Verzicht auf das Radio-Symphonieorchester und die Streichung des Spartensenders ORF Sport plus. „Wenn aber gespart werden muss, dann wird der ORF im Programm sparen“, meint Lueftner, „weil das die einzige Kostenvariable ist, weil es immer noch so war und weil es am einfachsten erscheint“.

Die Produzenten befürchten, dass der ORF Eigen- sowie Koproduktionen mit internationalen Sendern zurückfahren könnte, um den finanziellen Mehrbedarf in den kommenden Jahren auszugleichen.

Heimisches Programm für Gebührengeld

Oliver Auspitz, Vorstandsmitglied des Produzentenverbandes Film Austria, sagt daher: „Wir fordern eine Programmquote. Wir fordern eine Garantie, dass der ORF mit dem Geld der Österreicher zu einem gewissen Prozentsatz österreichisches Programm herstellen muss.“ Es gehe dabei nicht nur um Film und Serie, sondern auch um das Programmschaffen im Bereich Show und Unterhaltung.

Den Produzenten schweben als gesetzliche Vorgabe 20 Prozent der Einnahmen aus dem „ORF-Beitrag“ vor, dessen Gesamtvolumen auf um die 700 Millionen Euro geschätzt wird. Diese Forderung sei „nicht wahnsinnig vermessen“, meint Lueftner. „Der öffentlich-rechtliche Sektor in Deutschland oder die Mutter aller Öffentlich-Rechtlichen, die BBC, geben fürs Programm deutlich mehr aus.“

Identitätsstiftende Inhalte

Film-Austria-Präsident Helmut Grasser sagt: „Wenn man schon eine Haushaltsabgabe macht, was ja sinnvoll ist, dann soll garantiert sein, dass das erfolgreichste Programm zu sehen ist. Und was ist im ORF erfolgreich? Sport, Information – und dann gleich Filme und Serien mit identitätsstiftenden österreichischen Inhalten.“

Dabei gehe es auch um die Präsenz heimischer Sprache. Deutsche Sender würden etwa bei Landkrimis nur einsteigen, wenn sie bereits erfolgreich sind.

„Sie würden niemals von sich aus österreichische Filme oder Serien produzieren. Zumindest am Anfang muss der ORF das Risiko tragen“, sagt Grasser. Er sieht bereits jetzt „ein ziemliches Problem. Es bräuchte wieder so eine richtig originär österreichische Serie, die nicht koproduziert ist. Ein ,Kaisermühlenblues‘ oder ein Mundl fehlt schon lange.“

"Ureigenster Zweck des ORF"

Auf internationale Streamer brauche man auch nicht hoffen. „Deutschsprachige Ableger der Tech-Giganten setzen nur ein paar Geschichten so groß und international auf, dass sie potenziell erfolgreich sein können“, so Lueftner. Und Auspitz unterstreicht: „Eigentlich wollen wir dem ORF helfen, seinen ureigensten Zweck zu erfüllen. Er soll künftig die Freiheit haben zu sagen, egal bei welcher Regierung und Finanzierung, beim Programm kann ich nicht sparen, weil es eine gesetzliche Verpflichtung gibt.“

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