Matt Damon: "Hässliche Seite der Trump-Ära"

Matt Damon in "Suburbicon"
Der Schauspieler über seinen neuen Film "Suburbicon", Trump und Clooneys Schlafbedürfnis.

Von Gabriele Flossmann

In "Suburbicon", seiner sechsten Regiearbeit, zeichnet George Clooney ein finsteres Bild seines Landes. Und er lässt darin seinen Schauspielerfreund Matt Damon vom Durchschnittsbürger zum reaktionären Giftzwerg mutieren. Der Film zeigt, wie sich hinter den schicken Fassaden einer amerikanischen Kleinstadt der 1950er-Jahre schockierende Familiendramen abspielen.

Der politische Standpunkt von Damon und Clooney wird in dieser Geschichte ebenso deutlich wie jener der Coen-Brothers, von denen das Drehbuch stammt: Hier führen Liberale vor, was sich tatsächlich in einer Ära abspielte, auf die Donald Trump mit seinem Schlachtruf "Make America great again!" so gerne Bezug nimmt: Das Land der 1950er-Jahre, durchdrungen von Gier, Rassismus und Judenhass. Joel und Ethan Coen hatten die Geschichte schon in den 1980er-Jahren geschrieben – also während der Amtszeit von Ronald Reagan, der noch vor Trump die "Größe Amerikas" zurückbeschwören wollte. George Clooney hat nun das Kunststück geschafft, aus diesem Stoff einen höchst aktuellen Film zu machen.

KURIER: "Suburbicon" spielt in den 50er-Jahren und erzählt vom Rassismus gegen Afroamerikaner. Von einem Problem also, das auch heute virulent ist. Ist das ein Film gegen das Trump-Amerika?

Matt Damon: Der Film ist nicht politisch in dem Sinne, dass er anti-republikanisch oder gegen Trump gerichtet ist. Der Film sollte eher in dem Sinne politisch sein, dass wir alle einmal in uns selbst hineinhorchen und eigene rassistische und fremdenfeindliche Ängste und Tendenzen in uns bekämpfen sollen.

Der Film erzählt auch von Kollateralschäden, die mit der Verwirklichung des "Amerikanischen Traums" einhergehen. Sind das Themen, die Ihnen wichtig sind?

Ja, als Vater von vier Töchtern ist mir der Zustand unserer Welt sehr wichtig! Wir müssen uns endlich damit auseinandersetzen, dass wir für die Konsequenzen unseres Handelns verantwortlich sind. Wir sind für unsere Umwelt zuständig und vor allem auch für unsere Mitmenschen. Egal, wo sie leben, woher sie kommen und welche Religion sie haben. Egal, ob Mann oder Frau.

Sie spielen in diesem Film eine eher unsympathische Figur. Haben Sie diese Rolle Ihrem Freund Clooney zuliebe angenommen, oder hätten Sie sie auch für die Coens gespielt?

Die Coen-Brothers haben das Drehbuch im Jahr 1985 geschrieben. Damals war ich 15 Jahre alt und wäre in der Rolle eines Familienvaters wahrscheinlich nicht sehr glaubwürdig gewesen (lacht). George hat die Handlung in die 1950er-Jahre verlegt, was den Film noch schwärzer und meine Figur noch unangenehmer macht. Wir waren uns aber von Anfang an einig, dass der Film eine Metapher für die hässlichen Seiten der heutigen Trump-Ära sein sollte.

Vor den Dreharbeiten hatten Sie in einem Interview erklärt, längere Zeit keine Filme mehr zu drehen, um mehr Zeit für Ihre Familie zu haben. Womit hat Clooney Sie umgestimmt?

Ich hatte tatsächlich nach vier anstrengenden Filmen hintereinander ein wenig die Nase voll. Unmittelbar nach dem "Marsianer" ging es nach China zu "The Great Wall", danach gleich zum neuen "Jason Bourne" und von dort zu "Downsizing". Danach habe ich meiner Frau und meinen Töchtern fest versprochen, dass ich längere Zeit keine Angebote mehr annehmen würde. Als mich George dann anrief und fragte, ob meine Absage ernst gemeint sei, sagte ich: Eher würde ich mich einem Waterboarding unterziehen, als meine Familie zu enttäuschen. Als ich dann meine Frau zu einem Diner ausführte, kam ein SMS von George: Wie wäre es, wenn ich die Dreharbeiten nach Los Angeles verlege? Dann könntest du jeden Abend zu Hause sein – wie es sich für einen braven Familienvater gehört. Ich zeigte das SMS meiner Frau und sie sagte: Okay, du machst diesen Film.

Hat George Clooney jetzt mehr Verständnis für Ihre familiäre Rücksichtnahme, da er selbst Kinder hat?

George hatte schon vorher großen Respekt für mich als Familienvater. Oft sagte er zu mir: Ich bewundere dich wie du das alles schaffst mit deinen vier Kindern! Jetzt, nach der Geburt seiner Zwillinge, hört er sich anders an: "Du hattest es leicht! Du hast deine Töchter hintereinander bekommen – das ist ein Kinderspiel! Du hast keine Ahnung, was es bedeutet, gleich zwei Babys auf einmal zu haben! Ich muss möglichst bald wieder bei einem Film Regie führen – damit ich mich wenigstens während der Arbeit hinter der Kamera ausschlafen kann" (lacht).

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