"Macbeth" mordet nicht im Fernsehen

"Macbeth" mordet nicht im Fernsehen
Salzburger Festpiele: Das Giganten-Treffen bei der Verdi-Premiere findet exklusiv in der Felsenreitschule statt. Der ORF ist "verbittert".

Es ist die publikumsträchtigste Produktion der Salzburger Festspiele. Verdis "Macbeth", das Drama rund um den Feldherren Macbeth und seine intrigante Lady, wartet mit zwei Theatergiganten auf: Es wird die letzte Oper sein, die Stardirigent Riccardo Muti in Salzburg leitet - nach 40-jähriger Operntätigkeit an der Salzach betont er, dass damit nun Schluss sei. Und Regie-Titan Peter Stein - er leitete von 1992 bis 1997 die Sparte Schauspiel bei den Festspielen - kehrt für den "Macbeth" in die Felsenreitschule zurück.

Glücklich, wer dafür eine Karte hat: 1437 Zuschauer finden in der Felsenreitschule Platz. Alle Folgevorstellungen sind ausverkauft. Und auch im nächsten Jahr gibt es für Opernliebhaber keine Chance, das bildgewaltige Shakespeare-Spektakel zu sehen: Der künftige Salzburg-Intendant Alexander Pereira will keine Wiederaufnahmen ansetzen.

Dabei hätte dieser Opernabend ein großes Publikum ansprechen können. Das hat jedoch diesmal keine Chance, sich mit einer Liveübertragung im ORF zu trösten. Im Rahmen des groß angekündigten televisionären Festspielsommers wurden zwar Operette aus Mörbisch, Oper aus Bregenz, Konzerte aus Schönbrunn und Grafenegg gezeigt, die Salzburger Renomee-Produktion bleibt den Zuschauern aber heuer vorenthalten.

Die nachfolgenden Bilder in der Dia-Show kann man also nicht im TV sehen:

Enttäuschung bei ORF-Programmchef Lorenz

"Macbeth" mordet nicht im Fernsehen

Der Grund: Es soll Differenzen über Vertragsdetails zwischen Riccardo Muti und dem ORF gegeben haben. "Ich bin verbittert", sagt ORF-Programmchef Wolfgang Lorenz. "Macbeth ist die zentrale Produktion der Festspiele. Es ist das erste Mal, dass wir das nicht übertragen
können. Wir haben uns seit Monaten darum bemüht. Wir hatten Zusagen von den Wiener Philharmonikern und von Peter Stein. Wir hatten Technik und Personal schon vor Wochen auf Schiene. Die Übertragung ist aber an Riccardo Muti gescheitert. Seine Agentur hat uns immer vertröstet. Ich bin mehr als enttäuscht."

Aus Mutis Umfeld war dazu keine Reaktion zu bekommen. Der Maestro konzentrierte sich am Tag vor der Premiere auf die Kunst statt auf mediale Debatten.

Oper im TV hatte zuletzt auch quotenmäßig gut funktioniert: Erst im Frühjahr hatte Donizettis "Anna Bolena" aus der Staatsoper mit Anna Netrebko 440.000 Seher erreicht. Legendär sind die Salzburger-Opernübertragungen der "Traviata", von "Figaro" etc. Die "Frau ohne Schatten" wurde heuer nur auf 3sat ausgestrahlt.

Die Premiere: Verdis "Macbeth"

Die Produktion: In der Salzburger Felsenreitschule, die seit Kurzem ein neues Dach hat, hat am 3. August (19.30 Uhr), die Neuproduktion der Oper "Macbeth" von Giuseppe Verdi Premiere. Darin geht es um General Macbeth, der nach einer Hexenprophezeiung, angetrieben von seiner machthungrigen Frau, zum Mörder und zum König wird. Am Pult der Wiener Philharmoniker steht Riccardo Muti, Regie führt Peter Stein.

Die Sänger: In der Titelpartie ist Zeljko Lucic; zu hören, Tatiana Serjan gibt die Lady Macbeth. Dmitry Belosselskiy singt den Banquo, Giuseppe Filianoti den Macduff. Sämtliche sieben Folgeaufführungen sind ausverkauft.
Ö1 überträgt live (Mittwoch, Ö1, 19.30 Uhr).

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Kritik

  • Hintergrund

  • Tipp

  • Kritik

  • Hintergrund

Kommentare