Man liest über die Piaf, und sie singt dazu
Die Marseillaise ist in Frankreich das populärste Lied, keine Frage. Aber danach kommt gleich „La vie en Rose“, die Liebe ist der siebente Himmel, jaja.
Hinter dem Autorenpseudonym Michelle Marly steckt Micaela Jary, die Tochter des Filmkomponisten Michael Jary („Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“). Sie kennt die leidenschaftliche Kraft der Musik.
Édith Piaf ist Musik. Marly braucht sich also nicht sehr um eine Sprache der großen Gefühle zu bemühen. Man hört sowieso die Piaf in jedem Satz singen, so akzeptiert man sogar den faden Buchtitel „Madame Piaf und das Lied der Liebe“.
Für den Roman wurden gute Jahre der Sängerin gewählt. Nicht die Kindheit auf der Straße, nicht das Altern mit Alkohol, Morphium. Tabletten.
Sondern 1945,1946, als sie Häuser füllte und einen mageren, seltsamen Sänger mit Cowboyhut förderte – geboren in einem Dorf bei Florenz, aufgewachsen in Marseille, und den Dialekt (der angeblich nach Knoblauch riecht), den hat sie ihm wegtrainiert. Geliebt hat sie ihn auch (und dann frei gegeben). Wie Fred Astaire wollte er sein.
Aus ihm wurde Yves Montand . Schlecht?
Der Roman besticht durch Details. Beispiel: Piaf neigte beim Handgeben den Daumen nach unten. Solche Kleinigkeiten bringen das Buch zwar nicht zum Fliegen, aber es scheint zu flattert ... wie es bei Édith Piafs Hand aussah.
Michelle
Marly:
„Madame Piaf und das Lied der Liebe“
Aufbau Verlag.
448 Seiten.
13,40 Euro.
KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern
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