Wirtshausstimmung
Ähnlich abwechslungsreich geht es dann auch in der knapp eineinhalb Stunden dauernden Show zur Sache. Marco Pogo steht sonnenbebrillt im Blondie-T-Shirt vor einem funkelnd-glitzernden Plastik-Girlanden-Vorhang, den er sich vom Diskonter-Möbel-Einrichtungsgeschäft besorgt hat. Daneben steht eine Miniversion einer Tiki-Bar, wo er dann immer wieder mal Platz nimmt – und erzählt. Etwa von einem Besuch in einer Augenklinik, der depperten Handysignatur (eigentlich eine super Sache, würde sie funktionieren), der chinesischen Mafia, abgebrochenen Konzerten, weil ein Kärntner unbedingt einen Bauchfleck von der Bühne machen wollte, seinen Träumen, einen Sauffari (statt Safari) zu errichten, wo dann Einheimische in Tierkostümen die Leute bespaßen. Die Steirer, so Pogo überzeugt, würden sich dabei besonders gut als bellende Antilopen machen. Das gefällt dem Publikum, die Wirtshausstimmung bei Bier, Sachwerwürstel, Bauerntoast und Thunfischsalat passt.
Das sei auch gut so, denn auch wenn es gerade nicht viel zu lachen gibt, sollte man lachen, weil sonst ist der „Sch**ß“ ja nicht auszuhalten. Pogo meint damit das todbringende Virus, das in den frühen Pandemie-Phase täglich mit „I am from Austria“ aus den Lautsprechern der Polizei (!) bekämpft wurde. Das Virus war davon nicht beeindruckt, die Menschen nachhaltig verstört. Genervt ist Pogo dann auch vom Skihüttenland, in dem er lebt, in dem sich die Menschen furchtbar aufregen, wenn der Liter Benzin an die 2 Euro kostet, aber dann trotzdem ihren SUV mit „Fuck you Greta!“-Pickerl vom ersten in den zweiten Bezirk „umewuchten“. Applaus.
Dann, wenn sich Pogo in Rage redet, pointiert und herrlich angefressen die gesellschaftlichen und politischen Verwirrungen am Punkt bringt, ist der Abend eine Bereicherung. Auch seine Tagebucheinträge als Bundespräsident haben Witz. Er berichtet im Jahr 2056 von Verpflichtungen. So muss er zum Beispiel nach Tirol, wo er als Staatsoberhaupt die heimische Orangen-Saison eröffnen wird. Die ÖVP liegt unter der 4-Prozent-Hürde, so die parteiintern frisierten Wahlumfragen. Es gibt Witze über Gernot Blümel, der seine Inkompetenz durch die Verwendung eines Taschenrechners relativ einfach kaschieren hätte können. Oder Herbert Kickl, der im Jahr 2056 aus seinem Bunker twittert: "Schleicht‘s euch es Owezahra. Geht‘s ham in die Sahara." Wobei hinzuzufügen ist, dass die Sahara auf Grund der Erderwärmung mittlerweile im Burgendland beginnt.
Nach einem gemeinsamen Parteiraten - "Gibt‘s die Partei der Kreativen Oliven?" - erzählt Pogo dann noch von der Entstehungsgeschichte der Bierpartei: „Wo ein Wille, da Promille“. Als Zugabe liefert Pogo dann noch den „Inkompetenz-Kompensions-Kompetenz“-Song.
Das macht "Gschichtldrucker" dann zu einem guten, aber nicht gerade herausragenden Abend. Das Programm hat Längen. Menschen, die Marco Pogos Buch kennen, kennen eben diese "Gschichtn" bereits, wissen also, wo und wann es lustig wird. Problematisch auch, dass Pogo etwas zu oft im seichten Witzeteich fischt und sich dadurch das Schmähniveau auf Villacher Fasching einpendelt. Also eh alles witzig, eh okay, aber eben auch ein bissl banal und zu wenig für einen überzeugenden, tiefgründigen, satirisch-kritischen Kabarettabend. Vielleicht reicht es dennoch für den Einzug in die Hofburg - Pardon! - "Hopfburg". Sollte sich das im Herbst dieses Jahres noch nicht ausgehen, dann spätestens 2056. Und dann will Pogo ein Präsident sein für alle Österreicherinnen und Österreicher und alle Menschen, die hier leben. Egal ob sie Bier, Wein, Prosecco oder Tschopperlwasser trinken.
Nächste Termine:
1. Juni - Orpheum, Wien
6. Juni - Orpheum, Wien
23. Juni - Orpheum, Wien
27. Juni - Kurpark, Baden
7. Juli - Treibhaus Open Air, Innsbruck
18. Juli - Praterbühne, Wien
5. September - Stadtsaal, Wien
Weitere Infos und Termine finden Sie hier.
Kommentare