"Macbeth" als afrikanischer Warlord

Im Kongo tobt der Bürgerkrieg: „Macbeth“ einmal anders gesehen
Kritik: "Macbeth" nach Verdi, von Brett Bailey

Mit Oper hat Brett Bailey eigentlich nichts am Hut. Das betont der südafrikanische Regisseur immer wieder. Ein Werk aber hat den vielseitigen Künstler nicht mehr losgelassen: Giuseppe Verdis "Macbeth". Zwei Mal hat Bailey diese Oper bereits inszeniert; im Odeon ist nun im Rahmen der Wiener Festwochen Baileys dritte Auseinandersetzung mit "Macbeth" zu sehen. Diese führt direkt in den Kongo, wo Krieg, Mord und Massaker auf der Tagesordnung stehen.

Bailey, der auch für die Ausstattung (ein Spielpodium und Projektionen) zuständig ist, hat Verdi extrem gestrafft, Fabrizio Cassol hat noch zusätzliche, von afrikanischen Rhythmen inspirierte Musik geschaffen. Macbeth ist bei Bailey ein sehr heutiger Warlord, seine Lady gibt schon mal einen Song unter einer Disco-Kugel zum Besten und ist der Inbegriff einer Diktatoren-Gattin.

Ausbeutung

Die Hexen stehen bei Bailey auch für die Macht fremder Großkonzerne, die den Bürgerkrieg schüren und den Despoten eine Zeit lang halten, um an die Bodenschätze zu kommen. Vom übrigen Personal der Verdi-Oper ist nur noch Macbeths Opfer Banquo einem Sänger zugeordnet; ein Chor ist für alles Übrige zuständig. Und auch Happy-End gibt es bei Bailey keines. Zwar fällt Macbeth letztlich im Kampf, zwar wird die Lady wie bei Shakespeare und damit Verdi wahnsinnig und stirbt – der Kreislauf des Mordens, der Ausbeutung aber geht weiter. Bilder von toten Kindersoldaten illustrieren das.

Naturstimmen

Das alles klingt ein wenig aufgesetzt, funktioniert aber sehr gut. Denn Baileys Künstler haben Not, Elend, Flucht und Vertreibung am eigenen Leib erfahren, wie biografische Einschübe zeigen. Und sie können alle wirklich singen. So hat Owen Metsileng als Macbeth eine fabelhafte, große Naturstimme und gibt den mit Maschinengewehr bestückten Warlord mehr als überzeugend. Als Lady wird Nobulumko Mngxekeza intensiv wahnsinnig – sie zeigt den Wandel von der biederen Hausfrau zur Blut fordernden Furie eindrucksvoll. Als Banquo ist Otto Maidi erst Kumpel, dann Opfer. Politik fordert eben manchmal Tote.

Ausgezeichnet das klein besetzte No Borders Orchestra unter der Leitung von Premil Petrović, das Verdi (und Cassol) richtig rocken lässt. Das Publikum dankte zuletzt allen Beteiligten mit Ovationen.

KURIER-Wertung:

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Eroeffnung der Wiener Festwochen 2013
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