"Man kann ja nicht nur über Wein und Trüffel schreiben"

Krimi-Autor Martin Walker, gebürtiger Schotte und ehemaliger Journalist, lebt seit 25 Jahren im Périgord, durch das die Dordogne (rechts) mit ihren vielen mittelalterlichen Bücken fließt
Der Autor der Bruno-Krimis über Gänseleber, die Résistance und Wein im Tetrapack.

Jetzt ist es schon wieder passiert. Kaum erschienen, ist Martin Walkers neuer Krimi auf Platz eins der Bestseller-listen. Und Walker ist keiner, der so tut, als ob ihm das egal wäre. Beim Interview will der ehemalige Guardian-Journalist gleich wissen, wie sein neuer "Bruno" in Österreich liegt.

Keine Sorge, Herr Walker, "Reiner Wein – Der sechste Fall für Bruno, Chef de police", liegt, wie immer, auf Platz eins.

Die Kulinarik-Krimis des Schotten im Périgord sind weltweit Fixstarter auf den Listen der am meisten verkauften Bücher. Auch in Frankreich, was bemerkenswert ist, denn die Franzosen lassen sich ja nicht gern dreinreden – und schon gar nicht von einem Anglosaxen. Die französischen Leser, aber auch die Kritiker stehen den Ermittlungen des Dorfpolizisten Bruno, in deren Zentrum nicht selten schwarze Trüffel, Foie gras und die süffigen Bergerac-Weine stehen, wohlwollend gegenüber. Walker, seit Jahrzehnten mit einer Gastro-Kritikerin verheiratet, ist tatsächlich zum Kulinarik-Botschafter des Périgord geworden. Und Brunos reales Vorbild, der Dorfpolizist Pierrot aus dem 2800-Einwohner-Dorf "Le Bugue", liest in seiner Muttersprache nach, wie man ihn literarisch verewigt hat.

Seit 25 Jahren lebt Walker hier inmitten dieser saftig-grünen, mittelalterlich geprägten Landschaft im Südwesten Frankreichs. Doch die schwärmerische Perspektive des zugereisten Frankophilen wird zusehends von der Realität eingeholt. Zwar nennt Walker seine Bücher gerne "Gentle books", freundliche Bücher, aber die Weltpolitik dringt nun auch in die Dorfidylle ein. Sind es diesmal unaufgearbeitete französisch-amerikanische Beziehungsgeschichten, wird demnächst sogar Afghanistan Thema bei "Bruno".

KURIER: Was halten denn die Franzosen von Ihnen?

"Man kann ja nicht nur über Wein und Trüffel schreiben"
Martin Walker:Sie mögen mich offenbar, denn sie haben mich jetzt zum "Chevalier de Foie Gras" ernannt. Ich bin nun Mitglied einer illustren Runde, die die Foie Gras des Jahres auswählt. Wir tragen mittelalterliche Kostüme und essen uns durch Dutzende Kostproben von Gänseleber durch. Harte Arbeit!

Sie sind auf Ihren Lesereisen in der ganzen Welt unterwegs. Hören Sie da immer die selben Journalisten-Fragen?

Nein, die Franzosen wollen immer übers Essen reden. Und die Amerikaner immer über Politik: Warum mögen die Franzosen uns nicht?

Und was antworten Sie ?

Naja, ich bin Diplomat. Ich will keine Bomben werfen.

Das tun Sie aber in Ihrem neuen Roman.

Ja, es geht um bisher geheime Dokumente über die Résistance.

Sind diese historischen Ermittlungen auch eine Rückkehr zu Ihren Wurzeln als Journalist?

Ja, klar, ich interessiere mich sehr für Geschichte. Man kann ja nicht nur über Wein und Trüffel schreiben.

Trotzdem eine kulinarische Frage: Sie schreiben von Wein im Tetrapack. Ist das Ihr Ernst?

Ich liebe große Weine, ich habe auch eine Sammlung bei meinem Händler. Aber ja, so ein trockener Bergerac lässt sich auch aus dem Aluminium-Behälter genießen.

Kommentare