Scharfe Kritik
Zu den öffentlich-rechtlichen Medien fand er scharfe Worte. Private Verleger hätten keine Chance in einem „Hase-Igel-Rennen“, bei dem sich staatlich gestützte Häuser völlig risikofrei in den digitalen Kanälen breitmachen würden. Der deutsche Staat nehme damit der freien Presse „sukzessive die Luft zum Atmen“, der „Geist der Freiheit“ sei in Gefahr.
Welte stimmte das Lied jener an, die sich bevormundet sehen, zog eine Trennlinie zwischen ZDF und ARD auf der einen Seite und „freien Medien“ auf der anderen. Diese heikle These wurde im Anschluss nicht diskutiert. Rasch konzentrierte sich die Runde wieder auf ChatGPT & Co. Styria-CEO Markus Mair sah die Chancen durch KI größer als die Bedrohungen. Von der Politik forderte er mehr Tempo. Die US-Techriesen würden bereits Fakten schaffen, Europa hechle hinterher (Mehr zu neuen Entwicklungen dazu lesen Sie hier).
Künstliches Bewusstsein
Heute-Herausgeberin Eva Dichand erklärte: Solange KI lediglich auf von Menschen bereitgestellte Daten zurückgreife, könne man mit Meinung und guten Storys die Oberhand behalten. Sobald KI aber ein künstliches Bewusstsein entwickle, werde es schwierig, sagte Dichand.
Klaus Ebert vom Allgemeinen Hamburger Presseclub sah es anders: Journalisten sollten sich darauf besinnen, dass ihre Meinung nicht gefragt ist, sie sollten lieber „sagen, was ist“. Der berühmte Satz von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein wurde bei den Medientagen ofter zitiert.
➤ Mehr dazu lesen: "Sagen, was wird": Die KI und die Magie der Kreativität
Neben KI ging es in weiterer Folge ums junge Publikum. In einer Runde zu „Wirtschaftsjournalismus“ brachte Christian Rickens (Handelsblatt) das Beispiel einer Juristin, die sich als Leserin abwenden möchte, weil ihr die Sprache zu kompliziert sei. KURIER-Geschäftsführer Thomas Kralinger betonte hierzu die Wichtigkeit, „Komplexität noch viel besser zu erklären“, insbesondere in Zeiten von Bildungsproblemen. Der KURIER wolle der Entwicklung Rechnung tragen. Kralinger kündigte „eine Initiative im Markt, mit einfacher Sprache“ an.
Am Nachmittag standen u. a. Karrierechancen für Frauen im Fokus. Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) sprach sich für mehr Diversität in den Medienhäusern aus. „Es gibt sehr viele Journalistinnen, aber in den Führungsetagen wird es dünn“, sagte sie. In Sachen KI kündigte Raab an, die Branche demnächst einzuladen, einen gemeinsamen KI-Prozess aufzusetzen. Details dazu gab sie nicht.
Kritik und Krankl
Kritisch zeigte sich die deutsche Publizistin Diana Kinnert. Politik und Journalismus würden die Öffentlichkeit „künstlich und infantil bespielen“. Das CDU-Mitglied wünschte sich einen modernen Konservatismus. Öffentlich-rechtliche Medien sollen erhalten werden, gehören aber „stark refomiert“. Und sogar beim überraschenden Auftritt von Fußballlegende Hans Krankl gab es Seitenhiebe. Herbert Prohaska analysiere beim „staatlichen Fernsehen“, sagte der Sky-Analytiker launig, er selbst sei hingegen „beim besten Sportsender“ engagiert.
➤ Mehr dazu lesen: ORF zeigt sich offensiv, steht aber bei der EM im Abseits
Kommentare