Laura Karasek: „Die Sprüche sind überall gleich“

Laura Karasek: „Die Sprüche sind überall gleich“
In der Sommerpause übernimmt sie Böhmermanns Sendeplatz. Im Interview spricht die Moderatorin über ihre TV-Shows, Klischees, Champagner und Vater Hellmuth Karasek.

Satiriker Jan Böhmermann ist in der Sommerpause, seine Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ auf ZDFneo kehrt Ende August wieder auf die TV-Schirme zurück. In der Zwischenzeit bespielt eine andere den Sendeplatz: Laura Karasek.

Die Tochter des 2015 verstorbenen Literaturkritikers Hellmuth Karasek (bekannt u. a. aus „Das Literarische Quartett“) führt ab heute Donnerstag (22.15 Uhr) durch ihre Talk-Show „Zart am Limit“. Gedreht wird in einer Frankfurter Bar, wo es bei Drinks und Spielen um Themen wie Selbstzweifel, Partnerschaft und Kinder(wunsch) gehen soll.

Laura Karasek: „Die Sprüche sind überall gleich“

Es ist Karaseks erste eigene Sendung im Fernsehen – denn zunächst hat sie einen anderen Karriereweg eingeschlagen: Die 37-Jährige ist studierte Juristin, hat lange in einer Wirtschaftskanzlei in Frankfurt gearbeitet. „Ich war damit der Exot in meiner Familie“, erzählt Karasek im KURIER-Interview am Telefon. „Alle haben etwas Künstlerisches gemacht, außer mir.“

Zwischenzeitlich hat es sie aber immer wieder in die Kultur- und Medienbranche verschlagen, Karasek hat 2012 ihren ersten Roman „Verspielte Jahre“ veröffentlicht, schreibt Kolumnen für das deutsche Magazin Stern. Nun hat sie der Wirtschaftswelt endgültig den Rücken zugekehrt, um Fernsehen zu machen. Nicht zuletzt, weil der plötzliche Tod ihres Vaters sie daran erinnert habe, dass man Träume nicht ewig aufschieben könne.

Laura Karasek: „Die Sprüche sind überall gleich“

Hellmuth Karasek.

KURIER: Frau Karasek, man findet kaum ein Interview mit Ihnen, in dem Sie nicht nach Ihrem Vater gefragt werden – und ich mache das auch gerade. Stört Sie das manchmal?

Laura Karasek: Nein, ich liebe meinen Vater und habe damit überhaupt kein Problem. Ich habe mich ja nicht als „Tochter von“ im Champagnerbad gewälzt und die Autos poliert, die mein Vater in der Garage hatte. Es gibt natürlich Leute, vor allem im Internet, die versuchen, einen damit zu treffen. Aber niemand ist nur Tochter, niemand ist nur Sohn. Und am Ende des Tages macht es einen glücklicher, wenn man sich über solche Beschimpfungen nicht ärgert.

Das Thema Vater-Tochter-Beziehung beschäftigt Sie ja auch beruflich, bei „Vox“ führen Sie demnächst etwa durch das Format „7 Töchter“, wo es um das Leben mit prominenten Eltern geht.

Ich finde diese Familienthematik immer hochgradig spannend – ob in der Literatur oder im Fernsehen. Wenn offen darüber geredet wird, was im Familienleben los ist, welchen Schaden Familie auch anrichten kann, und wie uns die Kindheit aufs spätere Leben vorbereitet. Es gibt heutzutage viel Verlorenheit, Einsamkeit, Zerrüttung, und da braucht man das vielleicht, dass man sich überlegt: Was verdanke ich meinen Eltern, was bedeutet das, und was haben sie mir mitgegeben?

Was war es bei Ihnen?

Mein Vater hat mir unglaublich viel an Kultur mitgegeben. Ich bin als vierjähriges Kind mit ihm zu den Salzburger Festspielen gefahren. Meine Mutter hasst Opernmusik, und deshalb habe ich meinen Vater jeden Sommer nach Salzburg begleitet, wir waren auch immer am Wörthersee. Ich habe natürlich die ganze klassische Kultur durch ihn mitbekommen, wir haben Brecht gelesen, Ringelnatz und Rilke, haben klassische Musik gehört. Er war einfach ein guter Gesprächspartner – es war nie fad zu Hause.

Sie haben in Ihren Kolumnen für den „Stern“ immer wieder über die Vorurteile geschrieben, mit denen Sie als Frau in der Wirtschaftswelt zu tun hatten. Wie sieht es denn in der Medienbranche aus?

Ach, Vorurteile gibt’s überall, und die Sprüche sind überall gleich. Die Wirtschaftswelt ist natürlich noch konservativer, auf der anderen Seite aber auch sachlicher. In der Medienbranche gibt es vielleicht noch mehr Ellenbogen, weil es weniger Plätze für noch mehr Leute gibt. Dafür ist es auch nicht ganz so altmodisch und traditionell wie im Anwaltsjob, wo man sehr brav gekleidet sein muss. Aber ich hab’s auch überlebt, und es war eine wirklich schöne Zeit.

Was man Ihren Kolumnen entnimmt, waren Sie aber nicht immer ganz brav gekleidet.

Nein. Aber natürlich ist es noch immer schwer für Frauen, wenn sie auf ihre Optik reduziert werden und stets ihr Aussehen kommentiert wird. Sie dürfen bloß nicht zu hübsch sein, aber auch nicht zu hässlich, nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn, nicht zu sehr Mutter, aber auch keine Rabenmutter. Es ist ja immer was auszusetzen, und das geht mir auf die Nerven! Aber das ist in den Medien genauso wie als Anwältin.

Sie spielen ja auch bewusst mit diesen Klischees.

Natürlich. Als ich gemerkt habe, wie das die Leute irritiert und vor den Kopf stößt, habe ich mir gedacht: Das ist ja krass! Es war mir gar nicht so bewusst, dass Menschen so engstirnig sind oder so in Schubladen denken. Was man als Frau alles nicht machen darf! Trink’ nicht so viel, iss’ nicht so viel, und zieh’ dich nicht so nackig an. Irgendwann hab’ ich gesagt: Ich kann mich nicht diesen ganzen Gesetzen unterwerfen. Ich möchte so aussehen, so essen und so laut sein, wie ich will und kann dabei hoffentlich trotzdem ein rücksichtsvoller, liebevoller Mensch sein. Wenn man sich immer anpasst, dann wird sich nie was ändern.

Wann und wo man Laura Karasek im TV sehen kann

Die Talkshow „Zart am Limit“ ist ab heute (4. Juli) immer donnerstags um jeweils 22.15 Uhr bei ZDFneo zu sehen. Insgesamt soll es sechs Ausgaben geben.

Die Doku-Reihe  „7 Töchter“ läuft ab 9. Juli in drei Ausgaben immer dienstags um 20.15 Uhr bei Vox.

Kommentare