Blut und Spiele: Die Sonderpreise der ROMY 2020
Es ist mittlerweile Tradition: Neben den Publikumspreisen und der Abstimmung der ROMY Akademie, der alles bisherigen Gewinner angehören, über die Könner hinter der Kamera, gibt es noch eine dritte Schiene: die Sonderpreise, mit denen wieder höchst unterschiedliche Produktionen bedacht werden. Und das guten Gründen. Darunter ist auch die ROMY International, die heuer erst zum zweiten Mal vergeben wird – 2017 hatte sie als erster Drehbuch-Autor Peter Morgan für die Netflix-Serie „The Crown“ erhalten.
Die Sonderpreise der KURIER ROMY 2020:
Preis der Akademie: „Das perfekte Geheimnis“ (Constantin Film)
Die deutsche Filmkomödie „Das perfekte Geheimnis“ (Regie und Drehbuch: Bora Dagtekin) ist zugleich Gesellschaftssatire und Kritik am zeitgenössischen Kommunikationswahn, amüsiert sein Publikum mit ausgelassener Komik und frechem Humor. Ein hochkarätiges Ensemble aus besten deutschsprachigen Darstellern - von Elyas M’Barek bis Jessica Schwarz - läuft mit großartiger Spiellaune zu komödiantischer Hochform auf. Der publikumsstärkste Kinofilm des Jahres überzeugte auf allen Linien sein Publikum und erhält nun auch akademische Weihen mit dem Preis der Akademie.
Preis der Jury: „Wer 4 sind“ (Die Fantastischen Vier, Regie/Buch/Schnitt: Thomas Schwendemann, Kamera: Felix Ritz von Frentz, Ton: Björn Rothe, Produktion: Moritz Bundschuh KICK Film, Co-Produktion: Sky, ZDF, Arte)
Mit ihren fein geschliffenen Textzeilen prägen Die Fantastischen Vier mittlerweile seit 30 Jahren die Hip-Hop-Kultur im deutschsprachigen Raum. Regisseur Thomas Schwendemann schleuste sich anlässlich des 30-jährigen Bandjubiläums als ebenso stiller wie genauer Beobachter in das Leben des Quartetts ein, blickte den Musikern bei der Produktion eines neuen Albums und den Vorbereitungen für eine Tour über die Schulter. „Wer sind 4“ fokussiert, nebst teils rührend-nostalgischen Seitenblicken in die Anfangstage, auf die Dynamik innerhalb der Band, deren Motor sowohl durch charakterliche Gegensätze als auch durch eine beständige Einigkeit in der Freundschaft zueinander angetrieben wird. Schwendemanns „Wer 4 sind“ wird damit seinem Titel mehr als gerecht. Das ist auch diese ROMY: der Preis der Jury.
ROMY International: „Vienna Blood“ (Produzenten: Oliver Auspitz, Andreas Kamm - MR Film, Hilary Bevan Jones, Jez Swimmer - Endor Productions. Koproduktion: ORF, ZDF, Red Arrow Studios. Regie: Robert Dornhelm, Buch: Steve Thompson, Cast: Juergen Maurer, Matthew Beard).
„Vienna Blood“ führt die Zuseher in Highend-Bildern auf die dunkle Seite des Wien um 1900 mit Nationalismus, Antisemitismus, Verschwörung und Mord. In eine Zeit, die dank der Inszenierung nicht von gestern ist. Die zuweilen auch beklemmende Kriminalgeschichte trägt ein Ermittler-Duo, das unterschiedlicher nicht sein könnte und das für großes Schauspiel nutzt: Juergen Maurer und Matthew Beard. Von Österreich aus ist diese Produktion von MR Film und Endor Productions längst in den großen TV-Märkten Deutschland, Großbritannien und den USA angekommen. Story, Schauspiel, Inszenierung, Look und Produktion machen „Vienna Blood“ zu einem Format, dem nach Meinung der Jury die ROMY International gebührt.
Fernsehevent des Jahres: „The Masked Singer“ (ProSieben)
Am Ende gewann der Astronaut, Max Mutzke. Fast galaktisch waren auch die Quoten bei der Premiere der zunächst kurios anmutenden Musikshow „The Masked Singer“ mit Moderator Matthias Opdenhövel – und das in einem Sommer! ProSieben sorgte 2019 bei Höchsttemperaturen für ein überraschendes, hochprofessionell umgesetztes TV-Highlight, dem sich in Österreich und Deutschland ganz viele und ganz viele junge Menschen nicht entziehen wollten. Ein Wagnis, dass sich für Sender und Seher gelohnt hat und nun belohnt wird – mit der ROMY für den TV-Event des Jahres.
Beste Programmidee: „Die Nachfolger“ (Servus TV)
Viele heimische Firmen stehen vor der Herausforderung, dass geeignete Nachfolger an deren Spitze gebraucht und gesucht werden. ServusTV begleitet diesen durch Corona jetzt noch schwieriger gewordenen Prozess mit „Die Nachfolger – Mein Betrieb wird dein Betrieb“. Diese liebevoll produzierte Eigenproduktion liefert nicht nur Einblicke in die große Vielfalt des betrieblichen Mittelstandes in Österreich, sondern hilft am Ende sogar mit, dass Traditionsbetriebe, Lebenswerke und Arbeitsplätze erhalten bleiben. Eine gute, begrüßenswerte Programm-Idee, findet die Jury.
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