Was war es, das Sie an der Rolle und der Geschichte so anzog? Sie sind ja auch Produzentin an der Serie. War es, dass Cassie so ganz anders ist als Penny?
Ich war nicht verzweifelt auf der Suche nach einer Rolle, die das Gegenteil von „Big Bang Theory“ war, aber als ich das Buch las, war ich begeistert. Sie hat so viele Charakterschwächen, aber das ist faszinierend, denn sie ist gleichzeitig auch sehr stark. Die Balance der Emotionen hat mich hier interessiert, und dass es für mich als Schauspielerin eine Herausforderung war.
Sie hat diese Schuldgefühle, glaubt, dass sie ihn umgebracht hat und sich nicht mehr erinnern kann. Warum läuft sie davon?
Ich habe sehr viel recherchiert und herausgefunden, dass das eine sehr typische Reaktion auf eine traumatische Erfahrung ist. Man panikt, ist im Schockzustand und das Hirn spielt nicht mehr mit. Sie rennt weg, tut so, als wäre es alles nicht passiert, obwohl sie im tiefsten Inneren weiß, dass sie nicht die Täterin ist.
Können Sie sich mit dieser Reaktion identifizieren?
Gar nicht. Ich bin eine furchtbar schlechte Lügnerin, mir sieht man es gleich an. Ich wäre vermutlich in die Hotellobby gerannt und laut geschrien, was passiert ist.
Wie haben Sie den Job der Flugbegleiterin recherchiert?
Als ich die Rechte für das Buch bekam – und ich bin vor Corona ohnehin sehr viel geflogen – begann ich die Flugbegleiter anzustarren und alles zu beobachten, was sie machten. Ich fand heraus, dass sie sich die Schuhe umziehen auf langen Flügen, ich beobachtete, wie sie sich die Haare richten, ich stellte Vermutungen darüber an, welche befreundet und welche nur Kollegen sind. Ich war komplett besessen. Am Set hatten wir dann eine echte Flugbegleiterin als Beraterin. Sie brachte mir bei, wie man im Flugzeug mit einem Tablett balanciert, auf dem eine Reihe von Drinks stehen. Nicht gerade meine Stärke. Ich erinnere mich noch, als ich in „Big Bang Theory“ eine Kellnerin war und es nicht schaffte, ein Tablett zu halten, ohne das alles runterfiel. Im Fallenlassen war ich immer gut! Hier musste ich üben, das mit einer Hand zu tun.
Wollten Sie, wie viele kleine Mädchen, auch mal Flugbegleiterin werden?
Nein, aber ich fand den Job immer sehr interessant. Wenn du jung bist und die Welt sehen willst, gibt es keinen besseren. Mein Problem ist, dass ich mich niemals mit unhöflichen Passagieren auseinandersetzen könnte. Ich würde sie anbrüllen und gefeuert werden. Mir fehlt da die Geduld. Ich würde mitten im Flug sagen: „Gehen Sie bitte schnell mal im Hof spazieren.“
Das Interessante an der Serie ist, dass die Thematik wie eine Tragödie klingt, sie aber ins Comedy-Genre fällt.
Ja, das war eine Herausforderung, besonders für die Autoren. Da kann man leicht versagen, aber das ist zum Glück nicht passiert. Dieses Mädchen hat schwere Probleme, aber die Autoren fanden meine Stimme in ihr, und haben das dann darauf hingeschrieben. Cassie ist eine Verrückte. Je mehr wir sehen, desto mehr entdecken wir ihre Kindheitstraumata, Geschehnisse, die wirklich stattfanden und solche, die sie sich einbildet. Für eine Schauspielerin ist so eine Rolle ein Traum.
Es ist heute kaum vorstellbar, dass Sie für die Dreharbeiten quer durch die Welt gereist sind. Wie lange hat es gedauert, nachdem Sie die Rechte bekommen hatten?
Endlose drei Jahre, bis wir endlich vor der Kamera standen. Und dann filmen wir in Bangkok, Rom und Washington. Und ja, heute sehr schwer vorstellbar. Zum Glück wurden wir fast fertig bevor die ganze Welt stoppte.
Fast?
Ja, es gab noch ein paar Szenen, die fehlten. Die drehten wir vor Kurzem, unter strikten COVID-Maßnahmen. Mit Masken und Social Distancing und all dem.
Sind Sie ein Krimifan?
Ja, aber ich schaue mehr echte Kriminalfälle. In den USA gibt es zwei Sendungen, „Dateline“ und „48 Hours“, die ich nie auslasse. Pathologie und DNA-Beweise faszinieren mich.
Gibt es noch genug Stoff im Buch für eine zweite Staffel? Ja, wir planen eine zweite Staffel, aber wann wir die drehen können, steht in den Sternen.
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