Die Bundeshauptstadt brauchte Dietrich Mateschitz für seine wichtigste mediale Unternehmung nie: 2007 kaufte er den Regionalsender Salzburg TV und baute ihn bis Herbst 2009 zu Servus TV um. Zu Beginn sah man dort vor allem Dinge, die dem Chef gefielen: Stunts und Sportler aus dem Red Bull-Reich und willkürlich ausgewählte Fernsehproduktionen gaben ein wildes Potpourri.
Mateschitz hatte aber einen langen Atem – der Kauf der "Universum"-Crew vom ORF (die künftig als "Terra Mater" erfolgreich Naturfilme produzierte), die Etablierung des "Talk im Hangar" und ein (bisweilen stramm) rechter Kurs in Information und Meinung sorgten für viel Kritik, aber auch Gesprächsstoff. Und vor allem: Für ein klares Senderimage. Dass man es dort mit Fakten nicht immer so genau nimmt, wurde in der Corona-Krise ein evidentes Problem: Schwurbler kamen zu Wort, der Mainstream wurde gegeißelt. Die Medienbehörde leitet ein Verfahren ein.
Umsetzer, Vertrauter und Wegbegleiter ist Senderchef und Salzburg-TV-Gründer Ferdinand Wegscheider, der seit 2014 (wieder) an Bord ist. Servus TV sorgte auch für eine der größten Schrecksekunden in der heimischen Fernsehbranche: 2016 zog Mateschitz öffentlich den Stecker, weil in der Firma laut über einen Betriebsrat philosophiert worden war. Nach vielen Versicherungen, Verbeugungen und Verbiegungen (der Gewerkschaft) war der Milliardär besänftigt. Heute verfügt der Sender über nennenswerte Sportrechte und relevante Marktanteile im privaten Nachrichtensektor.
Weniger Lust auf die lange Strecke hatte Mateschitz bei der Plattform Addendum, die nach drei Jahren wieder eingestellt wurde. Das Nachfolgeprojekt heißt Pragmaticus, ein Magazin, das sich der entschleunigten Betrachtung der Welt verschrieben hat. Eine übertriebene Schlagseite kann man dem Heft nicht vorwerfen, wiewohl auch hier die angebliche politische Korrektheit als wichtigster Hauptgegner zu fungieren scheint.
Richtige mediale Power hat die Marke Red Bull traditionell selbst entfaltet. Im Red Bull Media House findet sich dazu fast alles, was unterhaltsam und schön anzusehen ist: Vom Magazin Bergwelten bis zu Servus in Stadt und Land hin zur Bühne reicht das Portfolio.
Das Media House ist aber weit mehr als ein klassischer Verlag: Die Action-Welt von Redbull.com ist hier ebenso beheimatet wie Servus TV. Ein Multichannel-Medienhaus, das sich sehen lassen kann. Ein Manifest des visionären Geistes eines Mannes, der den anderen immer zeigen wollte, wie recht er hat.
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