Frank Castorf: „Ich will ’ne offene, streitende Gesellschaft“

INTERVIEW MIT REGISSEUR FRANK CASTORF
Der Regisseur über Bevormundung, sein Maulheldentum – und das Stück „Schwarzes Meer“, das er heute in St. Pölten zur Uraufführung bringt

Frank Castorf streckt zur Begrüßung wie selbstverständlich die Hand aus. Coronaleugner ist er keiner, ein Sturschädel aber sehr wohl. Und so steht der Regisseur mit der Berliner Schnauze zu seinem Satz aus dem April 2020: „Ich möchte mir von Frau Merkel nicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss.“ Denn schon seine Großmutter hätte ihm als Bub beigebracht, reinlich zu sein.

Es geht ihm um die Verhältnismäßigkeiten der Maßnahmen. Und es sei ein Problem, dass wir zu viele unserer Freiheiten aufgegeben hätten: „Ick komm’ ja aus’n Osten, und deshalb merk ich die Bevormundung.“ Er hätte sie damals, in der DDR, nicht akzeptieren können – und könne sie auch jetzt nicht akzeptieren. Viele Menschen hängen am Tropfe des Staates. „Und jetzt heißt es: Ihr braucht nicht mehr so individuelle Freiheiten! Ick kann nur sagen: Wehret den Anfängen! Ich will ’ne offene, streitende Gesellschaft – im Parlament, aber auch außerhalb.“

 

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