Macklemore liefert Hip-Hop-Party mit Botschaft
„Wir werden heute schwitzen. Wir werden unsere Stimme verlieren. Wir werden tanzen, dass morgen der Körper schmerzt.“
Macklemore, der US-Rapper, der als Ben Haggerty geboren wurde, begrüßt so sein Publikum in der Wiener Stadthalle. 8000 sind gekommen, um den 39-jährigen Stimmungsmacher mit Gewissen zu sehen, der es so gut versteht, eine ausgelassene Hip-Hop-Party für den Spaß im Hier und Jetzt zu schmeißen, den Fans dabei aber immer auch etwas zum Nachdenken mitzugeben.
Macklemores verbales Einschwören der Wiener auf die „verrückteste Show der Tour“ hätte es vermutlich gar nicht gebraucht. Die australische Singer/Songwriterin Tones And I hat im Vorprogramm die Stimmung so perfekt angeheizt, dass er sich jetzt nicht mehr groß darum bemühen muss.
Vielleicht aus Dank dafür holt er sie für seinen ersten Song „Chant“, das mit ihr aufgenommene Manifest für das jüngste Album „Ben“, auf die Bühne. Es ist einer seiner nachdenklichen Songs. Macklemore reflektiert darin darüber, wie er während der Pandemie dachte, dass seine Karriere vorbei sein könnte und sich dann doch wieder aufrappelte, um weiter zu machen, was er so liebt.
Sein mit Ryan Lewis aufgenommener Hit „Thrift Shop“ kommt gleich danach, ist so früh in der Show vielleicht etwas verschossen.
Was dabei aber auch gleich deutlich wird: Der Sound in der Stadthalle ist nicht überall gut. An vielen Stellen wummern die mächtigen Bässe alles zu – so, dass die Kleidung auf der Haut vibriert, aber Macklemores leidenschaftliche Raps nicht mehr zu verstehen sind.
Das ist schade, denn mit „Same Love“, einem Plädoyer für die Rechte der LGBT-Gemeinschaft, oder „Otherside“ über Macklemores Kampf gegen die Drogensucht und die Angst, daran zu sterben, liefert er die eindrücklichsten Momente dieses Abends.
Das liegt auch daran, dass dabei die Bläser, die Sänger und der Drummer zum Einsatz kommen, die sonst häufig nur zu den von der Festplatte kommenden Beats um den Star herum hüpfen und die Bühne bevölkern statt bespielen.
In der Zugabe wird bei „Tail Lights“ noch einmal deutlich, wie schade es ist, dass die großartigen Musiker, die Macklemore dabei hat, nicht öfter zum Einsatz kommen. XP singt mit seiner Soulstimme den melodiösen Part, dass die Gänsehaut kribbelt.
Am Ende hat es der Stimmung in der Stadthalle keinen Abbruch getan, dass Macklemore die meiste Zeit zu Konserven-Beats gerappt hat. Die Momente, die in Erinnerung bleiben, sind trotzdem die, bei denen die Musiker den Songs mit Live-Beiträgen mehr Lebendigkeit eingehaucht haben.
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