Der ORF macht sich "bereit für Volksabstimmung"
In der aktuellen Debatte um die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen hat sich der ORF nun Unterstützung geholt – und zwar von der Schweizer Wirtschaftsberatung FehrAdvice. Das ist jene Firma, das schon den Schweizer Rundfunk SRG im Vorfeld der „No Billag“-Abstimmung unterstützt hat. Das Referendum im Vorjahr ist klar für eine Beibehaltung der Rundfunkgebühren ausgefallen.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte vor einigen Wochen angekündigt, würde es beim ORF zu massiven Einsparungen kommen, müsse man das Volk befragen. Am Freitag erklärte er, dass es seiner Ansicht nach zwar nicht zu einer Abstimmung wie in der Schweiz kommen werde. Wenn der ORF langfristig eine Zukunft haben wolle, müsse er aber theoretisch „volksabstimmungsbereit“ sein.
Erste Ergebnisse
FehrAdvice hat nun die Ausgangslage sondiert und eine repräsentative Befragung für den ORF durchgeführt – erste Ergebisse wurden am Donnerstag dem Stiftungsrat, am Freitag der Belegschaft und Journalisten präsentiert.
In mehr als 140 Gesprächen mit Mitarbeitern, Management und Vertretern aus Politik und Wirtschaft wurde die Beziehung der Österreicher zum ORF untersucht. Anschließend wurden online 3800 Personen befragt. Die erwarten sich demnach, dass der Öffentlich-Rechtliche Orientierung bietet, mit ihnen in einen Dialog tritt, glaubwürdig und unabhängig ist sowie die Vielfalt Österreichs abbildet. Diese Punkte werden als "stärkste Identitätstreiber" genannt.
In der Wahrnehmung gut abgeschnitten haben die Bereiche Regionales und faktenbasierte Berichterstattung, den Journalisten wurden Mut und Sympathie attestiert.
Nachholbedarf gebe es hingegen bei Unabhängigkeit, Objektivität und Glaubwürdigkeit, genauer gesagt beim Einfluss der Politik auf den ORF, bei der Trennung von Meinung und Kommentar sowie bei Transparenz und Fehlerkultur.
Mit dem ORF als Institution können sich die Österreicher weniger identifizieren als mit den einzelnen Sendern und Programmen, vor allem Ö3 sticht aber hier positiv hervor. Wer den ORF schwächen wolle, was "ja niemand will", so Wrabetz, würde bei Ö3 ansetzen.
Konkrete Maßnahmen
Rund 30 Prozent würden sich nicht mit dem ORF identifizieren, Ziel sei es, diese Zahl auf 20 zu senken. Konkrete Maßnahmen soll ein Projektteam erarbeiten, zu dem unter anderem die Channelmanager des ORF gehören werden. Ein Punkt sollen aber Investitionen in die Unterhaltung sein.
Für die Umsetzung der Maßnahmen rechne FehrAdvice-CEO Gerhard Fehr, der auch bei der Präsentation am Freitag anwesend war, mit einer Dauer von 12 bis 18 Monaten. Das sei laut Wrabetz auch zeitlich passend, wenn sich die Regierung in ein paar Jahren mit der Finanzierungsfrage beschäftigen werde: Aktuell würden die Gebühren nicht zur Diskussion stehen, sagte Wrabetz am Donnerstag nach dem Stiftungsrat.
FehrAdvice wurde von den aus Vorarlberg stamnmenden Brüdern Ernst und Gerhard Fehr gegründet, hat den Sitz in Schweiz und berät Firmen auf der Basis von Verhaltensökonomie.
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