Ex-Standard-Chefredakteurin wurde vermisst

Ex-Standard-Chefredakteurin wurde vermisst
Die Ex-Chefredakteurin des "Standard" war zuletzt wegen Plagiatsvorwürfen unter Druck geraten und Zielscheibe emotionaler Auseinandersetzungen im Netz.

Anmerkung: Am Freitag wurde Alexandra Förderl-Schmid lebend gefunden. Mehr dazu hier.

Am Donnerstag wurde von Braunau/OÖ aus eine große Suchaktion im Inn gestartet: Eine "prominente Journalistin" werde seit den Morgenstunden vermisst, meldete die Passauer Neue Presse zu Mittag, mehr als 100 Personen waren demnach in die Suche involviert.

Später hieß es, man suche nicht mehr nach einer Vermissten, sondern nach einer Toten. Eine Frau sei im Wasser gesehen worden. Es handelt sich offenbar um Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, die zuletzt ihre Funktion wegen Plagiatsvorwürfen ruhend gestellt hatte. 

Föderl-Schmid, die 2017 vom Posten der Chefredakteurin und Co-Herausgeberin des Standard in Wien zur SZ gewechselt war und sich dort zuerst als Nahost-Korrespondentin betätigt hatte, war zuletzt durch das Branchenportal Medieninsider und durch den Salzburger "Plagiatsjäger" und Kommunikationswissenschafter Stefan Weber unter Druck geraten: Während ihr das Branchenmedium einen unsauberen Umgang mit journalistischen Quellen vorgeworfen hatte, legte Weber ein Gutachten vor, das in Föderl-Schmids Dissertation zahlreiche "Plagiatsfragmente" erkannte. Erst im Nachhinein wurde bekannt, dass der Auftrag zu dem Gutachten vom rechten Nachrichtenportal Nius kam, hinter dem der ehemalige Bild-Chefredakteur Julian Reichelt steht. Die SZ hatte zuletzt eine Untersuchungskommission zur Prüfung der Vorwürfe eingesetzt. 

Vollblutjournalistin

Föderl-Schmid, 1971 im oberösterreichischen Haslach an der Mühl geboren, hatte sich durch ihre journalistische Tätigkeit einen hervorragenden Ruf im In- und Ausland erarbeitet. Von 1993 bis 2004 war sie Korrespondentin des Standard in Berlin, wo sie sich auch im Verein der ausländischen Presse in Deutschland engagierte. Ein Studienaufenthalt führte sie auch an die Universität Oxford, beim dort ansässigen Reuters Institute war sie bis zuletzt die Funktion eines Vorstandsmitglieds (board member). Als sie 2007 zur Chefedakteurin des Standard ernannt wurde, war sie die erste Frau, die in Österreich eine solche Position bekleidete. 

Medien-Analysen

Im akademischen Feld erfuhr Föderl-Schmid ihre Ausbildung am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg, an dem auch der bekannte "Plagiatsjäger" Stefan Weber lehrt. In ihrer Dissertation "Vom Monopol zum Markt - zehn Jahre duales Rundfunksystem in Deutschland", 1996 eingereicht, befasste sie sich mit dem Nebeneinander von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern. Weber kritisierte die Zitierweise Föderl-Schmids zuletzt scharf und verteidigte dies in einem Beitrag seines Blogs sowie in Statements auf X (vormals Twitter) noch vehementer. In dem Gutachten findet sich aber auch eine Passage, in der er als "möglichen Interessenskonflikt" einen langstehenden Disput mit Föderl-Schmids Doktorvater Hans Heinz Fabris am Salzburger Institut angab.

Von Kolleginnen, Kollegen und einstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde Föderl-Schmid stets hoch geschätzt, die Kritik an ihren Fehlern wurden von manchen auch als übertrieben und politisch motiviert wahrgenommen. In den Echokammern des Internet hatte sich der Ton dazu zuletzt immer mehr zugespitzt.

Unterstützung in Krisen finden Sie hier:

Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

Das österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums. 
Rat auf Draht ist die österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Die Nummer ist unter 147 rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar. Die Ö3-Kummernummer ist unter 116 123 täglich von 16 bis 24 Uhr und ebenfalls anonym erreichbar. Auch auf der Website www.bittelebe.at finden Angehörige/Freunde von Menschen mit Suizidgedanken Hilfe.