Heute aber gibt es Booktok
Heute gibt es aber glitzernde Buchcover und vor allem Booktok auf der Plattform TikTok – und alles sieht ganz anders aus. Die Leser/innen-Bewegung auf dem sozialen Medium ist ganz versessen auf Liebesgeschichten, seien sie im „echten Leben“ oder in Mystery-Parallelwelten (das Genre heißt Romantasy).
Bricht Rekorde
Kein Wunder, dass auch das Streaming nun in diesem Zielpublikum punkten will. Netflix ist das mit dem Überraschungserfolg „Der Tränenmacher“ gelungen. Amazon Prime hat das übertrumpft. Die Verfilmung von „Save Me“, „Maxton Hall“, bricht gerade allerlei Rekorde. Sie ist die erfolgreichste nicht-amerikanische Serie in der Geschichte von Prime Video. In 120 Ländern stürmte „Maxton Hall“ auf Platz eins der beliebtesten Produktionen.
Ein beachtlicher Erfolg für eine deutsche Serie. Die genau weiß, was sie tut. Sie drückt alle Knopferl, um die Zielgruppe wuschig zu machen. Inklusive Prinzessinnenkleid mit schulterfreiem Ausschnitt. Dazu hat die Jugend schon bei „Sissi“ vor 70 Jahren geschmachtet.
Kein Bentley
Die erste Folge beginnt schon mit einem Tada-Moment: Wir lernen den hedonistischen Millionärssproß James kennen, wie er abgestandenen Champagner aus der Flasche frühstückt. Die junge Dame in seinem Bett scheint ihn nicht mehr zu interessieren. Dann kommt seine Schwester und erzählt mit verheulten Panda-Augen, dass sie in Schwierigkeiten steckt und damit hat zu tun: Ruby Bell. Tada! Die ersten eineinhalb Folgen ist James damit beschäftigt, die ehrgeizige Ruby, die eigentlich nur unbeschadet das Collegejahr überstehen will, um sich den Traum von Oxford zu erfüllen, arschig oder neudeutsch: toxisch zu behandeln. Gegen Ende der zweiten Folge aber zeichnet er sie schon in sanften Bleistiftstrichen, weil er verliebt ist. Doch, Problem: Sie gehört zu jenem Teil der Gesellschaft, der keinen Bentley mit Chauffeur hat.
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Zweite Staffel für "Maxton Hall"
Der Prinz muss sein Aschenputtel gegen Familie, Freunde und andere interessierte Damen verteidigen. Und selbst stehen die beiden ihrem Glück auch im Weg. Hier sehnsuchtsvollen Augenaufschlag in Zeitlupe einsetzen. Man kann sich lustig machen, aber muss auch zugeben, dass man sich dem Sog dieser Serie nicht ungern ergibt. Sie ist so hochglanzproduziert, dass es an US-Serien-Mimikry grenzt. Selbst die Schauspieler haben englische Vornamen (Harriet Herbig-Matten und Damian Hardung). „Maxton Hall“ ist die Serie, die die ORF-„Biester“ wohl gerne wären.
So absehbar wie das Happy End einer Romanze ist auch: Eine zweite Staffel wurde schon bestellt.
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