Kulturhauptstadt: Bad Ischl 2024 mit siebenköpfigem Direktorium

Das Kurhaus in Bad Ischl stammt wie so vieles aus der Kaiserzeit
Jury lobte Erzählung von "Kultur als neues Salz".

Das Salzkammergut mit Bad Ischl an der Spitze wird Europäische Kulturhauptstadt 2024. Nach dem Zuschlag im November befinde man sich voll im Arbeitsmodus, sagt Projektkoordinator Stefan Heinisch im APA-Gespräch. Heuer erfolgt etwa die Gründung einer Kulturhauptstadt GmbH, die Bestellung eines siebenköpfigen künstlerischen Direktoriums und die Ausschreibung des Postens für den kaufmännischen Leiter.


Kurz vor Weihnachten hatte das Bewerberteam noch die schriftliche Begründung der Jury erhalten, warum das Salzkammergut mit Bad Ischl an der Spitze und nicht die Mitbewerber St. Pölten oder Dornbirn Kulturhauptstadt 2024 wird. Die „sehr hohe Qualität“ der Bewerbung wurde herausgestrichen. Die vorgeschlagene Erzählung „Kultur als das neue Salz“ habe das Format, „lokales als auch internationales Publikum“ zu berühren. Der Bottom-up-Ansatz, sprich regionale Themen in einen europäischen Kontext zu übersetzen wie etwa Hypertourismus (in Hallstatt), fand große Zustimmung. Die europäische Dimension des Programms - über Zentraleuropa und die deutschsprachigen Ländern hinaus - sollte noch erweitert werden, heißt es in der Summary.

In den ersten Wochen nach dem Titelerwerb war und ist bei dem Projektteam vor allem „ein Management der Erwartungshaltungen“ angesagt. Es gelte sowohl Fragen aus der Region als auch Anfragen zu Projektideen aus dem Ausland zu beantworten. Einige seien „etwas ungeduldig“, meint Heinisch. Aber erst ab Ende Jänner sollen Open Calls für die Projektideen und Informationsveranstaltungen losgehen. Künstlerische Bewertungen einzelner Projekte stehen noch nicht an.

Im kommenden Jahr gehe es um „die Handlungsfähigkeit“ von Salzkammergut 2024, damit ab dem zweiten Quartal „inhaltlich und programmatisch gearbeitet werden kann“, nennt Heinisch als erstes Ziel. Dazu müsse die Projektträgerschaft und die zukünftige Geschäftstätigkeit abgesichert werden und dies geschehe durch die Gründung einer Kulturhauptstadt GmbH. Man nehme die Empfehlung einzelner Jurymitglieder ernst, „nicht zu schnell am neuen Haus zu bauen, da es ein gutes Fundament braucht“, sagt er weiter.

Nach der Grundsteinlegung der GmbH folgt dann die Ausschreibung von Führungsfunktionen. Entgegen der Europäischen Kulturhauptstadt Linz09 wird für Salzkammergut 2024 kein Intendant bestellt. „Mit dem 'Stand-alone-Prinzip' hat es nicht immer positive Erfahrungen gegeben“, gibt Heinisch zu Bedenken. Die künstlerische Leitung für die Region Salzkammergut übernehme ein Direktorium aus sieben Personen, von denen vier noch heuer per öffentlicher Ausschreibung gesucht werden. Drei Personen sind bereits nominiert, sie stammen aus dem Bewerbungsteam, sagt Heinisch. Dies sind Petra Kodym und Heidi Zednik, die maßgeblich das Bidbook, das Bewerbungsbuch, mitgeschrieben haben, sowie Gottfried Hattinger, der langjährige - und mittlerweile ehemalige - Leiter des Festivals der Regionen. Er wisse daher auch, wie das Salzkammergut „tickt“. Dass er „mit an Bord ist“, sei vor allem wegen seiner internationalen Kontakte wichtig. Hattinger sei ein „Netzwerker“, der als routinierter Festivalleiter - nächstes Jahr wird er eines in Stuttgart kuratieren - wertvolle „Berufserfahrung“ mitbringe, so Heinisch. Die Mehrheit des künstlerischen Direktoriums soll aber aus auswärtigen Persönlichkeiten bestehen, „die die Gruppe bereichern, damit die internationale Strahlkraft gewährleistet wird“.

Getrennt davon wird dann heuer auch die Position des kaufmännischen Leiters ausgeschrieben. Er wird ein Budget von 30 Mio. Euro zu verwalten haben. Ein Drittel davon übernehmen Land Oberösterreich und die Steiermark. Von den aktuell 20 Gemeinden aus dem Salzkammergut befinden sich vier in der Steiermark. Entsprechend der Einwohnerzahl teilen sich die Bundesländer den Betrag. Ab heuer wird Oberösterreich sechs mal jährlich gut 1,4 Millionen Euro zuschießen und die Steiermark knapp 235.000 Euro. Weitere Details sollen mit Vertretern der jeweiligen Landesregierungen Ende Jänner festgelegt werden.

Wie groß der Kreis der teilnehmenden Gemeinden schlussendlich ist, kann Heinisch noch nicht sagen. In den Wolfgangsee-Gemeinden St. Gilgen, Strobl und St. Wolfgang laufen noch Überlegungen. Grünau im Almtal und Traunkirchen haben erst im Dezember ihr Mitwirken im Gemeinderat beschlossen, auch Pinsdorf überlegt noch. „Am 30. Juni 2020 muss die Regionalisierung der Kulturhauptstadtregion jedenfalls abgeschlossen sein“, stellt Heinisch klar. Bedenken aus dem künstlerischen Team nach dem Motto „umso größer, umso schwieriger“ gebe es natürlich. Allerdings verfolge man das Ziel, dass die Region durch „progressive Kulturarbeit“ zusammenwachse, was nur gelingen könne, wenn viele Gemeinden Teil dieses Prozesses seien.

Und welche Rolle wird Heinisch bei Salzkammergut 2024 übernehmen? „Flexibel“, wie dem Bewerbungsbuch zu entnehmen ist. Oder wie er es beschreibt: „Ich bin regionaler Botschafter für 'das neue Salz' und Brückenbauer.“
 

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