Skeptisch
„Als man mich gefragt hat, ob ich die Musik für die Therme schreiben will, war ich skeptisch“, erinnert sich Blank im Interview mit dem KURIER. „In solchen Bädern hört man nämlich oft so triviale, belanglose Geschichten wie Keltenharfen und Panflöten, die zwischen Kitsch und Esoterik angesiedelt sind. Das wollte ich nicht machen. Aber dann konnt’ ich mir das Areal ansehen, bevor sie mit dem Neubau von Mario Botta begonnen haben. Da lagen die Grundmauern frei, und man konnte die 200 Jahre alten Anlagen sehen, die die Römer gebaut haben, als sie dort diese Quelle gefasst haben. “
Das fand Blank spannend. Begeistert hat ihn das Konzept der neuen Räume, das dunkle Solebad, in dem man wegen des Salzgehalts am Wasser liegen kann, oder der Kosmos-Raum, in dem die Gäste auf einer Liegeinsel entspannen, während auf einer LED-Wand ober ihnen Videos zu sehen sind, die in den Kosmos entführen.
Überzeugt, den Auftrag anzunehmen, hat den 72-Jährigen aber das immersive Soundsystem. „Das war faszinierend. Denn zum Beispiel im Wintergarten, der über zwei Stockwerke geht, gibt es viele verschiedene Lautsprecher, die ich einzeln ansprechen und auf jeden andere Sounds legen konnte. Das war ein Erlebnis wie damals, als ich als kleiner Junge ,Satisfcation’ von den Rolling Stones das erste Mal in Stereo gehört habe, wo die Gitarre von links, der Gesang von der Mitte und die Drums von rechts kamen. Im Wintergarten hast du in jeder Ecke einen ganz anderen Sound als in der Nächsten.“
Für manche Räume hat Blank 20 Minuten Musik geschaffen, für den Kosmos-Saal mehrere Stücke, die den jeweiligen Videos angepasst sind. Alles aber so, dass es in der Therme in Schleife abgespielt wird. Für das Album hat er manches dramatischer gemacht und jedem Track Anfang und Ende gegeben.
Ironisch
Tiefenentspannt, sagt er, fühle er sich nach dieser Arbeit: „Das war schon anders, als wenn ich Tracks für Yello komponiere, die Uptempo, ironisch und witzig sind.“
90 dieser Songs hat er für das nächste Album des Duos, das er 1978 mit Sänger und Texter Dieter Meier gegründet hat, in Arbeit. Trotzdem steht in den Sternen, wann es erscheint: „Ich bin tendenziell ein extremer Perfektionist und habe immer noch eine neue Idee, will Stücke weiter überarbeiten.“
Künstliche Intelligenz kommt in seinem Studio nicht zum Einsatz: „Wenn Maschinen Musik machen, fehlt die Tiefe der Seele. Deshalb macht mir diese Entwicklung keine Angst. Ich bin überzeugt, dass jeder, der sich mit den Beatles oder Mozart oder Rachmaninow beschäftigt, sofort spüren und erkennen kann, ob eine KI die Musik dieser Leute kopiert hat, oder ob das ein authentisches Stück ist. KI wird zum Beispiel in der Chirurgie sehr nützlich und wichtig werden, aber nicht in der Musik. Kunst kommt nicht von künstlich. Kunst kommt von menschlichen Impulsen und Charakteristiken, die in die Werke einfließen.“
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