Marianne Faithfull ist tot: Sie sang, trotz allem, vom Leben
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Marianne Faithfull nahm 21 Alben auf und spielte in vielen Filmen
Wer diese Stimme einmal hörte – sei es in den Hits der 1960er-Jahre, sei es angereichert mit den Aschenschichten vieler Jahre eines außergewöhnlichen Lebens –, der vergisst sie nicht.
Marianne Faithfull hat gesungen wie keine Zweite, immer am Rande des Dunkeln. Das, das Dunkle, hat sie auch in ihrem Leben begleitet. Nach einer Überdosis in jenem Hotelzimmer, das sie mit ihrem damaligen Freund Mick Jagger bewohnte, lag sie sechs Tage im Koma. Sie war später drogensüchtig und an Krebs erkrankt. Und doch blieb in der Stimme, auch im Schauspiel von Marianne Faithfull eine unbändige, grollende Kraft, die sich nie unterkriegen ließ.
Sie ist die „Sängerin des Überlebens“, schrieb die New York Times, als am Donnerstagabend bekannt wurde, dass Faithfull 78-jährig gestorben ist.
Österreich-Wurzeln
Es ist ein etwas bizarres Detail, dass Marianne Faithfull Tochter einer österreichischen Adeligen, Eva von Sacher-Masoch, war. Und dann auch wieder nicht: Längst zählt Faithfull zur weltweiten Popkulturaristokratie, und sie hat dies mit einer morbiden Grandezza gelebt wie kaum jemand anderes. Wer will, kann hier einen Nachhall ihrer Wurzeln erkennen.
Entdeckt wurde sie vom Manager der Rolling Stones, Jagger und Keith Richards schrieben für sie den Song „As Tears Go By“. Damit machte sie Karriere, Jagger und sie waren ein frühes Glamourpaar. Bis sie nach einer Drogenrazzia vor Gericht standen – und, wie das so ist, sie den Schaden in der Reputation hatte und er nicht.
Eigentlich hat Faithfull Literatur studiert, und lebenslange Liebe zum Wort merkt man ihrer Musik auch an. Ihr letztes Album widmete sie romantischen Dichtern. Es sei ihr „Traumalbum“, das sie 50 Jahre lang aufnehmen wollte, sagte sie damals, 2021. 21 Alben hat sie eingespielt, und die Texte zu einigen Stones-Songs geschrieben.
Ihre Karriere war von Tiefschlägen – sie war einmal obdachlos und wurde zu Unrecht beschuldigt, in den Tod von Jim Morrison verwickelt zu sein – und zahlreichen Comebacks geprägt. Das letzte 2007, als sie mit dem Film „Irina Palm“ auf der Berlinale reüssierte und danach wieder auf Tour ging.
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In den 1960ern ein Paar: Mick Jagger und Marianne Faithfull
Sie war Allrounderin, eigentlich eine Vielbegabte und an den Höhepunkten ihrer Karriere Vielbeschäftigte: Sie war als Model tätig, spielte mit Alain Delon im Film „Nackt unter Leder“ (1968), sie hat mit Metallica und Nick Cave gesungen und nach dem Mauerfall bei Pink Floyds „The Wall“ in Berlin.
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