"Manchester by the Sea": Von schierer Verzweiflung und entwaffnender Komik

Kyle Chandler (li.) und Casey Affleck als Brüder in "Manchester by the Sea"
Casey Affleck trauert in Kenneth Lonergans brillantem Drama um seine Familie.

Der Winter in Manchester by the Sea, Massachusetts, ist so eisig, dass man nicht einmal mehr Begräbnisse durchführen kann. Der Boden ist einfach zu hart gefroren. So muss die Leiche des alleinerziehenden Vaters Joe so lange im Tiefkühler warten, bis es Frühling wird.

Für seinen Teenagesohn eine schwere Herausforderung, und auch für Joes Bruder Lee: Dieser wollte nur zum Begräbnis des Bruders in die Heimatstadt zurückkehren, in der ihn ein traumatisches Erlebnis niederschmetterte. Nun soll er bleiben und die Vormundschaft seines Neffen übernehmen – eine Aufgabe, der er sich keineswegs gewachsen fühlt. Kenneth Lonergans feinzieseliertes Porträt eines trauernden Mannes und seiner inneren Verwüstung schlägt alle Zwischentöne an – von schierer Verzweiflung bis zur entwaffnenden Komik. Casey Affleck bringt trotz – oder gerade wegen seiner Sprachlosigkeit ganze Gefühlswelten zum Schwingen. Ein Meisterwerk der Emotionen, verortet im klaren Realismus eines working class Fischerstädtchens in New England.

INFO: USA 2016. 137 Min. Von Kenneth Lonergan. Mit Casey Affleck, Michelle Williams.

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