"Les Troyens" in London grandios inszeniert

"Les Troyens" in London grandios inszeniert
In einer Koproduktion der Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala und der San Franciso Opera wurde die Oper "Les Troyens" der erste Höhepunkt des London 2012 Festivals.

Zu dem umfangreichen und hochkarätigen Kulturprogramm anlässlich der Olympischen Spiele zählte auch die Aufführung der Oper "Les Troyens". Dieses zwischen 1856 und 1858 komponierte Hauptwerk von Hector Berlioz (auch Libretto, nach Vergils Äneis), stellt das Haus in künstlerischen wie technischen Belangen vor riesige Herausforderungen.
Lange galt es als szenisch unspielbar. Mit einer Aufführungsdauer von fünf Akten in fünfdreiviertel Stunden, rund 300 Mitwirkenden wie Schauspielern, Chor, Ballett, Orchester und 22 Gesangssolisten ist es ein schwer kontrollierbarer Dinosaurier.

Regisseur David McVicar verlegte den antiken Mythos in die Zeit der Komposition und fand zu einer spannenden Umsetzung des Epos über Äneas, der mit den Überlebenden aus dem brennenden Troja flieht, in Karthago auf Königin Dido trifft, diese sitzen lässt und schließlich zum Gründer Roms wird. McVicar schafft den Spagat zwischen den Szenenwechseln von Massenaufmärschen über Kämpfen bis zu intimen Begegnungen. Dirigent Antonio Pappano sorgt am Pult des Orchestra of the Royal Opera House für einen ausgewogen balancierten Klangrausch, dessen Qualitäten sich in Opulenz genau so wie in überraschender Sanftheit widerspiegeln.

Prächtige Ausstattung

Dazu vollbringen die Techniker Großes – nicht nur in Dimensionen, sondern auch mit der prächtigen Ausstattung von Es Devlin (Bühne) und Moritz Junge (Kostüme), allen voran das glänzende trojanische Pferd, geschmiedet aus Relikten von Waffe.

Bryan Hymel, Einspringer für den seit Wochen an einem Infekt laborierenden Jonas Kaufmann (der Anfang Juli wieder auf die Bühne zurückkehren will), ist ein stimmgewaltiger Énée, der die Ambivalenz zwischen dem siegreichen Helden und dem Mann, der Pflichtgefühl vor Liebe stellt, eindringlich gestaltet. Eva-Maria Westbroek gibt Didon als souveräne, an ihrer Liebe zu Äneas zerbrechende Königin der Karthager. Ausgezeichnet: Anna Caterina Antonacci als Cassandre.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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