"La Bohème" überzeugt mit einer Top-Besetzung

Dirigent Andris Nelsons macht diese Spielserie zu einem Ereignis.

Auch das ist Wien. Anna Netrebko singt eine (hinreißende) Tatjana in „Eugen Onegin“, Elina Garanča und Roberto Alagna veredeln eine Repertoire-Serie von Massenets „Werther“, und zwischendurch steht Giacomo Puccinis „La Bohème“ in einer Top-Besetzung auf dem Spielplan der Staatsoper.

So soll es, so darf es in der Musikstadt Wien immer sein.

Denn es ist anderorts keineswegs selbstverständlich, dass bei Puccinis populärem Meisterwerk ein Dirigent wie Andris Nelsons am Pult des fabelhaften Orchester steht. Nelsons – der Dirigent wurde bereits vor Beginn von einer Verehrerin mit einer Rose bedacht – ist ein grandioser Gestalter, ein exzellenter Dramatiker. Einer, der aus Puccinis Liebesdrama alles virtuos herausholt. Dass zur selben Zeit (Reprisen der „Bohème“ gibt es am 23., 26., 29. April) die Wiener Philharmoniker im Musikverein spielten, sei nur am Rande vermerkt.

Beglückendes Unglück

Doch nicht nur Andris Nelsons macht diese Spielserie zu einem Ereignis. Mit Piotr Beczala ist einer der führenden Tenöre der Gegenwart als Rodolfo zu erleben. Herrlich lyrisch, aber mit allen Höhen interpretiert er diese Rolle. Darstellerisch ist Beczala auch brillant, vokal ebenso.

Seine Mimì ist die Sopranistin Kristine Opolais, die vor allem in der Sterbeszene zu beeindrucken weiß. Uneitel und stimmlich souverän berührt sie in jeder Szene. Extrem erfreulich: Anita Hartig als brillante Musetta, die in der szenisch liebevoll aufgefrischten (auch dafür ein lautes Danke!) Zeffirelli-Inszenierung für weitere vokale Impulse sorgt. Nicht minder überzeugend ist ihr Marcello in Gestalt von Marco Caria.

Eijiro Kai (Schaunard), Dan Paul Dumitrescu (Colline) und Alfred Šramek als Benoit bzw. Alcindor fügen sich in diesen Operngenuss perfekt ein.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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