Protest im Bademantel
Der Bademantel wurde danach rasch zu einem Protestsymbol gegen die Kulturpolitik der Slowakei. Rund 50 Menschen fuhren etwa vergangenen Donnerstag zu Šimkovičovás Privatwohnsitz in die direkt an Bratislava angrenzende nordburgenländische Gemeinde Kittsee, viele von ihnen demonstrativ im Bademantel.
Die Bedeutung des Slowakischen Nationaltheaters kann man im Vergleich zu Österreich so beschreiben, als wären Staatsoper und Burgtheater in einer Institution zusammengefasst. Die Opernaufführungen werden auch von österreichischem Publikum geschätzt. Die Gründe für seine Absetzung erfuhr Drlička erst im Nachhinein – über Soziale Medien. Der vom Ex-Direktor vehement zurückgewiesene Vorwurf: Er soll politischen Aktivismus betrieben haben. Vielleicht habe es der Ministerin aber nicht gefallen, dass sich die Schauspielsparte kritisch mit der Aufarbeitung der slowakischen Vergangenheit, insbesondere der Zeit der faschistischen (1939–1945) und kommunistischen Diktaturen (1948–1989) auseinandergesetzt hat. Sein Nachfolger Anton Bittner hat keine Erfahrung im Kulturmanagement.
"Anti-slowakischer" Biennalebeitrag
Alexandra Kusa wiederum - sie hat die Gründe für ihre Absetzung einer Presseaussendung entnommen – hat Martina Šimkovičová schon für den diesjährigen Biennale-Beitrag der Slowakei kritisiert, den sie für eine „Schande“ und einen „anti-slowakischen Akt“ hielt. In der Installation von Oto Hudec geht es um Bäume und wie man sie schützen kann.
Die von der Slowakischen Nationalpartei SNS für das Ministeramt vorgeschlagene Martina Šimkovičová ist seit Oktober Kulturministerin – und seit damals umstritten. Sie will eine „nationale slowakische Kultur“ ohne „Gender-Wahn“. Besonders die „LGBT-Agenda“ ist ihr ein Dorn im Auge. Sie ist der Meinung: „Europa stirbt aus, weil keine Babys mehr geboren werden, weil es so exzessiv viele LGBTQ+-Leute gibt“. Förderungen für Kulturprojekte mit queeren Inhalten will sie daher abschaffen. Martina Šimkovičová, 52, war vor ihrer Politkarriere Nachrichtensprecherin im größten slowakischen Privatsender, wurde aber nach migrantenfeindlichen Social-Media-Postings gekündigt. Anschließend wurde sie zu einer Galionsfigur der Verschwörungsszene.
Umbau des öffentlich-rechtlichen TV
Die aktuellen Entwicklungen erinnern an Prozesse in Orbans Ungarn, auch da wurde die Kultur- und Medienszene umgebaut. Auch in der Slowakei wurde kürzlich das öffentlich-rechtliche Fernsehen RTVS aufgelöst und zum patriotischen Staatssender umorganisiert.
Filmregisseurin Ivana Laučíková sagte der „Süddeutschen“ vor wenigen Wochen: „Sie (die Regierung, Anm.) haben ziemlich deutlich gemacht, dass sie Kunst und kulturelle Veranstaltungen zensieren wollen“. Der neue Begriff von der „slowakischen Kultur“ sei „extrem gefährlich“. Denn er bedeute, dass vermutlich Minderheiten in jeder Hinsicht ausgeschlossen werden könnten – die große ungarische Minderheit, Roma, und natürlich Homosexuelle.
Aus Österreich meldeten sich am Mittwoch Festwochen-Intendant Milo Rau und die künstlerische Leitungsgruppe des Schauspielhaus Wien - Marie Bues, Martina Grohmann, Tobias Herzberg, Mazlum Nergiz - zu Wort und forderten Robert Fico auf, die Entlassung rückgängig zu machen „um eine weitere Beschädigung des internationalen Ansehens der Republik Slowakei sowie des Kulturlebens Ihres Landes zu verhindern.“
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