Nicht alles ist logisch im Reich der Maus: Die Hitserie „The Mandalorian“, die in den USA schon seit Ende des Jahres abrufbar ist, weil Disney + dort schon länger verfügbar ist, wird nicht vollständig online gestellt, sondern mit einer Folge pro Woche.
Realistisch betrachtet: Wer der Versuchung widerstanden hat, die Story um Baby Yoda auf dunklen Kanälen vorab zu sehen, wird spätestens jetzt auf den Gedanken kommen. Umgekehrt bedeuten 30 Staffeln von „Simpsons“, dass Disney + mit einem Schlag aktueller ist als ProSieben, wo die gelben Cartoon-Antihelden im deutschsprachigen Raum beheimatet sind. Die deutschen Lizenznehmer werden sich schön bedanken.
Andererseits: Der Entertainmentgigant hat gerade jetzt keinen besonderen Bedarf auf Rücksichtnahme, denn die geschlossenen Kinosäle drücken ordentlich aufs Budget – da kann der attraktivste Onlinedienst nichts dran ändern.
Familientauglich
Was Disney wie kein zweiter Konzern kann: familientaugliche Filme, bei denen sowohl die Eltern als auch der Nachwuchs auf ihre Kosten kommen. Dazu hat der Konzern seinem Streamingdienst die entzückende Komödie „Timmy Failure“ (zu deutsch: „Timmy Flop“) ins Gepäck gegeben. Oscar-Preisträger Tom McCarthy („Spotlight“) erzählt darin als Regisseur und Co-Autor die Geschichte des elfjährigen Timmy, der den leider passenden Nachnamen „Flop“ hat.
Timmy will der größte Detektiv der Welt werden und tritt äußerst exzentrisch auf – seinen Hals ziert etwa stets ein roter Schal. Sein Compagnon und bester Freund ist ein Fantasie-Eisbär, der im wesentlichen nur ein Problem hat: Er darf nicht in die Schule mitkommen. Ansonsten sorgt er für unterhaltsame Einlagen, die Timmy stets mürrisch gelassen nimmt, während die Zuseher ein paar Lachtränen zerdrücken.
Der Film spielt in der amerikanischen Hipster-Hauptstadt Portland, in der sich zahlreiche Männer mit Vollbärten tummeln – Timmy hält sie für Russen und will ihre Verschwörung aufdecken.
Hauptdarstellerin Ophelia Lovibond spielt die Mutter des seltsamen Buben. Und auch sie genoss die vielschichtige Erzählung, bei der alle Generationen auf ihre Kosten kommen: Bei der Premiere saßen Eltern mit Kindern im Kinosaal, erzählt sie. Und es zeigte sich: „Es gab deutliche Unterschiede, worüber die Erwachsenen und worüber die Kinder lachten.“
Als alleinerziehende Mutter hat sie im Film alle Hände voll zu tun, ihr Leben in Balance zu halten und auch die ständigen Pannen ihres Sohnes zu managen, den sie erstaunlich ernst nimmt. „Sie ist sehr offen zu ihm und schützt ihn“, so Lovibond. Der prägende Satz ihrer Pädagogik: „Normal is for normal people.“ Normal sind die faden Normalos.
Die weltweite Corona-Krise sorgt dafür, dass soviel gestreamt und ferngesehen wird wie nie zuvor. Das hat aber auch eine Kehrseite: Die Europäische Union hat die Streaminganbieter dazu angehalten, ihre Bandbreiten zu drosseln – Netfllix, YouTube und Co. verzichten daher seit der Vorwoche auf die höchste Auflösung, um die europäischen Datennetze nicht zu überlasten. Auch Disney hat bekannt gegeben, sich der Regelung zu unterwerfen. High Definition wird es vorerst also nicht spielen, was bei den alten Klassikern weniger ins Gewicht fällt als bei der Hochglanz-Marvel-Kinoproduktion.
Aber immerhin: Disney + startet bei uns. In Frankreich wurde der ebenfalls für morgen geplante Launch verschoben. Die französische Regierung bat um eine Vertagung auf 7. April. Dann kommt auch die Grande Nation in den Genuss von Mickey Mouse und Co.
Aktuell wirbt Disney mit einem Frühbucher-Rabatt von 59,99 Euro pro Jahr. Das ist deutlich billiger als die Konkurrenz. Der Streamingkrieg ist damit endgültig auch in Österreich angekommen. Endspiel!
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