Untersagt sind auch „Veranstaltungen“ zur „Unterhaltung, Belustigung, körperlichen und geistigen Ertüchtigung und Erbauung“. Explizit erwähnt werden unter anderem kulturelle Veranstaltungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Kongresse.
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer wandte sich am Samstagnachmittag direkt an die Künstler und Kulturbetriebe: "Eine weiter ansteigende Ausbreitung des Virus hätte Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem, die wir unter allen Umständen vermeiden müssen. In den nächsten Wochen – bis Ende November – werden wir leider auf einen Großteil des Kulturlebens wieder verzichten müssen. Ich bedaure das zutiefst, weil ich weiß, wie wichtig Kultur für unser Leben ist. Geschlossene Kulturbetriebe sind eine Katastrophe. Sie sind aber derzeit notwendig, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Auch mir blutet deshalb das Herz. Es braucht jetzt aber eine gemeinsame Kraftanstrengung der gesamten Bevölkerung, um die Ausbreitung des Virus wieder in den Griff zu bekommen."
Mayer weiter: "Ich arbeite weiterhin mit aller Kraft daran, die Unterstützungsmaßnahmen im Kunst- und Kulturbereich so zu gestalten, dass Österreichs Kunst- und Kulturlandschaft auch diese erneute schwierige Phase übersteht. Mein erklärtes Ziel ist es, diese Landschaft in ihrer ganzen kreativen Kraft und Vielfalt zu erhalten."
Rachinger: Nachvollziehbare Maßnahmen
Zunächst waren im Entwurf der Verordnung die Museen vom Lockdown ausgenommen. Doch im Endeffekt dürfen nur die Bibliotheken offenbleiben. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek, kann die Maßnahmen nachvollziehen. „Um studieren zu können, müssen die Bibliotheken zugänglich bleiben.“ Wegen der Ausgangssperre werden aber wohl die Öffnungszeiten um zwei Stunden verkürzt – auf 19 Uhr.
Die Museumsschließungen hält sie für verkraftbar. „Wir haben in unseren musealen Einrichtungen“ – vom Prunksaal bis zum Literaturmuseum – „einen Besucherrückgang von fast 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sodass ich mir keinen großen Andrang im November erwarten würde. Einen Lockdown von vier Wochen kann man also mittragen.“
Ähnlich argumentiert Peter Aufreiter, Direktor des Technischen Museums und derzeit Sprecher der Bundesmuseumsdirektorenkonferenz: „Wenn es denn sein muss, dann ist ein Lockdown jetzt besser als im Dezember.“
Rollig: Verständnis für die Schließung
Belvedere-Direktorin Stella Rollig zeigt Verständnis für die Schließung der Museen im Rahmen der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronainfektionen: "Dieses Ziel hat absolute Priorität. Zwar verfügt man in den Museen über erstklassige Sicherheitskonzepte, doch sind alle gesellschaftlichen Einrichtungen aufgefordert, zur Reduzierung von physischen Kontakten und Bewegungen im öffentlichen Raum beizutragen.
Der finanzielle Schaden ist bereits durch die bisherige Krise so groß, dass er nicht ohne umfassende Staatshilfe bewältigt werden kann. Wenn die Maßnahmen zu einem früheren Aufschwung führen, kann durch einen Lockdown der Gesamtzuschussbedarf sogar geringer ausfallen."
Schröder: Enttäuscht und traurig
„Enttäuscht und traurig“ zeigte sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, dass die Museen „entgegen dem Entwurf der Verordnung nun doch geschlossen werden müssen“. Man habe verabsäumt, die Voraussetzungen differenziert zu betrachten. Gerade die Museen hätten sich in den vergangenen Monaten vorbildlich verhalten.
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM), meinte, dass sie „natürlich nicht“ einverstanden sei mit der Entscheidung der Politik, im Zuge des Lockdowns nun auch die Ausstellungshäuser zu schließen. „Wir sind sehr getroffen, dass die Museen schließen müssen.“ Aber nun sei eben ein nationaler Kraftakt gefragt.
Theaterproben erlaubt
Gestattet werden, was den Bühnen wichtig war, die Proben. Christian Kircher, Chef der Bundestheaterholding, betont erneut, dass es in der Staats- und Volksoper sowie im Burgtheater keine Infektionsketten gab. Angesichts der aktuellen Situation müsse man aber die Maßnahmen zur Kenntnis nehmen. Die Premieren werden daher auf die Zeit nach dem Lockdown verschoben: „Hoffen wir, dass die Zahlen wieder sinken!“
Pressekonferenz abgesagt
Eigentlich wollte Kay Voges, der neue Direktor des Volkstheaters, am Montag seine Pläne bekanntgeben. Doch die Pressekonferenz wurde abgesagt. Denn es gibt einen positiven Corona-Fall in der Dramaturgie ...
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