Sie passte natürlich, eingebettet in die Blut-und-Boden-Ideologie, auch zum Bild der modernen Frau in der NS-Zeit. Daher braucht es schon auch spitze Finger, wenn man sich heute des Stoffes annimmt. Die Dramatisierung von Felix Mitterer im Dialekt aus 1993 bietet eine solide Grundlage – und Sara Ostertag machte daraus in den Linzer Kammerspielen eine großartig grelle Revue. Die 100-minütige Inszenierung beschränkt sich auf ein Minimum an Dialogen, im Zentrum steht, wie schon bei mehreren ihrer Produktionen, die Multiinstrumentalistin Jelena Popržan: Auf einem „Hochstand“ im Hintergrund untermalt sie das turbulente Treiben mit singenden Gläsern, langen Metallsaiten an Trommeln und ihrer Bratsche, die sie wie einen Kontrabass zupft.
Verarbeitet werden Walzer, Gospel, Jodeln und Volkslied, „I’m on Fire“ von Bruce Springsteen und auch der Song „Let It Go“ aus dem Disney-Musicalfilm „Die Eiskönigin“. Geht es doch um brennende Liebe und Brandstiftung wie um Eiseskälte im Herzen. In Videoeinspielungen lodert das Feuer, auf der Drehbühne von Nanna Neudeck, einer schroffen Gebirgslandschaft aus Holzbohlen, sorgen Eisbrocken für mitunter unfreiwillige Artistik-Einlagen.
Ostertag baut zudem etliche Verfremdungseffekte ein: Die Männer spielen mit Kopftuch auch die Mägde und Mütter, die Geierwally ist älter als ihr Vater. Aber Daniel Klausner, ein Tiroler, brilliert sprachlich. Und Gunda Schanderer, die sich von einem Trotzkopf im Blaumann in eine rachsüchtige „Lady in Red“ verwandelt, brilliert. So geht wohl Volkstheater heute. Großer Jubel.
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