"Medeas Kinderen" bei den Festwochen: Massaker mit Mehrwert

Ein Kind wird geüwrgt
Milo Raus "Medeas Kinderen" im Jugendstiltheater: Kinder spielen in einem Stück über Kindermord. Kann das gut gehen?

„Wer in ein Stück namens ,Medeas Kinder’ geht, der muss doch wissen, was auf ihn zukommt“, sagt eines von Medeas Kindern einmal. Das stimmt. Aber auch wieder nicht. Das Spiel mit Erwartungshaltungen beherrscht Regisseur Milo Rau. Nicht immer so zum Vorteil eines Stücks wie bei „Medeas Kinderen“ im Jugendstiltheater Steinhof. Hier dafür bemerkenswert. Es beginnt schon irritierend. Das Publikum wird herzlich begrüßt zur Nachbesprechung des Stücks. Moment, hat man sich in der Zeit vertan? Die schauspielenden Kinder (Jade Versluys, Gabriël El Houar, Emma Van de Casteele, Sanne De Waele, Anna Matthys, Vik Neirinck) nehmen auf Klappsesseln Platz, eine hat so kurz nach dem Duschen ein Handtuch als Turban um den Kopf geschlungen. Peter, Schauspieler (Peter Seynaeve) und Kindercoach, ist der Gesprächsleiter, er verspricht, dass später das Publikum Fragen stellen darf. Dazu kommt es natürlich nie. Denn immer wieder wollen die Kinder Teile des Stücks noch einmal aufführen – einen Monolog, einen Song. Bis man plötzlich doch ganz drin ist, im eigentlichen Stück.

Oder auch wieder nicht. Denn zu sehen ist nun eigentlich das „Vor-dem-Stück“, also das Filmen der Videosequenzen. Auf der Bühnenwand sind Szenen mit erwachsenen Schauspielerinnen und Schauspielern zu sehen, die auf der Bühne von den Kindern gespiegelt werden – Peter hält das mit der Kamera fest. Wie schon ein Mädchen auf die Frage, wie sie die Arbeit mit dem Regisseur empfunden hat, gemeint hat: „Theater machen habe ich mir anders vorgestellt“.

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