Bryan Cranston über "die beste Zeit meines Lebens“
Er spielte den überforderten Vater in der Sitcom „Malcom mittendrin“ und er war Walter White in der Thriller-Serie „Breaking Bad“: Bryan Cranston (64), der eine der interessantesten Karrieren Hollywoods hat, gehört zu den seltenen Darstellern, die sowohl als Charakterdarsteller als auch als Stars gelten.
Man nimmt ihm den Drogendealer genauso ab wie den konservativen Familienvater, den Bösewicht genauso wie den Politiker. „Der einzig wahre Ivan“ (verfügbar bei Disney+) ist die wahre Geschichte eines Silberrücken-Gorillas, der in einem Einkaufscenter lebte. Basierend auf dem gleichnamigen Roman spielt Cranston den Besitzer des wunderbaren Tieres, der dieses wie einen Sohn behandelt. Als der KURIER mit Cranston sprach, steckte dieser in den Nachwehen einer Covid-Infektion: „Meine Frau und ich sind okay, aber nicht 100 Prozent gesund.“
KURIER: Wie ist es Ihnen mit der Erkrankung gegangen?
Bryan Cranston: Wir wurden gleich zu Beginn des Lockdowns im März mit dem Virus diagnostiziert. Wir hatten Glück, unsere Symptome waren mild, ein paar Tage Muskelschmerzen, eine Woche völliger Erschöpfung und der Verlust von Geschmacks-und Geruchssinn, die beide übrigens bis jetzt nur zu 75 Prozent zurückgekehrt sind. Ich habe Antikörper und spende Blutplasma, um anderen zu helfen. Und ja, man kann das überstehen, aber besser ist, es gar nicht erst zu bekommen. Die Leute sollen gefälligst Masken tragen und Social Distancing einhalten, und die Hände waschen. Das ist eine sehr kleine Unbequemlichkeit, die man auf sich nimmt, wenn man ein respektvoller Mensch ist.
Was denken Sie über die derzeitige politische Lage Ihres Landes?
Wir erleben das schlimmste Jahr, das es in meiner Lebenszeit je gab. Ich war zu jung, um die Auswirkungen der Jahre 1968/69 zu verstehen. Ich hoffe, dass sich die USA endlich den tragischen Fehlentscheidungen stellen, die ihre Politiker schon vor vielen hundert Jahren gemacht haben. Wir müssen begreifen, dass man Menschen nicht misshandeln kann, wie das mit der Sklaverei begonnen und auch danach weiter begangen wurde. Wir hatten in den letzten Jahren die MeToo-Bewegung und jetzt Black Lives Matter, und wir durchleben eine Pandemie. Wir sind mitten in einer Revolution, die wir besser akzeptieren. Alle Revolutionen sind schwierig und tragisch auf ihre Art. Aber diese Revolution ist eine sozialpolitische und sehr notwendig.
Was ist die wahre Geschichte hinter Ihrem neuen Film „Der einzig wahre Ivan“?
Ein Ehepaar hat einen Babygorilla adoptiert, dessen Eltern von Wilderern umgebracht wurden. Sie haben ihn nach Washington State gebracht und wie einen Sohn aufgezogen. Aber ein Gorilla ist ein wildes Tier, und als er größer wurde, hat er das Haus zertrümmert. Daraufhin hat der Ehemann eine leere Halle in einem Einkaufszentrum gemietet und daraus eine Zirkuslocation gemacht. Das ging sieben Jahre gut, aber dann hat er Ivan an den Atlanta Zoo gegeben.
Konnten Sie sich mit dem Ehemann in Vorbereitung auf die Rolle unterhalten?
Nein, er ist immer noch traumatisiert vom Verlust des geliebten Gorillas, er wollte nicht reden.
Es gibt seit Jahren Diskussionen über Vor- und Nachteile von Zoos. Wo stehen Sie?
Zoos waren immer etwas Großartiges, als wir Kinder waren. Erst vor 10, 15 Jahren habe ich begonnen zu hinterfragen, ob es gut ist, wilde Tiere aus ihren natürlichen Habitaten zu entfernen und einzusperren. Und bis heute gibt es da verschiedene Ansichten. Ich bin gegen Einrichtungen wie Seaworld, wo Wale und Delfine für Schaulustige den Kasperl machen müssen. Aber es wurden Pandas und andere gefährdete Tierarten vor dem Aussterben bewahrt, weil man in Zoos ihr Leben gesichert hat und sie sich wieder vermehren können.
Haben Sie verborgene Talente?
Ja, ich singe gern, vermutlich nicht sehr gut, aber irgendwann würde ich gern ein Musical machen. Singen vor Publikum oder vor der Kamera macht mir Angst, und deshalb würde ich es gern machen, weil mich Herausforderungen anspornen. Und ich habe während Corona Brotbacken gelernt. Ich mache sehr gutes Sauerteigbrot. Da schauen Sie (hält sein Handy vor den Computer und zeigt Brotfotos)!
Im vergangenen Jahr kam „El Camino“, der Film zur Serie „Breaking Bad“, heraus und wir hatten die Chance, Walter White noch einmal zu sehen. Wie war es, erneut in diese legendäre Rolle zu schlüpfen?
Das war ein großer Spaß! Es war natürlich merkwürdig, wieder diese Glatze zu haben, Aaron Pauls Jesse Pinkman gegenüber zu stehen, von Vince Gilligan (Erfinder von „Breaking Bad“, Anm.) Regieanweisungen zu bekommen, und in einem Café zu drehen, in dem wir schon x-mal vorher filmten. Und es war, als wäre zwischen dem Serienfinale und dem Film keine Zeit verstrichen.
Welche Erinnerungen kommen da auf?
Nur sehr positive. Diese sechs, sieben Jahren waren beruflich die beste Zeit meines Lebens. Meine Karriere ist damit so richtig durchgestartet, wir haben uns alle wunderbar verstanden, und die Drehbücher waren immer wieder überraschend und gewagt.
Wie gefällt Ihnen die Spin-off-Serie „Better Call Saul“? Werden Sie vielleicht eine Gastrolle spielen?
Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich es ehrlich nicht weiß. Bei „El Camino“ musste ich es geheim halten, bis der Film herauskam und so tun, als würde es Walter White darin nicht geben, weil die Produzenten die Überraschung nicht verderben wollten. Für „Better Call Saul“ hat man mich bisher nicht kontaktiert. Aber wenn sie mich anrufen, zögere ich keine Sekunde! Ich finde die Serie hervorragend.
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