Landestheater Linz geht mit "Freiheit" in die nächste Spielzeit

Linzer Intendant Hermann Schneider
Der Spielplan für die Saison 2020/2021 sieht 38 Neuproduktionen vor.

Das Landestheater Linz, das wegen Covid-19 seit dem 10. März Aufführungen abgesagt hat, geht mit dem Motto "Freiheit" in die kommende Spielzeit 2020/2021. Das Motto war schon lange vor der Krise gewählt worden, habe aber zuletzt eine sehr konkrete Bedeutung bekommen, hielt c bei der Programm-Präsentation am Freitag in Linz fest.

Der Spielplan sieht insgesamt 38 Neuproduktionen vor, darunter zehn Uraufführungen, zwei Europäische Erstaufführungen und eine Deutschsprachige Erstaufführung. Dazu kommen vier Wiederaufführungen. Aus den neun Opernproduktionen ragen Beethovens "Fidelio" zum Saisonauftakt (ergänzt mit einem weiteren Frauenschicksal "Twice through the heart" von Mark-Anthony Turnage), dann die Belcanto-Oper "Romeo und Julia" von Vincenzo Bellini, Mozarts "Figaros Hochzeit" und "Die Jüdin" von Jaques F. Halévy heraus. Uraufführungen auf der Opernbühne sind die Neufassungen von Schuberts "Dreimäderlhaus" und Conradin Kreutzers "Melusine". Für Saisonende wird - in Zusammenarbeit mit den Opernhäusern von Zürich und Nürnberg - G. F. Händels "Rinaldo" angekündigt. Manches ist aber für die nächste Saison noch offen, wie z.B. die Dirigenten von fünf Opern.

"Piaf" und "Cinderella"

Die sechs geplanten Musical-Produktionen warten mit zugkräftigen Titeln auf, wie "Piaf", "Die Welle", und - als deutschsprachige Erstaufführung - "Wie im Himmel" (nach dem Erfolgsfilm). Im Sektor Tanz werden die in der laufenden Saison wegen der Corona-Pandemie nicht zustande gekommenen Produktionen "Cinderella" und "Credo" (eine Uraufführung von Urs Dietrich) nachgeholt, dazu kommt als weitere Uraufführung Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung", in der Choreografie von Tanz-Chefin Mei Hong Lin.

Im Schauspiel wird die neue Spielzeit am 25. September mit "Gefährliche Liebschaften" nach Choderlos de Laclos in einer Inszenierung von Susanne Lietzow eröffnet. Es folgt die Uraufführung von "Die Sedierten", ein Auftragswerk von Martin Plattner unter der Regie von Schauspieldirektor Stephan Suschke. Callcenter-Monologe von Stefanie Sargnagel erleben unter dem Titel "Binge Living" ihre Uraufführung im Jänner 2021, Regie Fanny Brunner. Suschke zeigt mit "Alte Meister" auch ein Stück nach Thomas Bernhard. Peter Wittenberg inszeniert Molnars "Liliom" und Sophokles "König Ödipus". Georg Schmiedleitner inszeniert "Der böse Geist Lumpazivagabundus" von Johann Nestroy. Weitere Klassiker auf dem Programm sind "Der zerbrochene Krug", "Biedermann und die Brandstifter" und "Geschichten aus dem Wiener Wald". Abschließend zeigt das Schauspiel die Österreichische Erstaufführung von "Schnee Weiß" von Elfriede Jelinek, Regie führt Katrin Plötner.

In der Reihe Junges Theater werden "Alice im Wunderland", "Bambi" und die "Weiße Rose" für Zuschauer aus unterschiedlichen Altersgruppen geboten. "Erwartung: Erster Schnee", nach der gleichnamigen Erzählung von Sophie Reyer erlebt als Europäisches Projekt seine Uraufführung im Mai 2021.

Spiel-Stopp als "völlige Amputation"

Schneider bedauerte die zuletzt erfolgte "völlige Amputation" des Theaters. Seine Bühnen waren "still und nutzlos". Die Künstler hätten nicht mehr singen, sich bewegen, in einen Dialog mit dem Publikum treten dürfen. Für die Zukunft werde es kein Leben nach Corona geben, sondern ein Leben mit Corona. Ähnlich äußerte sich Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) als Kulturreferent: Es sei gelungen, mit Corona zu leben, jedoch um ein hohen Preis in vielerlei Hinsicht. Kultur gehöre aber zur Gesellschaft und jetzt werde sie wieder erlebbar. Der Rahmen sei gegeben, die Entwicklung im Herbst sei aber ungewiss. Schneider und Stelzer betonen, dass man auf eine zweite Welle mit Flexibilität vorbereitet sei. Auch das Ticketing werde der jeweils aktuellen Situation angepasst. Dennoch sei ein Spielplan gelungen, der nicht nur herzeigbar sei, sondern auf den man stolz sei. Er sei ein Derivat von vielen. Einzelne ursprünglich vorgesehene Produktionen seien sogar in die nächste oder gar über-übernächste Saison verschoben worden. Beispielsweise Opern, die noch für die laufende "Corona"-Saison geplant waren - wie Parsifal oder eine Uraufführung von Michael Obst.

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