Film-Produzent Graf: "Content wird von allen benötigt"
Nach „Harri Pinter, Drecksau“ und „Die Toten vom Bodensee“ (am 4. Februar auch im ZDF) geht heute, Dienstag, mit dem Landkrimi „Grenzland“ die dritte Produktion der Kärntner Graf Film binnen kurzer Zeit beim ORF auf Sendung (20.15). Und die Vorzeichen stehen gut dafür, dass es wieder ein Quotenhit wird.
„Wir sind eine regionale Film-Produktionsfirma. Das heißt aber nicht, dass wir nur regionale Produktionen umsetzen – ganz im Gegenteil. Aber bei dem, was wir an Regionalem machen, spüren wir eine große Verantwortung. Da wollen wir etwas Besonderes liefern“, sagt Klaus Graf. Das sei auch bei „Grenzland“ so. Und ganz im Sinne des ORF. „Dort wünscht man sich die etwas anderen Geschichten und vor allem eine regionale Verwurzelung.“
Nach Grafs Einschätzung ist der neue, burgenländische Landkrimi, bei dem auch das ZDF dabei ist, „der bisher härteste und sehr anders. Das wussten wir aber schon, als wir Marvin Kren als Regisseur gewinnen konnten.“ Was dessen Mutter Brigitte Kren als Kommissarin – noch vor ihrem Start bei „Soko Donau“ gedreht – spiele, sei großartig. „Und Andreas Kiendl hat man noch nie so gesehen.“ Für Graf ist das aber längst Vergangenheit. „Wir entwickeln bereits wieder einen Landkrimi für 2020.“
Um das Rad der Entwicklungen am laufen zu halten, muss auch eine vergleichweise kleine Graf Film ihre Fühler über die Grenzen hinaus ausstrecken. „Tatsache ist, der ORF kann auf Grund der Größe Österreichs und seiner Bevölkerungsanzahl kein rein österreichisches Vollprogrammm machen, das geht sich wirtschaftlich nicht aus. Deutschland ist für uns daher der wichtigste Markt und da gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit mit den diversen Sendern." Zur heute so notwendigen, wirtschaftlichen Beweglichkeit hat die Anfang der 2000er Jahre eingerichtete RTR-Förderung „sehr viel beigetragen. Das hat uns österreichische Produzenten konkurrenzfähiger gemacht.“
Zu den Produktionen der Graf Film gehört auch die Reihe „Der Zürich Krimi“, dessen nächsten Folgen Ende Februar in der ARD gezeigt werden. Christian Kohlund, ehemals „Traumhotel", gibt hier einen Anwalt und gebrochenen Menschen und ist somit gegen den Strich besetzt. Auch die Produktion selbst, bei der Roland Suso Richter Regie führt, sei anders. "Richter arbeitet ständig mit zwei Kameras und läßt gesamte Szenen, teilweise bis zu 10 Minuten, durchspielen. Dadurch entsteht der Eindruck, unglaublich dynamisch und nahe am Geschehen zu sein."
Unbezahlbar
Der 60-jährige Emmy-Preisträger („Das Wunder von Kärnten“) gibt einen kleinen Einblick in die neue Fernsehwelt: Gedreht wurde „Der Zürich Krimi“ vor allem in Prag. „Die Schweiz wäre nicht bezahlbar.“ In Prag gebe es neben Förderungen eine sehr gute Infrastruktur, tolles Knowhow und alles an Motiven, was man brauche. In diesem Zusammenhang im Kommen seien auch Ungarn, Bulgarien und Rumänien.
Bei den Kreativen wiederum ist es durch das Auftreten der mit viel Geld ausgestatteten Streaming-Dienste schwierig geworden. „Die holen sich die Leute exklusiv. Die dürfen dann für niemand anderen arbeiten.“ Aber auch das werde sich wieder einspielen, ist Graf überzeugt. "Content wird von allen benötigt und das macht Hoffnung für die Zukunft."
Das nächste große Ding steht für ihn im Herbst an: Da kommt die Verfilmung des Udo-Jürgens-Musicals "Ich war noch niemals in New York“ mit u.a. Heike Makatsch, Moritz Bleibtreu, Katharina Thalbach und Michael Ostrowski in die Kinos. Bei der Co-Produktion von Ziegler Film, Ufa Fiction und Universal ist die Graf Film sozusagen Udos Heimat-Bezug. „Er hat ja selbst noch vor seinem Tod die ersten Varianten dessen mitbekommen.“ Regie führte Philipp Stölzl, der im Sommer in Bregenz den Rigoletto inszenieren wird. „Da spürt man von der ersten Sekunde dessen tiefe Beziehung zur Musik“, verspricht Graf.
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