War die erste Produktion vor allem als Stationen-Theater mit zahlreichen Parallelszenen angelegt, wo man selbst entscheiden musste, welchen Schauspielern man folgt, sind diese auf wenige reduziert und zu einer famosen Fassung, die zwischen großem Spektakel, Revue und feinsinnigstem Kammerspiel changiert, komprimiert.
Der Autor hatte sein Stück „Marstheater“ genannt, eine Anspielung an den Kriegsgott, geschrieben angesichts der Schrecken des Ersten Weltkriegs. Heute ist es das Stück zur Zeit. Plakate, die von der Knappheit an Weizen berichten, Inflation, rasant steigende Preise, der Einsatz von Waffen, die auch die Zivilbevölkerung vernichten.
Welttheater
Bei Manker manifestiert sich der Begriff „Welttheater“. Erheblichen Anteil daran haben auch seine ausgezeichneten Schauspielerinnen und Schauspieler. Wenn sich zu Beginn die Fenster im Saal im Erdgeschoss öffnen und die Schauspieler sich unter die Betrachtenden mischen, lassen sie das Publikum sofort Teil ihrer Welt werden.
Alle sprechen ohne Mikrofon, was heute fast an keinem Theater mehr vorkommt. Dennoch versteht man jedes Wort, Emotionen werden klar spürbar. Manker führt das Ensemble dezent im Hintergrund und spielt kurz mit als Major Bambula in der Szene im Restaurant Grüßer. Schauspielerische Virtuosität wird ganz nah erlebbar.
Etwa bei der „Ärzteversammlung in Berlin“, wenn Benjamin Spindelberger den Monolog eines Irrsinnigen hält. Er hebt diese Figur auf eine Meta-Ebene. Mit Verve verkörpert Johanna Bertl die Reporterin Alice Schalek und macht deren Kriegsversessenheit genuin spürbar. Mit kraftvoller Exzellenz agiert Rebecca Richter als von der Presse eingeschüchterte Schauspielerin Elfriede Ritter und als resolute Greislerin Chramosta (im Original ein Mann, hier gegendert).
Jede und jedem aus dem Ensemble (Alexander Abramyan, Fanny Fuchs, Ari Gosch, Gregor Hellinger, Gregor von Holdt, Robert Karolyi, Claudia Kohlmann, Thomas von Wallersbrunn) möchte man hervorheben. Auch die Musik setzt Manker famos ein. Die imposanten Klänge von Richard Strauss“ „Also sprach Zarathustra“ führen in den Kraus’schen Kosmos. Immer wieder ertönt silbrig Richard Wagners „Lohengrin“ und Auszüge aus Hans Zimmers Soundtrack zu „Dunkirk“. Jubel.Susanne Zobl
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