Mariza ist wieder da

Der exzellente Boris Eder hat als Zsupán bei Gräfin Mariza (Astrid Kessler) keinen leichten Stand
Emmerich Kálmáns Meisterwerk "Gräfin Mariza" an der Wiener Volksoper.

Was braucht man, um eine klassische Operette erfolgreich auf die Bühne zu bringen? Erstens: Einen Regisseur, der das jeweilige Werk ernst nimmt und dennoch eigene Gedanken dazu entwickelt. Zweitens: Eine Ausstattung, die das Publikum auch staunen lässt. Drittens: Sänger und Schauspieler, die ihren Figuren Leben einhauchen, die für Lacher, aber auch für eine Prise Sentiment sorgen. Und viertens: Ein Orchester, das sich genussvoll in Melodienseligkeit ergeht.

Insofern hat die Volksoper bei der Neuproduktion von Emmerich Kálmáns hinreißender "Gräfin Mariza" vieles richtig gemacht. Denn im Haus am Gürtel läuft das Operettenwerkl perfekt ab; diese "Mariza" kann sich sehen und großteils auch hören lassen. Das liegt an der Regie von Thomas Enzinger, der die Liebesgeschichte zwischen dem verarmten Grafen Tassilo und der reichen, snobistischen Gräfin Mariza dezent in die Moderne holt, der in der wunderschönen, pastellfarbenen Ausstattung von Toto "einfach" eine Geschichte erzählt.

Versunkene Welt

Und die erzählt Enzinger richtig gut. Ein kleines Mädchen (Leonie Dareb) taucht mithilfe des alten Tschekko (Michael Gempart) in die Welt der Operette ein. Eine längst untergegangene, märchenhafte Welt, deren Protagonisten zwischen Champagner und Bankrott changieren. Da sind Gefühle überlebensgroß, da wird geliebt und geschmachtet im Breitwand-Format. Ja, ein wenig Sozialkritik gibt es auch, die Malversationen rund um die Burg werden Thema, die Komödie ist zugleich tragisch.

Was will man mehr? Eine tolle Ästhetik auf der Salon-Drehbühne, eine passable Choreografie (Bohdana Szivacz) und schöne Kostüme – diese "Mariza" wird im Repertoire Bestand haben.

Auch dank einiger exzellenter Darsteller. So ist Boris Eder ein überragender Koloman Zsupán. Eder singt und spielt, dass es eine pure Freude ist. Bravo! Anita Götz ist seine patente Lisa, die auch vokal meist überzeugt.

Eindrücke aus "Gräfin Mariza"

Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"
Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"
Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"
Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"
Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"
Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"
Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"
Mariza ist wieder da

FOTOPROBE: "GRÄFIN MARIZA"

Gruß von Nestroy

Dazu kommen der ausgezeichnete Toni Slama als präsenter Fürst Populescu, die köstliche Helga Papouschek als Fürstin Božena, Nicolaus Hagg als tadelloser Liebenberg sowie Hausherr Robert Meyer, der den Diener Penižek (ein Ex-Theaterkritiker!) in seinem kurzen Auftritt zur Hauptfigur macht.

Nestroy lässt hier grüßen. Und Tassilo sowie Mariza? Der Tenor Carsten Süss müht sich als Tassilo stimmlich redlich, kann sich nach eher schwachem Beginn steigern, gibt einen recht sympathischen Verwalter in Herzensangelegenheiten. Wortundeutlich und mit schrillen Tönen bewaffnet ist Astrid Kessler als an ihre vokalen Grenzen gehende Mariza.

Am Pult des gewohnt spielfreudigen Orchesters steht Alexander Rumpf, der Kálmáns Hits solide abspulen lässt. Immerhin.

Werk Emmerich Kálmáns "Gräfin Mariza" wurde 1924 im Theater an der Wien uraufgeführt und ist ein Klassiker der Operette mit sehr vielen Ohrwürmern.

Inszenierung Thomas Enzinger erzählt die Geschichte in wunderschönen Bildern (Toto) und mit Charme.

Gesang Zwischen sehr gut und redlich bemüht. Da ginge noch mehr.

Dirigat Gibt es auch.

KURIER-Wertung:

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