So rappt der 40-Jährige in „Faithful“ von seinem kurzen Rückfall in die Sucht. Schon mit 20 Jahren wäre Macklemore beinahe an seiner Drogensucht gestorben, war seit 2008 clean, verfiel aber während der Pandemie wieder dem Alkohol. „Corona hat meine Routine mit dem 12-Stufenprogramm unterbrochen, denn die Meetings wurden auf Zoom verlegt, was damals ganz neu war. Bald habe ich da nicht mehr mitgemacht. Dadurch habe ich mich nicht mehr als Teil einer Gemeinschaft gefühlt, was sehr leicht zu Rückfällen führt. Das war zwar eine absolut düstere, schwarze Zeit für mich, sie hat aber nicht sehr lange gedauert.“
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In „I Need“ porträtiert Macklemore toxische Männlichkeit und die Idee, sich nur als Mann zu fühlen, wenn man Frauen objektiviert, mehr aber noch die Konsumgesellschaft generell. „Es steckt schon auch ein wenig Kritik an dem System in dem Song“, sagt er. „Aber hauptsächlich erzähle ich, wie wir konditioniert werden. So, dass wir denken: Wenn ich dieses Auto, diese Frau, oder diese Summe an Gehalt habe, werde ich glücklich sein. Aber all diese Dinge sind flüchtig und auf keinen Fall nachhaltig. Und wenn wir uns nur darauf verlassen, um ein Gefühl von Identität und von Selbstwert zu haben, werden wir immer nur mehr und mehr davon wollen. Denn Materielles hat vergänglichen Wert und kann diese Lücke nicht füllen. Das können nur sinnstiftende Werte.“
Diese Einstellung versucht Macklemore auch in seinen Kindern zu wecken – obwohl der zweijährige Hugo, die fünfjährige Colette und die achtjährige Sloane noch sehr jung sind.
„Sloane weiß schon von gewissen Modemarken, aber sie ist noch nicht an dem Punkt, wo sie sich damit identifiziert“, sagt er. „Was ich ihr und den anderen Kids mitgeben will, ist: Es ist okay, das und das haben zu wollen. Das ist nur natürlich, wenn man ein Mensch ist. Aber lass das nicht deine Identität bestimmen. Und das kommuniziere ich in kleinen Momenten. Wenn Sloane zum Beispiel sagt, ich will neue Schuhe. Dann sage ich, okay, aber du brauchst sie jetzt nicht. Lass uns ein Foto davon machen, das aufheben, und wenn du sie zu deinem Geburtstag immer noch haben willst, werden wir eine Lösung finden.“
In solchen Momenten denkt Macklemore auch viel an seine eigene Kindheit. Denn auch seine Eltern haben ihm ähnliche Werte beigebracht. „Allerdings war es damals ein bisschen anders, denn ich bin in armen Verhältnissen aufgewachsen, wir hatten nie das Geld dafür. Vieles, was ich wollte, war einfach zu teuer. Aber meine Kids wissen, dass ich mir das leisten kann und genug Geld da ist. Also muss ich mit meinen Kids umso mehr die Werte priorisieren, die den Geist und die Seele nähren und nicht den Materialismus.“
Bei allem Sendungsbewusstsein überwiegen in Macklemores Festival-Show aber die spaßigen Tanzsongs, die einfach nur gute Laune machen. Und natürlich hat er am FM4-Frequency auch seine mit Ryan Lewis aufgenommenen Hits „Thrift Shop“ und „Can’t Hold Us“ im Programm – Songs, die ihn weltberühmt gemacht haben.
„Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich diese beiden einem Typen in der höchsten Chefetage bei Atlantic Records vorgespielt habe – einem hoch bezahlten, respektierten Mann, der neue Künstler für das Label finden sollte. Er sagte: ,Ich kann mit diesen Songs nichts anfangen, niemand wird sie im Radio spielen wollen!`“
Heute sieht Macklemore diese Ablehnung als „den größten Segen“, weil er dadurch ungeachtet des Millionen-Publikums immer ein Independent-Künstler geblieben ist. Er nützt die Vertriebswege einer internationalen Plattenfirma, ist aber in Bezug darauf, welche Songs er wann und wie veröffentlicht, seit jeher sein eigener Chef.
„Ich bin schon jemand, der sich gern an der Konkurrenz misst“, erklärt er. „Aber ich will da als die beste Version von mir selbst mithalten. Und die ist nicht auf den roten Teppichen oder in einer Diskussion auf Twitter, oder bei den Grammys, wo Major Labels ihre Künstler sehen.“
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