Männer und Frauen im flotten "Totalverkehr"
In den „geschlechtlichen Totalverkehr“ schickte Skandalautor Werner Schwab die wechselnden Protagonisten in seiner Variation auf Arthur Schnitzers berühmt-berüchtigten „Reigen“. Was schon 1920 skandalumwittert war, führte der 1994 mit nur 35 Jahren verstorbene Grazer Dichter in seiner Version in die totale Illusionslosigkeit. In „Der reizende Reigen des reizenden Herrn Arthur Schnitzler“ begegnen Männer und Frauen einander laut Schwabs Vorgaben mit „abschraubbaren Geschlechtsteilen“ und bewerfen sich gegenseitig mit einer Kunstsprache, die umso mehr über das Leben erzählt.
Wortschwanger
Dieses unerhört wortschwangere Stück Theater wird im Wiener Rabenhof in einer comicbunten Szenerie leichtfüßig auf die Bühne gebracht. Unterstützt von frickelig-pulsierenden Insekten-Sounds von Wolfgang Schlögl.
Katharina Straßer und Christian Dolezal geben sich in wechselnden Rollen nicht nur die Klinke in die Hand, sondern auch Bananen, Klobesen und Plastikdildos, die das in jeder Szene unausweichliche Kopulieren bis ins Groteske symbolisieren.
Temporeich
Andy Hallwaxx’ temporeiche Inszenierung unterhält prächtig. Das ist letztlich auch der Wandlungsfähigkeit von Straßer und Dolezal zu verdanken, die Schwabs Huren, Politikern, Friseusen oder Ehemännern jeweils in kürzester Zeit pralles Leben einhauchen.
Als eine Art Alter Ego Schwabs tritt ein Dichter auf, der sich beklagt, dass seine Stücke an den Theatern „fortübersetzt“ werden. Nach der bejubelten Rabenhof-Premiere kann man nur hoffen, dass Schwab vermehrt auf die Spielpläne zurückkehrt.
„Eine Lust hat niemals eine Vergangenheit“, schrieb er.
Sätze wie diese haben zeitlose, fast schon klassische Gültigkeit.
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: "Der reizende Reigen des reizenden Herrn Arthur Schnitzler" von Werner Schwab, Regie: Andy Hallwaxx, Musik: Wolfgang Schlögl, Ausstattung: Judith Leikauf und Karl Fehringer, Mit Katharina Straßer und Christian Dolezal; Rabenhoftheater, Wien 3, Rabengasse 3, Weitere Vorstellungen: 17.-19., 27., 28.4., 8., 9., 18., 24., 25.5., 20 Uhr, Karten: 01 / 712 82 82, www.rabenhoftheater.com
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